In der „Zeit im Bild 2“ hatte man am Mittwochabend den ersten harten Showdown zwischen Herbert Kickl und dem ORF erwartet. Es wurde überraschend sachlich. Moderator Martin Thür versuchte Kickl redlich zu löchern, der wich ständig aus.
Thür gegen Kickl. Oder besser Kickl gegen Thür: Das erste TV-Duell des angehenden Superwahljahres musste in Ermangelung eines bisher chancenreichen Kandidaten bei ÖVP und SPÖ für Platz eins einmal mehr ein ORF-Moderator gegen Kickl, FPÖ-Chef und seit Monaten fast uneinholbar auf Platz eins in allen Umfragen, ausfechten. Am Mittwochabend hatte man nicht den Eindruck, als empfänden die beiden Sekundanten das Interview als Problem.
Kleines subtiles ORF-Manöver: Bevor Kickl dran war, musste er sich erst einmal den Beitrag über Polen ansehen, wo Linksliberale gerade die Rechtskonservativen von der Macht ablösen. So was schaut sich Kickl sicher nie an.
Gaza-Krieg als Einstieg ins Duell
Thür begann sanft mit dem Thema Gaza-Krieg, ein leichter Einstieg für den FPÖ-Politiker, der auch an den immer propagierten Kampf gegen den Islamismus erinnerte, der sei nun eben auch im Ausland wichtig, also auch in Nahost. Er hätte eine Enthaltung Österreichs vor der UNO für die Forderung eines Waffenstillstands aber schon besser, weil neutraler gefunden, so Kickl mit viel Kreide im Gepäck.
Schon fast infam war Kickls Interpretation der Neujahrsrede von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der (innenpolitisch) zur Gemeinsamkeit ausgerufen hatte: Das gelte doch auch für den Ukraine-Krieg. Nicht nur Van der Bellen, auch (der verstorbene) Hugo Portisch wurde als Zeuge aufgerufen, der einst (!) mehr Verständnis für die russische Seele eingefordert hatte.
Kickl bedankt sich für Kritik an Gehaltserhöhung
Auch bei der Teuerung kritisierte Kickl die Regierung zwar, blieb aber einigermaßen sachlich und inhaltlich teils nicht unrichtig. Den Schwarzen Peter, ausgespielt von Thür wegen hoher Gehaltserhöhung in FPÖ-mitregierten Ländern, gab er an die ÖVP-Landeshauptleute weiter, bedankte sich aber für die Kritik. Deswegen die Landesregierungen platzen zu lassen, stehe aufgrund der Erfolge nicht dafür. Klingt schon nach einem echten Regierungspolitiker.
Haushaltsabgabe-Torpedo vs. Remigrationsplan
Kickl hatte sicher den klassischen ORF-Haushaltsabgabe-Torpedo dabei, setzte ihn aber recht spät ein. Thür lächelte ihn weg. Etwas unrunder wurde Kickl bei Thürs Nachfragen zu einem Treffen Rechtsextremer, an dem die AfD und Identitäre teilgenommen hatten und bei dem ein Plan zur großen Remigration diskutiert worden sei. Das gehe ihn nichts an, Remigration sei eine Abschiebung nach einem abgelehnten Asylverfahren auch. So einfach sei es. Viel schwieriger umzusetzen: In Österreich dürfe es überhaupt keine Asylverfahren geben. Das hätte eine Nachfrage verdient.
„Jetzt schauen wir uns an, was da herauskommt“
Aber Thür hatte eine lange Themenliste: Beim heftigen FPÖ-Finanzskandal in Graz meinte Kickl auch wieder, sein Name sei Hase. Das gelte auch für Mario Kunasek. „Und jetzt schauen wir uns an, was da herauskommt.“ Sagt Kickl zu Graz und Steiermark. Sagen wir zum Wahljahr.
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