Die Polizei warnt vor kostengünstiger Elektroware aus Fernost, im speziellen von der Online-Plattform Temu: Zahlreiche internationale Produkttests sorgen für viel Aufregung, 99 Prozent der Ware ist fehlerhaft. Die Feuergefahr steigt enorm, erklären indes die heimischen Feuerwehren.
In der Schweiz gab es im vergangenen Jahr auffallend viele Brände, die auf den Gebrauch von Elektrowaren von Billigplattformen wie Temu zurückgeführt wurden. Im Internet hat die Kantonspolizei Aargau jetzt ein Video veröffentlicht, auf der sie vor dem Kauf dieser Produkte warnt und empfiehlt, Elektrowaren stattdessen über lokale Händler zu beziehen. Das wird nicht nur als sicherer angesehen, sondern hat meist natürlich auch versicherungstechnische Vorteile. Der Online-Ratschlag wurde bereits Tausende Male angeklickt!
Weltweit hat die Zahl der Brände und Unfälle mit Lithium-Akkus und Ladekabeln deutlich zugenommen. Allein in New York City wurden im vergangenen Jahr 108 solche Brände verzeichnet, die 66 Verletzungen und 13 Todesfälle zur Folge hatten. 2022 waren es 98 Brände, 40 Verletzte und 2 Tote. In China starb eine 23-Jährige, als sie während des Ladens des Smartphones einen Anruf entgegennahm. Es wird vermutet, dass das Ladekabel schuld war.
Und in der zentralvietnamesischen Provinz Ha Tinh erlitt ein 14-jähriges Mädchen beim Laden des Handys einen tödlichen Stromschlag, weil die Isolierung eines Billig-Ladekabels aufgebrochen war. Wie gefährlich gefälschte Ladegeräte sind, zeigten Tests der britischen Konsumentenschutzorganisation Chartered Trading Standards Institute (CTSI): Von 400 Ladegeräten aus Fernost fielen 397 bereits bei den grundlegenden Sicherheitstestes durch.
Niedrige Preise im Netz locken auch Österreicher
Billigplattformen im Internet sind auch bei den Österreichern sehr beliebt. Bei Temu heißt es, dass strenge Qualitätskontrollen durchgeführt würden. Die niedrigen Preise gingen nicht auf Kosten von Qualität oder Verbrauchersicherheit, sondern erklären sich mit dem Wegfall von Zwischenhändlern und der Senkung der Logistikkosten.
Für diese Schäden haftet in erster Linie der Hersteller des fehlerhaften Produkts. Wenn dieser nicht im EWR ist, dann haftet der Importeur, der diese Produkte importiert hat. Das kann evt auch eine Internetplattform sein, über die diese Produkte gekauft werden.
Dr. Jakob Zarari, Europäisches Verbraucherzentrum Österreich
Bild: Holub Patricia
Die heimische Vertretung des europäischen Verbraucherzentrums hat jedenfalls noch keine diesbezüglichen Anfragen registriert. Die Sache sei aber trotz allem klar geregelt: Entstehen durch fehlerhafte Ware etwaige Schäden, dann gilt die sogenannte Produkthaftung. „Temu hat seinen Sitz in der irischen Hauptstadt Dublin. Wenn der Hersteller also nicht im europäischen Wirtschaftsraum sitzt, dann haftet schlussendlich der Importeur. Das kann dann auch die jeweilige Internetplattform sein, über die diese Produkte gekauft werden“, erklärt Top-Jurist Jakob Zarari im Gespräch mit der „Krone“.
Generell warnen die heimischen Experten aber ebenfalls vor jedwedem Billig-Tand aus Fernost. „Lieber etwas mehr zahlen, auf der sicheren Seite sein und vor allem zertifizierte Geräte vor Ort kaufen“, so die Devise. Das schützt nicht nur vor bösen Überraschungen, sondern rettet im Ernstfall auch Leben. Die heimischen Feuerwehren können ebenfalls ein Lied davon singen. Eine Vielzahl an Einsätzen hätte so verhindert werden können.
Akku der nächsten Generation soll keine Brände mehr auslösen
Lithium-Ionen-Akkus können bei Beschädigung gefährliche Brände auslösen, die schwer zu löschen sind. Das US-Unternehmen Nanotech Energy hat mittlerweile eine neuartige Lithium-Ionen-Batterie entwickelt, die ein erheblich reduziertes Brandrisiko aufweist. Diese Batterie besteht aus Graphen und einem speziell entwickelten, patentierten Elektrolyten, der weder Feuer fängt noch explodiert. Sie eignet sich nicht nur für Elektrofahrzeuge, sondern auch für andere elektronische Geräte wie etwa Laptops oder Powerbanks.
Die Batteriezellen von Nanotech Energy werden sowohl zylindrisch als auch als flache Päckchen gefertigt, was die Energiedichte und Leistung verbessert. Die Batterien, hergestellt in den USA, können zudem extremen Temperaturen standhalten und haben in Tests gezeigt, dass sie selbst nach dem Beschuss mit einer Pistole oder einer Durchbohrung mit einem Nagel funktionsfähig bleiben.
Feuerwehr warnt vor Leichtsinn im Umgang mit Batterien & Co.
Ganz wird man Akkubrände wohl nie verhindern können. Es gibt aber Möglichkeiten, das Risiko zu minimieren. Die Brandgefahr reduziert sich vor allem dann, wenn das Gerät richtig gelagert, gewartet und vor mechanischen Einwirkungen geschützt wird. Kurzum: fällt das Gerät zu Boden, könnte der Akku bereits beschädigt werden. Beim Ladevorgang ist empfehlenswert, hochwertige Ladegeräte und Ladekabel einzusetzen. Und darauf zu achten, dass sie unbeschädigt sind.
Größte Vorsicht ist geboten, wenn der Akku zu knistern und sich aufzublähen beginnt. Wenn er sich verformt, ist das ein absolutes Warnsignal. Im Ernstfall sollte man das Gerät zuerst vom Stromnetz abstecken und die Gefahrenquelle eingrenzen. Dazu kann man etwa Metallkübel oder Kochtopf benützen. Aus Sicherheitsgründen ist es zudem ratsam, sofort die Feuerwehr zu alarmieren.
Hierzulande sind in der Vergangenheit bereits mehrere Häuser und Wohnungen wegen defekter Akkus im Haushalt abgebrannt, warnen heimische Florianis.
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