Die Eröffnung der Kulturhauptstadt in Bad Ischl endete mit einem „Katerfrühstück“. Insgesamt zieht man eine positive Bilanz; eine Tanzperformance, die auf Hubert von Goisern und Conchita Wurst folgte, sorgt für Diskussionen auf Facebook.
Bad Ischl zieht eine positive Bilanz: Laut Veranstalter waren 10.000 bis 15.000 Besucher am Wochenende in die Kaiserstadt gekommen, um erstmals Kulturhauptstadt-Luft zu schnuppern.
Rund 5500 Neugierige konnten das große Open-Air am Samstag mitverfolgen – mehr waren im Areal nicht zugelassen. Programmatisch brachte es die Grundidee der Kulturhauptstadt, Tradition mit Weiterentwicklung zu verbinden, nur teils auf den Punkt.
Nach dem Salut der Prangerschützen bescherten Hubert von Goisern und sein vielstimmiger Chor ein genuines, schönes Klangerlebnis, Conchita Wurst setzte mit „Rise Like a Phoenix“ den Höhepunkt – wir haben berichtet. Doch dann folgte eine irritierende Tanzperformance, dramaturgisch unverständlich – diese hätte sich einen eigenen Programmpunkt und Schauplatz verdient.
Luft nach oben hatte auch die Eröffnungsoperette „Eine Frau, die weiß, was sie will“ aus Berlin. Zwei Vorstellungen der Produktion aus dem Jahr 2015 (!) waren nicht ausverkauft. Am Sonntag folgte ein „Katerfrühstück“ mit Musik und Vorträgen.
Aber nun ist es vollbracht: Neben Ischl sind 22 Gemeinden in Oberösterreich und der Steiermark zur „Kulturhauptstadt-Region Salzkammergut 2024“, wie man neuerdings betont, zusammengeschlossen. Weitere Kulturhauptstädte: Tartu in Estland (Eröffnung am 27. Jänner) und Bodø (3. 2.) in Norwegen.
Kommentar zum Eröffnungswochenende:
Das Kaiserwetter am Samstag war vielversprechend, das „Ja“ der Gäste zur Kulturhauptstadt ebenfalls: Viele reisten mit dem Zug aus Wien, Linz, Salzburg und Nachbargemeinden nach Bad Ischl, das am Eröffnungstag der Kulturhauptstadt autofrei bleiben wollte.
Skifoahn an erster Stelle
Zweifellos ein Magnet war die Kunstausstellung im Sudhaus mit „kunst mit salz und wasser“. Das alte Salinengebäude konnte sich erstmals als Kulturtreffpunkt unter Beweis stellen. Nun erscheint der Plan, es nach 2024 in ein Kulturhaus umzuwandeln, plausibel und greifbar. Doch ebenso erfüllte sich am Eröffnungswochenende Dilettantentum. Der größte Fehler: Die Eröffnung der Kulturhauptstadt auf das gleiche Wochenende zu legen, an dem ganz Österreich die Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel inhaliert.
Auftragswerk wäre Impuls gewesen
Fragwürdig ist es auch eine - pardon - uralte Operettenproduktion von Berlin einzufliegen, anstatt eine Eigenproduktion aus Österreich - ja, es gibt bei uns auch gute Regisseure, Komponisten, Librettisten! - anzuregen. Das hätte nachhaltig Impulse gebracht, denn größere Auftragswerke sind in der Branche rar.
Bann und Zauber
Und man erlebte wieder eine Intendantin, die auch dieses Mal nicht versäumte, ewig gleiche Worthülsen - von der Belebung des ländlichen Raums (war er denn vorher wirklich so ausgestorben?) bis zum Salzkammergut als Symbol für ein vereintes Europa - wie die Merseburger Zaubersprüche zu beschwören. Aber die Präsenz der 22 anderen Gemeinden am Eröffnungstag bekamen fast nur Insider mit. Und wie und wo präsentierte man die Kulturhauptstädte Bodø und Tartu?
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