Nach 35 Jahren und 7774 Prozessen machte der Grazer Strafrichter Helmut Wlasak Schluss. Doch fad wird ihm trotzdem nicht. Er schreibt bereits an seinem dritten Buch. Der „Steirerkrone“ berichtet er vom ersten Ruhestands-Jahr.
Über ein Jahr ist es her, dass der wohl bekannteste Richter der Steiermark seinen Talar an den Nagel hängte. 35 Jahre urteilte Helmut Wlasak über Schuld und Unschuld, führte 7774 Verhandlungen. Dann war von heute auf morgen Schluss - aber sicher nicht mit lustig!
Auch die Deutschen interessieren sich für den Grazer
Denn der Pensionist, der schon in seinen Prozessen mitunter unterhaltsam war, erfreut seine Zuhörer auch weiterhin. Mit seinen inzwischen zwei Büchern („In allen Punkten“ und „Nicht schuldig“) begeistert er weit über die Landesgrenzen hinaus. Erst in der Vorwoche waren fast 300 Gäste bei seiner Lesung in Maria Lankowitz.
Und auch in Deutschland ist man auf den Geschmack gekommen. Unsere Nachbarn berichteten begeistert über den umtriebigen Grazer - ganz ohne Sprachbarrieren.
Das dritte Buch ist schon längst in Arbeit
Beim Gespräch mit der „Steirerkrone“ steht der Tausendsassa zu Hause gerade vor seiner Leinwand und malt ein Bild für eine Bekannte zum Geburtstag. „Dazu komme ich fast nicht mehr“, lacht er. Kein Wunder, denn sein drittes Buch ist bereits in Arbeit. „Material habe ich aus 35 Jahren ja genug.“
Das Gericht ist mir noch keine einzige Minute abgegangen. Ich hätte auch gar keine Zeit dafür.
Helmut Wlasak
Außerdem plant er eine verständliche Zusammenfassung von Strafrecht und Strafprozessordnung, hält Vorlesungen und engagiert sich für seine Vinzenzgemeinschaft: „Hier fließen alle freiwilligen Spenden meiner Lesungen hin.“ Seine drei geliebten Enkelsöhne dürfen natürlich auch nicht zu kurz kommen.
Die Emotionen zählen
Knapp 30 Lesungen seiner spannenden Bücher, über Fälle, die er selbst verhandelt hat, hat er im vergangenen Jahr gehalten. Irgendwie ist er dadurch zum Promi geworden. „Letztens wurde ich sogar in der Sauna angesprochen“, schmunzelt er. Aber viel wichtiger sind ihm die emotionalen Momente: „Eine 100-Jährige etwa hat durch mein Buch wieder neuen Lebensmut gefasst. Das Lesen macht ihr wieder Freude. Das hat sie mir in einem Brief geschrieben. Da war ich sehr gerührt.“
Und das Gericht? Vermisst er es gar nicht? „Keine Sekunde. Ich hätte auch gar keine Zeit dafür.“
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