Felix Kammerer im Talk

„Österreich hat Rechtsruck salonfähig gemacht“

Adabei Österreich
21.12.2023 17:00

Gleich vier Oscars holte sich heuer der Antikriegsfilm „Im Westen nichts Neues“ mit Felix Kammerer in der Titelrolle. Seither stehen die Agenten mit Angeboten Schlange bei dem 27-jährigen Schauspieler. Am Set im Fernen Australien verriet er, wo er heuer zu Weihnachten ist und wie seine (sehr reflektierte) Wahrnehmung zur politischen Lage der Nation ist.

Unbestrittener Weise ist der 27-jährige Schauspieler Felix Kammerer seit seinem Auftritt im Antikriegsfilm „Im Westen nichts Neues“ eine unserer heißesten Aktien in der Traumfabrik Hollywood. Und so rührt es auch nicht von irgendwo her, dass Star-Regisseur Ron Howard („Da Vinci Code“, „Apollo 13“) bei seinem aktuellen Projekt neben einer Cast, die unter anderem aus Top-Mimen wie Ana de Armas, Jude Law und Daniel Brühl besteht, auch auf den aus Wien kommenden Kammerer setzt.

„Weigere mich abzuheben“
In der aktuellen Ausgabe von „NEWS“ spricht er ausführlich über sein Tun, seine Demut, trotz des rasanten Erfolges und seine Sicht der Dinge, wenn es um Europa und das kleine Österreich geht. Er tat es de facto wirklich aus der Ferne, dreht er doch aktuell in Australien und erfreut sich allerbester Schauspiel- und Filmangebot-Auftragslage: „Zurzeit bin ich beruflich glücklicherweise in einer sehr guten, privilegierten Situation.“ Der Sohn des Opernsängerpaares Angelika Kirchschlager und Hans-Peter Kammerer weiter: „Ich darf mit wunderbaren Menschen an großartigen Projekten arbeiten, von denen ich vor zwei Jahren nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Trotzdem weigere ich mich, abzuheben; ich glaube, mit Demut kommt man immer weiter als mit Stolz.“

Für immer in die USA, oder ins ferne Ausland zu übersiedeln, fiele ihm aber im Traum nicht ein. Er weiß, wo seine Wurzeln sind. Hier, in Österreich. Das ist auch der Grund, warum er die Strapazen des Fluges von Australien nach Wien auf sich nimmt, um zu Weihnachten bei seinen Liebsten zu sein. Also ist er somit auch wieder in Europa, das 2023 nicht viel Positives in der Politik abgeworfen hatte: „Ich verliere nie die Hoffnung an die Zukunft (…), sagt er in dem Magazin. Und weiter: „Es bleibt uns ja auch nichts anderes übrig. Zu politischen Entscheidungen will ich und kann ich mich auch gar nicht äußern. Dafür finde ich meine private Meinung auch massiv zu uninteressant. Dafür sind andere zuständig: im idealen und besten Fall vertrauenswürdige politische Vertretungen."

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Ich glaube, dass eine der größten Gefahren für unsere Gesellschaft von Menschen ausgeht, die die ,sogenannte Erinnerungskultur‘ anprangern (...)

Felix Kammerer im „News“-Talk

„Ich habe sehr wohl vermutet, dass so etwas noch möglich ist“, nimmt Kammerer den stetig steigenden Antisemitismus ins Visier, „Und würde alle Menschen, die da keine Gefahr sahen und sehen, um eine genauere Erklärung bitten. Ich glaube, dass eine der größten Gefahren für unsere Gesellschaft von Menschen ausgeht, die die ,sogenannte Erinnerungskultur‘ anprangern und vermeintlich einfache Lösungen für komplexe Probleme anbieten. Das macht mir Sorge, dagegen kämpfe ich an.“

„Jelinek gehen Vorlagen nicht aus“
Auch der Ruck nach Rechts in Europa lässt den Schauspieler nicht kalt: „Das hat schon längst beunruhigende Ausmaße angenommen. Wir vergessen dabei leider auch viel zu oft Österreich, das den politischen Rechtsruck ja quasi salonfähig gemacht hat. Auch dieses Land gehört zu den tendenziell rechts-reaktionären Staaten. Hier müssen Augen und Ohren offengehalten werden, um es beispielweise Ungarn nicht gleichzutun. Ich frage mich, wie viele Wiederholungen der gleichen Schwarz-Blau-Verknotung es braucht, bis dieses Land merkt, dass das leider keinen Fortschritt bringen wird. Das scheint aber wohl leider schon Tradition geworden zu sein - da bleibt zumindest Thomas Bernhard tagesaktuell und Elfriede Jelinek gehen die Vorlagen nicht aus.“

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(Bild: kmm)



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