Wegen seiner Rechnungsaffäre hat Bürgermeister Hannes Koza (ÖVP) die Gemeinderatswahl in Vösendorf kurzerhand vorgezogen. Ist also Angriff die beste Verteidigung? Die SPÖ setzt beim Gegenangriff auf eine in unseren Breiten neue Methode: Informanten sollen Wahlkampfmunition liefern.
Ob Hannes Koza mit solchen harten Bandagen gerechnet hat, als er nach der Rechnungsaffäre sein Heil in der Flucht in eine Neuwahl gesucht hat? Jedenfalls wird der Wahlkampf bis zum nunmehr vorgezogenen Urnengang 5. Mai für den ÖVP-Politiker aus Vösendorf im Bezirk Mödling sicher kein Sonntagsspaziergang.
Bürgermeister als Zielscheibe harscher Kritik
Denn die mutmaßlich von ihm gefälschte Anwaltsrechnung – wie berichtet, ließ er die Kosten für das juristische Einschreiten nach einem parteipolitisch motivierten Posting ursprünglich auf das Feuerwehrkonto der Gemeinde verbuchen – macht ihn zur Zielscheibe der anderen Parteien. Nach wenig schmeichelhaften Plakaten der Neos („Politik ohne KozaNostra“) setzen die Sozialdemokraten zum Frontalangriff an.
Whistleblower-Aufruf an jeden Haushalt
Auf Flugblättern an jeden Haushalt präsentieren sie die mutmaßlich von Koza manipulierte Rechnung. Klare Stoßrichtung der SPÖ: „Wer so etwas tut, kann nicht an der Spitze von Vösendorf bleiben“, wird der ÖVP-Bürgermeister aufgefordert, die Konsequenzen zu ziehen: „Wer Rechnungen fälscht, muss zurücktreten!“ SPÖ-Landesgeschäftsführer Wolfgang Zwanda legt noch ein Schäuferl nach: „Die routinierte Fälschung lässt vermuten, dass dies kein Einzelfall war.“ Für Tipps aus der Bevölkerung habe man sogar eine eigene Homepage eingerichtet: www.rechnungsfaelscher.at. Zwander kündigt an: „Wir werden allen Hinweisen nachgehen.“
Durch die Neuwahl hat sich Bürgermeister Koza jeder Kontrolle durch den Gemeinderat entzogen - aber nicht unserem wachsamen Auge.
Wolfgang Zwander, Landesgeschäftsführer der SPÖ
Ortschef im Visier der Staatsanwaltschaft
Koza, der mit seiner „Korrektur“ der Rechnung auch ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten ist, sieht diese Whistleblower-Aktion der SPÖ als „lächerlich“ an und räumt ein: „In der Politik muss man damit rechnen.“ Er wolle sich im Wahlkampf jedenfalls „nicht am Anpatzen beteiligen“, richtet er aus dem Urlaub aus.
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