Aktuelle Zahlen zeigen: Wohnungslosigkeit steht in Tirol an der Tagesordnung. Betroffen sind davon auch Frauen samt Kinder, nur in einer anderen Art und Weise. Landesrätin Eva Pawlata (SPÖ) hat für sie nun ein Maßnahmenpaket geschnürt: eigene Notschlafstelle, zusätzliche Beratungsmöglichkeit inklusive „Teestube“ und bis zu acht neue Plätze für Betreutes Wohnen. Eine knappe halbe Million Euro wird dafür investiert.
Kein Dach über dem Kopf haben, keine eigenen vier Wände haben, sich nicht in eine private Wohlfühloase zurückziehen zu können - eine Vorstellung, bei der es vielen kalt den Rücken hinunterläuft. Bedenklich: Für viele Tirolerinnen und Tiroler ist genau das der Alltag. 570 Menschen nächtigten im Winter 2022/23 rund 84.000-mal in Notunterkünften in Tirol. Nicht alle, die einen Schlafplatz haben wollten, konnten aufgenommen werden. Die Dunkelziffer ist somit deutlich höher - besonders bei Frauen.
„Die tatsächliche Anzahl lässt sich nicht erfassen“
„Bei ihnen zeigt sich die Wohnungslosigkeit jedoch ganz anders. Häusliche Gewalt, Alleinerziehung oder prekäre Arbeitsverhältnisse - es gibt viele geschlechtsspezifische Gründe, warum Frauen wohnungslos werden. Die tatsächliche Anzahl lässt sich dabei nicht erfassen, es handelt sich daher um verdeckte Wohnungslosigkeit“, sagt Landesrätin Pawlata. Darunter verstehe man, dass betroffene Frauen nicht auf der Straße leben, sondern im Verborgenen. „Im besten Fall kommen sie bei Freunden oder Bekannten unter, im schlechtesten Fall in einer erneuten Beziehung voller Gewalt. Oder sie bleiben trotz aller Widrigkeiten in der alten Beziehung verhaftet, da sich schlichtweg kein Ausweg abzeichnet“, schildert die SPÖ-Landesrätin. Außerdem seien diese Frauen einem hohen Risiko von physischer und psychischer Gewalt ausgesetzt.
Einzelpersonen warten bis zu acht Monate auf Platz
Allein den Verein „lilawohnt“ gaben im Vorjahr rund 300 Frauen mit 100 Kindern als Wohnadresse an, da sie über kein eigenes Dach über dem Kopf verfügten. Der Notraum für Frauen in Innsbruck („NoRa“) bietet in neun kleinen Garconnieren Platz für 22 Frauen. Doch die Warteliste dort ist lang. Im Herbst 2023 standen 60 Frauen ohne Kinder und 26 Frauen mit Kindern darauf. Genutzt werden kann ein Platz maximal für acht Monate. Einzelpersonen, die auf der Warteliste stehen, müssen mit einer Wartezeit von bis zu acht Monaten rechnen.
Verdeckte Wohnungslosigkeit ist weiblich und kann nur dann verhindert werden, wenn die Perspektive auf eine eigene Wohnung besteht.
Landesrätin Eva Pawlata (SPÖ)
Bild: Birbaumer Johanna
Das Maßnahmenpaket im Detail
„Auch wenn das Angebot in Tirol breit aufgestellt ist, muss es ausgebaut werden - genau das habe ich getan“, verkündet Pawlata. Es sei gelungen, ein Maßnahmenpaket zu schnüren, das sogar noch in diesem Jahr umgesetzt werden soll. Und so sieht es im Detail aus:
„Wir arbeiten bereits intensiv an der Ausarbeitung der Ausschreibung“
„Insgesamt nehmen wir somit rund eine halbe Million Euro in die Hand und arbeiten bereits intensiv an der Ausarbeitung der Ausschreibung. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit diesem Gesamtpaket an Maßnahmen einen wesentlichen Schritt setzen können, um die Situation für Frauen, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind, zu verbessern“, so Landesrätin Pawlata.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.