Hassduell in Melbourne

„Er ist einer der unfairsten Spieler, die es gibt“

Tennis
25.01.2024 13:26

Im Semifinale der Australian Open kommt es zu zwei richtigen Krachern, denn es sind vier der aktuell fünf besten Tennisspieler der Welt darin vertreten. Dabei fordert Jannik Sinner, der seit Monaten in Hochform spielt, Superstar Novak Djokovic. Abseits des Sportlichen noch brisanter ist das zweite Duell: Denn Daniil Medwedew und Alexander Zverev können sich nicht ausstehen.

Für viele Fans ist es schon so etwas wie das vorweggenommene Finale. Auf der einen Seite der unumstrittene König von Australien, der dort schon unfassbare zehn Titel holte. Auf der anderen Seite der Mann der Stunde im Herren-Tennis. Dreimal duellierten sich Djokovic und Sinner erst im November. Dabei setzte sich der Italiener erst in der Gruppenphase der ATP Finals durch, der Serbe revanchierte sich im Endspiel, indem er sich doch noch den Titel holte. Doch Sinner sollte 2023 das letzte Wort behalten, fügte Djokovic beim Daviscup eine für diesen sehr empfindliche Niederlage zu.

Novak Djokovic (Bild: APA/AFP/Martin KEEP)
Novak Djokovic

Doch das ist Melbourne, das ist ein Grand Slam. Noch nie verlor Djokovic im Semifinale oder im Endspiel der Australian Open, seine eindrucksvolle Bilanz in den letzten beiden Runden steht bei 20:0. Und auch die beiden einzigen Best-of-5-Duelle, jeweils in Wimbledon, entschied der „Djoker“ für sich. 2022 drehte er im Viertelfinale einen 0:2-Satzrückstand, im Vorjahr setzte er sich in drei engen Sätzen durch.

Sinner rückt immer näher
Doch hatte man das Gefühl, dass Sinner sich peu a peu näher an den Branchen-König heranpirscht, nun geht er erstmals in ein Grand-Slam-Duell mit ihm, in dem Wissen, ihn schon auf einem Tennisplatz geschlagen zu haben. „Ich freue mich ehrlich darauf, dass ich im Semifinale wieder gegen ihn spielen darf. Ich werde um jeden Ball kämpfen, dann sehen wir ja was passiert.“ Im letzten Jahr beendete mit Carlos Alcaraz ein Jungstar Djokovics erstaunliche Siegesserie in Wimbledon. Es würde nicht allzu sehr verwundern, wenn es nun der andere Jungstar wäre, der ihn auch in Melbourne entthront, zumal Sinner bisher das beste Tennis im Turnier spielte, noch ohne Satzverlust ist, während alle anderen Semifinalisten zumindest drei Durchgänge abgaben.

Jannik Sinners Weg zeigt nach oben (Bild: APA/AFP/Tiziana FABI)
Jannik Sinners Weg zeigt nach oben

Daniil Medwedew weiß im Gegensatz zu Jannik Sinner schon, wie es sich anfühlt, einen Grand Slam zu gewinnen und Novak Djokovic bei einem solchen zu schlagen. Doch seit seinem Triumph bei den US Open 2021 läuft der Russe einem zweiten großen Titel hinterher. Im Semifinale bekommt es Medwedew nun nicht mit Carlos Alcaraz, sondern etwas überraschend mit Alexander Zverev zu tun. Ein Duell mit einer besonderen Brisanz. Denn die beiden können sich nicht riechen.

Alexander Zverev (Bild: ASSOCIATED PRESS)
Alexander Zverev

Zverev kehrt nicht vor eigener Tür
„Er ist einer der unfairsten Spieler, die es gibt“, behauptete Zverev vom Weltranglisten-Dritten im Vorjahr nach einer knappen Niederlage beim Monte Carlo Masters. „Er versucht immer, in den Kopf des Gegners zu kommen, nommt eine Toilettenpause, wenn es nicht angemessen ist.“ Freilich entbehren solche Kommentare nicht einer gewissen Ironie, kommen sie von einem Spieler, der selbst schon den Stuhl eines Schiedsrichters mit einem Tennisschläger geschlagen hat. Zudem muss Zverev sich wegen einer Klage wegen Misshandlung seiner Ex-Freundin Brenda Patea im Mai vor Gericht verantworten.

Medwedew selbst ging vor dieser Saison diesbezüglich auch mit sich ins Gericht. „Ich will auf dem Platz ruhiger werden“, versprach der 27-Jährige. Davon war nur bedingt etwas zu sehen. Während seiner Zweitrundenpartie gegen Emil Ruusuvuori warf er den Schläger, immerhin legte er sich in Melbourne nicht mit dem Publikum an, sorgte stattdessen mit humorvollen Interviews für dessen Amüsement.

Medwedew musste harte Kämpfe überstehen (Bild: APA/AFP/David GRAY)
Medwedew musste harte Kämpfe überstehen

Auch sportlich verliefen die Rivalität, die mit bereits 18 Duellen eine der aktuell größten ist, pikant. Nachdem Zverev noch fünf der ersten sechs Begegnungen gewonnen hatte, gewann Medwedew allmählich die Oberhand, insgesamt führt der Russe nun mit einer 11:7-Bilanz. Erstaunlicherweise ist das Treffen im Semifinale der Australian Open das erste bei einem Grand Slam, eines, das beide sicher unbedingt gewinnen wollen. Zumal Zverev jüngst Öl ins Feuer goss, Medwedew auch in einer neuen ATP-Netflix-Doku quasi als Bösewicht hinstellte. „Ich habe nur davon gehört, mir das nicht angesehen“, meinte Medwedew. „Wahrscheinlich würde es mich nur ärgern, aber so sind dolche Serien halt einmal.“ Er will die richtige Antwort auf dem Platz geben.

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(Bild: KMM)



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