Im Semifinale der Australian Open kommt es zu zwei richtigen Krachern, denn es sind vier der aktuell fünf besten Tennisspieler der Welt darin vertreten. Dabei fordert Jannik Sinner, der seit Monaten in Hochform spielt, Superstar Novak Djokovic. Abseits des Sportlichen noch brisanter ist das zweite Duell: Denn Daniil Medwedew und Alexander Zverev können sich nicht ausstehen.
Für viele Fans ist es schon so etwas wie das vorweggenommene Finale. Auf der einen Seite der unumstrittene König von Australien, der dort schon unfassbare zehn Titel holte. Auf der anderen Seite der Mann der Stunde im Herren-Tennis. Dreimal duellierten sich Djokovic und Sinner erst im November. Dabei setzte sich der Italiener erst in der Gruppenphase der ATP Finals durch, der Serbe revanchierte sich im Endspiel, indem er sich doch noch den Titel holte. Doch Sinner sollte 2023 das letzte Wort behalten, fügte Djokovic beim Daviscup eine für diesen sehr empfindliche Niederlage zu.
Doch das ist Melbourne, das ist ein Grand Slam. Noch nie verlor Djokovic im Semifinale oder im Endspiel der Australian Open, seine eindrucksvolle Bilanz in den letzten beiden Runden steht bei 20:0. Und auch die beiden einzigen Best-of-5-Duelle, jeweils in Wimbledon, entschied der „Djoker“ für sich. 2022 drehte er im Viertelfinale einen 0:2-Satzrückstand, im Vorjahr setzte er sich in drei engen Sätzen durch.
Sinner rückt immer näher
Doch hatte man das Gefühl, dass Sinner sich peu a peu näher an den Branchen-König heranpirscht, nun geht er erstmals in ein Grand-Slam-Duell mit ihm, in dem Wissen, ihn schon auf einem Tennisplatz geschlagen zu haben. „Ich freue mich ehrlich darauf, dass ich im Semifinale wieder gegen ihn spielen darf. Ich werde um jeden Ball kämpfen, dann sehen wir ja was passiert.“ Im letzten Jahr beendete mit Carlos Alcaraz ein Jungstar Djokovics erstaunliche Siegesserie in Wimbledon. Es würde nicht allzu sehr verwundern, wenn es nun der andere Jungstar wäre, der ihn auch in Melbourne entthront, zumal Sinner bisher das beste Tennis im Turnier spielte, noch ohne Satzverlust ist, während alle anderen Semifinalisten zumindest drei Durchgänge abgaben.
Daniil Medwedew weiß im Gegensatz zu Jannik Sinner schon, wie es sich anfühlt, einen Grand Slam zu gewinnen und Novak Djokovic bei einem solchen zu schlagen. Doch seit seinem Triumph bei den US Open 2021 läuft der Russe einem zweiten großen Titel hinterher. Im Semifinale bekommt es Medwedew nun nicht mit Carlos Alcaraz, sondern etwas überraschend mit Alexander Zverev zu tun. Ein Duell mit einer besonderen Brisanz. Denn die beiden können sich nicht riechen.
Zverev kehrt nicht vor eigener Tür
„Er ist einer der unfairsten Spieler, die es gibt“, behauptete Zverev vom Weltranglisten-Dritten im Vorjahr nach einer knappen Niederlage beim Monte Carlo Masters. „Er versucht immer, in den Kopf des Gegners zu kommen, nommt eine Toilettenpause, wenn es nicht angemessen ist.“ Freilich entbehren solche Kommentare nicht einer gewissen Ironie, kommen sie von einem Spieler, der selbst schon den Stuhl eines Schiedsrichters mit einem Tennisschläger geschlagen hat. Zudem muss Zverev sich wegen einer Klage wegen Misshandlung seiner Ex-Freundin Brenda Patea im Mai vor Gericht verantworten.
Medwedew selbst ging vor dieser Saison diesbezüglich auch mit sich ins Gericht. „Ich will auf dem Platz ruhiger werden“, versprach der 27-Jährige. Davon war nur bedingt etwas zu sehen. Während seiner Zweitrundenpartie gegen Emil Ruusuvuori warf er den Schläger, immerhin legte er sich in Melbourne nicht mit dem Publikum an, sorgte stattdessen mit humorvollen Interviews für dessen Amüsement.
Auch sportlich verliefen die Rivalität, die mit bereits 18 Duellen eine der aktuell größten ist, pikant. Nachdem Zverev noch fünf der ersten sechs Begegnungen gewonnen hatte, gewann Medwedew allmählich die Oberhand, insgesamt führt der Russe nun mit einer 11:7-Bilanz. Erstaunlicherweise ist das Treffen im Semifinale der Australian Open das erste bei einem Grand Slam, eines, das beide sicher unbedingt gewinnen wollen. Zumal Zverev jüngst Öl ins Feuer goss, Medwedew auch in einer neuen ATP-Netflix-Doku quasi als Bösewicht hinstellte. „Ich habe nur davon gehört, mir das nicht angesehen“, meinte Medwedew. „Wahrscheinlich würde es mich nur ärgern, aber so sind dolche Serien halt einmal.“ Er will die richtige Antwort auf dem Platz geben.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.