Der Jahreswechsel sorgt nicht überall für Jubelstimmung. Die Böllerei beginnt schon Wochen vorher, besonders Anrainer und Tiere leiden massiv. Indes herrscht erhöhte Alarmbereitschaft für die Exekutive zu Neujahr. Auch um Szenen wie in Deutschland zu vermeiden.
Wenn es an Silvester - eine Nacht im Jahr - kracht, zeigen viele Wiener ja noch Verständnis. Aber nicht wenn die Böllerei schon Monate vorher losgeht. „Seit Oktober wird bei uns in der Siedlung geschossen“, sagt Christina Kappner, die im Sonnwendviertel in Favoriten wohnt. Die 45-Jährige fürchtet sich jetzt schon vor der Silvesternacht. „Voriges Jahr war es ganz arg, Mary-Jane hat vor lauter Angst gezittert“, erinnert sich die Hundebesitzerin.
Mein Mann, der Hund und ich verbringen die Silvesternacht im Hotel am Flughafen, wo Böller und Feuerwerk verboten sind. Das machen einige Hundebesitzer.
Andrea Lagler (59) aus Meidling
Das will Andrea Lagler ihrer Hündin Lilly gar nicht erst antun. Deswegen verlässt sie ihre Wohnung in der Wilhelmstraße in Meidling. „Ich flüchte gemeinsam mit meinem Mann und Lilly zu Silvester ins Hotel“, sagt die Psychotherapeutin. Unter Hundebesitzern ist diese Unterkunft bekannt, weil dort Feuerwerk und Böller verboten sind. Bereits im Juni waren alle Zimmer für die Silvesternacht ausgebucht.
„Sobald es dunke wird, beginnt der Böllerwahnsinn“
Aber auch während es Jahres leiden die 59-Jährige und ihr vierbeiniger Liebling unter den Knallern. „Sobald es in den Wintermonaten dunkel wird, beginnt der Böllerwahnsinn“, berichtet Lagler. Und weiter: „Ich habe nichts gegen ein schönes Feuerwerk zu Silvester, aber das geht zu weit.“ Die Luft sei schon richtig verdreckt, sie überlegt, ob sie nicht bald aus Wien wegzieht, weil sie die ständige Beschallung durch Knaller und Böller nicht länger erträgt. Auch die Polizei würde den dafür verantwortlichen Jugendbanden nicht Herr werden.
Illegale Böller sind auch in der Donaustadt ein Problem. Kriminelle Jugendbanden in Essling und Hirschstetten terrorisierten dort ganze Grätzel. Dabei werden immer wieder auch Feuerwerkskörper gezündet - wir berichteten. Am Bibernellweg haben unbekannte Täter erst vor ein paar Tagen eine öffentliche WC-Anlage in die Luft gesprengt. Dabei wurde die Metalltüre durch die Druckwelle etwa 25 Meter vom Gebäude weggeschleudert. Der Sachschaden ist enorm. „In der Maschlgasse zündeten Jugendliche direkt vor der Haustüre einer jungen Familie mit einem 17 Monate alten Kind einen Böller“, klagt Anrainer Lukas H. an. Viele Anrainer zittern jetzt vor der letzten Nacht des Jahres.
So rüstet sich die Polizei heuer für die lauteste Nacht des Jahres
Zum Jahreswechsel wird in ganz Wien wieder gefeiert werden, vor allem beim größten Silvesterpfad des Landes in der Innenstadt. Knapp eine Million Menschen werden in diesem Jahr erwartet. Dementsprechend hoch werden die Sicherheitsvorkehrungen dafür sein. Schließlich gilt immer noch die erhöhte Terrorwarnstufe.
gab es wegen Verstöße gegen das Pyrotechnikgesetz in den Jahren 2019/2020 bis 2022/2023 jeweils im Dezember und Jänner. Saftige Strafen von bis zu 3600 Euro drohen.
Am Heiligen Abend und den Weihnachtsfeiertagen wurden der Stephansdom und etliche andere Kirchen von schwer bewaffneten Beamten bewacht. So viel steht fest: Die Polizei wird sowohl mit uniformierten als auch mit zivilen Kräften verstärkt im Einsatz sein. Wie viele Beamte es genau sein werden teilt die Exekutive auf „Krone“-Anfrage nicht mit. Auch konkrete Maßnahmen werden nicht verlautbart. Aus einsatztaktischen Gründen, wie es heißt. Es könnte jedoch der größte Polizeieinsatz der vergangenen Jahre werden.
Bei unseren deutschen Nachbarn blickt man mit Sorge auf den Jahreswechsel. Besonders in Berlin gab es im vergangenen Jahr heftige Ausschreitungen. Einsatzkräfte wurden gezielt mit Böllern und Raketen beschossen. Es herrschten bürgerkriegsähnliche Zustände. So schlimm war es in Wien bis jetzt noch nicht. Doch in Floridsdorf kam es zu Silvester 2022 zur Eskalation und Ausschreitungen in einer Wohnsiedlung, bei der Polizisten mit Böllern beworfen worden sind.
Indes deckte die Gruppe Sofortmaßnahmen im Rahmen einer Schwerpunktaktion erneut eine illegale Lagerung von gefährlichen pyrotechnischen Artikeln auf. Rund 150 Kilogramm Feuerwerkskörper wurden ohne die erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen in einem Geschäftslokal eines Wohnhauses in Hernals gelagert. Besonders besorgniserregend: für die Menge waren keinerlei geeignete Lagerräume vorhanden. Eine ernste Gefahr für Bewohner und Anrainer.
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