Kurz vor Weihnachten 2008 wurde die Rückkehr von Altkanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) zur Arbeiterkammer Niederösterreich bekannt. Als Referatsleiter für 4000 Euro brutto. Etwa gleichzeitig unterzeichnete er eine Vereinbarung mit René Benko. Für eine Kanzlergage.
Zumindest im Abgang hatte der rote Kurzzeitkanzler Gusenbauer eine gute Nachrede. Sämtliche Medien goutierten die kurz vor Weihnachten 2008 bekannt gemachte Rückkehr in die Arbeiterkammer Niederösterreich, in der Gusenbauer bereits bis 1999 tätig war.
„Uneitel, herzerfrischend, fast rührend“
„Auch Ex-Kanzler (...) müssen etwas arbeiten, und nicht immer ruft die Welt nach den abgesetzten Spitzenkräften der heimischen Politik“, kommentierte etwa der „Standard“: „Ein bisschen Stichelei mag angebracht sein, aber im Grunde ist es doch herrlich unprätentiös, uneitel, herzerfrischend, fast rührend, dass der Ex-Kanzler nach Niederösterreich zurückkehrt, um dort seine gesammelten Erfahrungen einzubringen.“
Finanzielle Sorgen müsse man sich um Gusenbauer keine machen: „Die 4000 Euro brutto sind zwar nur ein Fünftel dessen, was Gusenbauer als Bundeskanzler verdient hat, aber dafür wird man in der AK mit Arbeitszeiten und Nebentätigkeiten nicht so streng sein. Wenn der Ex-Kanzler zu einem Vortrag eingeladen wird, dann soll er nur, und wenn der gut honoriert wird, umso besser.“ Und überhaupt: „Das mag jetzt wie ein Abstieg wirken, aber es ist ein ehrlicher, gerader Weg zurück zu seinem ursprünglichen Job.“
Der kleine Angestellte
Dieser Text erschien am 23. Dezember 2008. 21 Tage nach Gusenbauers Abgang aus dem Kanzleramt. Was die Öffentlichkeit damals nicht wusste: Der herrlich ehrliche Gusenbauer unterzeichnete an diesem 23. Dezember eine Beratungs-Vereinbarung mit Finanzjongleur René Benko, die ihm ab Februar 2009 ein Kanzlergehalt von 280.000 Euro pro Jahr bescheren sollte (siehe Faksimile). Plus potenzielle Boni. Für einen Zeitaufwand von im Schnitt einer Woche pro Monat.
Gusenbauer ließ sich an diesem 23. Dezember jedoch lieber medial feiern: Der Ex-Kanzler werde jetzt seinen Resturlaub konsumieren, auf die ihm eigentlich zustehende Gehaltsfortzahlung verzichten, ab Februar als kleiner Angestellter in einem Büro bei der AK Niederösterreich sitzen und vereinzelt Vorträge an zwei US-Unis halten, hieß es. Die eine Woche pro Monat habe sich der Altkanzler für diese US-Tätigkeiten geblockt. Und die Aktivitäten in seiner neu gegründeten Ein-Mann-GmbH würden selbstverständlichen in seiner Freizeit erledigt.
Ausstieg erst Ende Juni 2009
Mit der einen Woche für die Vorträge und der anderen Woche für Benko hatte der „uneitle“ AK-Mann Gusenbauer schon vor seiner Rückkehr den halben Monat anderweitig verplant. Der offizielle Ausstieg aus der Arbeiterkammer sollte dennoch erst Ende Juni 2009 bekannt gegeben werden. Noch zwei Tage davor kommunizierte die damals stellvertretende AK-Niederösterreich-Chefin übrigens: Dem früheren Regierungschef lägen wohl Angebote vor, es gebe „aber noch nichts Konkretes“. Aktuell sei Gusenbauer in seiner AK-Funktion „sehr tätig und mit vielen Aufgaben beschäftigt“.
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