Pikante Affäre in Linz

SP-Landtagspräsident legt für Burschenschafter auf

Oberösterreich
05.02.2024 16:11

Pikante Affäre bei den Sozialdemokraten in Linz: Hobby-DJ und Dritter Landtagspräsident Peter Binder legte auf der offiziellen After-Party nach dem umstrittenen Burschenbundball auf. Die Sozialistische Jugend ist empört, Landesparteivorsitzender Michael Lindner zitiert Binder morgen zu sich. Der oö. SPÖ-Chef ließ vorerst offen, ob es Konsequenzen geben wird. 

Bis zu 2500 Demonstranten zogen Samstagabend durch die Landeshauptstadt Linz und standen - schwer von der Polizei gesichert - den Besuchern des Burschenbundballs gegenüber. Die traditionelle Ballveranstaltung gilt als Vernetzungstreffen von Rechtsextremen und ist aus diesem Grund schwer umstritten. 

Gäste am Ball: Marlene Svazek, Manfred Haimbuchner
Zu Gast am Ball war jedenfalls das landespolitische „Who is who“, Besuch kam auch aus Salzburg: So tanzte dort neben dem oberösterreichischen FPÖ-Obmann Manfred Haimbuchner auch die Salzburger FPÖ-Chefin und Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek. 

„Nein zu Rechtsextremen“: Bei der Demonstration gegen den Burschenbundball wurden laut Veranstaltern bis zu 2500 Besucher gezählt. (Bild: Harald Dostal)
„Nein zu Rechtsextremen“: Bei der Demonstration gegen den Burschenbundball wurden laut Veranstaltern bis zu 2500 Besucher gezählt.
Kritik an der oö. Koalition zwischen FPÖ und ÖVP. Die Geschichter von LH-Stellvertreter Manfred Haimbuchner und Landeschef Thomas Stelzer sind durchgestrichen.  (Bild: Harald Dostal)
Kritik an der oö. Koalition zwischen FPÖ und ÖVP. Die Geschichter von LH-Stellvertreter Manfred Haimbuchner und Landeschef Thomas Stelzer sind durchgestrichen. 
„Nein zu Rechtsextremen“: Bei der Demonstration gegen den Burschenbundball wurden laut Veranstaltern bis zu 2500 Besucher gezählt. (Bild: Harald Dostal)
„Nein zu Rechtsextremen“: Bei der Demonstration gegen den Burschenbundball wurden laut Veranstaltern bis zu 2500 Besucher gezählt.
Bis zu 2500 Demonstranten zogen durch die Landeshauptstadt Linz und standen - schwer von der Polizei gesichert - den Besuchern des Burschenbundballs gegenüber. (Bild: Harald Dostal)
Bis zu 2500 Demonstranten zogen durch die Landeshauptstadt Linz und standen - schwer von der Polizei gesichert - den Besuchern des Burschenbundballs gegenüber.

Engster Mitarbeiter machte Musik für Freiheitliche
Das Bündnis „Linz gegen Rechts“ rief zur Demo auf, dort waren Plakate mit den durchgestrichenen Gesichtern von FPÖ- und ÖVP-Politikerin zu sehen. An vorderster Front dabei beim Demozug war auch SPÖ-Oberösterreich-Vorsitzender Michael Lindner. Umso überraschender wird es für ihn wohl auch sein, dass ausgerechnet einer seiner engsten Mitarbeiter für die Burschenschafter Musik machte. 

Offiziell: Der Ballausklang fand im Pianino in Linz statt, das einem Linzer SPÖ-Gemeinderat gehört. Dort legt der Dritte Landtagspräsident Peter Binder (SPÖ) hobbymäßig als DJ auf. (Bild: Screenshot)
Offiziell: Der Ballausklang fand im Pianino in Linz statt, das einem Linzer SPÖ-Gemeinderat gehört. Dort legt der Dritte Landtagspräsident Peter Binder (SPÖ) hobbymäßig als DJ auf.

After-Party-Lokal gehört einem SPÖ-Gemeinderat
Die offizielle After-Party fand laut Programm im Linzer Innenstadt-Lokal Pianino statt, das wiederum einem Linzer SPÖ-Gemeinderat gehört. Warum nicht bemerkt wurde, dass ausgerechnet dort der Abschluss des umstrittenen Balls stattfindet? „Es ist einfach blöd hergegangen“, verteidigt sich der Dritte Landtagspräsident Peter Binder (SPÖ): Der ehemalige Linzer Vizebürgermeister und EU-Abgeordnete Franz Obermayr (FPÖ) hätte gefragt, ob er nach dem Ball noch mit ein paar Leuten kommen könnte. 

Der DJ und der Wirt, ein BIld aus dem Archiv: Peter Binder (re.) ist Dritter Präsident des oö. Landtags. Die Burschenschafter waren zu Besuch im Linzer Pianino, das dem SPÖ-Gemeinderat Harry Katzmayr gehört.  (Bild: Horst Einöder)
Der DJ und der Wirt, ein BIld aus dem Archiv: Peter Binder (re.) ist Dritter Präsident des oö. Landtags. Die Burschenschafter waren zu Besuch im Linzer Pianino, das dem SPÖ-Gemeinderat Harry Katzmayr gehört. 

„50 bis 60 Burschenschafter sind dazugestoßen“
Geworden ist es letztlich die offizielle Abschlussveranstaltung. „Wir hätten viel genauer schauen und schon im Vorfeld klären müssen, wer da wirklich kommt.“ Offiziell sei das Lokal an diesem Abend Ort einer Geburtstagsparty gewesen, „die 50 bis 60 Leute vom Burschenbundball sind dann dazugestoßen“, sagt Binder. 

Warum er ob seiner politischen Zugehörigkeit nicht sofort aufgehört hat, Musik zu spielen? „Das wollten wir der Geburtstagsgesellschaft nicht antun.“

Konsequenzen noch unklar
Ob es für Binder und Harry Katzmayr, den Besitzer des Pianino und SPÖ-Gemeinderat, politische Konsequenzen gibt, ist noch unklar. SPÖ-Landesvorsitzender Michael Lindner hat beide Genossen für Dienstag zu sich ins Büro zitiert. Binder sagt zerknirscht: „Ich werde hier künftig viel sensibler sein. An meiner antifaschistischen Einstellung ist selbstverständlich nicht zu rütteln.“

Binder und Katzmayr sollen Geld spenden
Parteichef Lindner reagierte am Abend auf den Auftritt Binders im Lokal des SPÖ-Gemeinderats: „Ich verlange klare Haltung gegen Deutschnationale und rechtsextreme Netzwerke. Die Haltung der SPÖ Oberösterreich gegen jede Form des Extremismus, Rassismus und deutschnationale Umtriebe bleibt da unmissverständlich und klar. Das werden wir morgen auch persönlich besprechen.“ Offen bleibt, ob es Konsequenzen gibt.

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Die Haltung der SPÖ Oberösterreich gegen jede Form des Extremismus, Rassismus und deutschnationale Umtriebe bleibt da unmissverständlich und klar. Das werden wir morgen auch persönlich besprechen.

Michael Lindner (SPÖ) (Bild: Alexander Schwarzl)

Michael Lindner, Vorsitzender der SPÖ Oberösterreich

„Ehrenschutz durch Landeshauptmann falsches Signal“
Lindner kritisierte vielmehr den Ehrenschutz für den Burschenbundball durch den oö. Landeshauptmann Thomas Stelzer als „falsches Signal“ und die fehlende Distanz mancher Burschenschaften zur extremen Rechten wie den Identitären.

„Binder und Katzmayr sollen sich öffentlich entschuldigen“
Zu Wort gemeldet hat sich auch die Vorsitzende der Sozialistischen Jugend Oberösterreich, Eva Reiter: „Wir haben über den Vorfall bereits intern diskutiert. Wir fordern eine öffentliche Entschuldigung von Peter Binder und Harald Katzmayr. Beide werden von uns auch aufgefordert, Geld zu spenden. Als Empfänger anbieten würde sich das antifaschistische Bündnis Linz gegen Rechts, das ja auch die Demonstration veranstaltet hat.“ Für Reiter sei das Verhalten der beiden in der Partei nicht tragbar. 

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