In der Steiermark

Corona-Rückstau: Zahl der Eheschließungen steigt

Steiermark
13.02.2024 06:00

Die gute Nachricht zum morgigen Valentinstag: Die Scheidungsrate in der Steiermark geht zurück und die Eheschließungen pendeln sich nach dem Corona-Rückstau nun wieder ein. 

Hinter jeder Zahl dieser Statistik steckt eine Geschichte: vom Kennenlernen, vom ersten Date, von großer Liebe und weißen Kleidern, aber auch von Scheitern, Schuld und Einsamkeit. Alle zusammen ergeben ein Bild: 2022 wurden in der Steiermark so viele Ehen geschlossen wie zuletzt im Jahr 1987.

Aufgeschobene Eheschließungen aus Corona-Jahren
6730 waren es insgesamt, davon 107 zwischen Partnern eines Geschlechts. „Wir gehen davon aus, dass das vor allem an den aufgeschobenen Eheschließungen aus den Corona-Jahren liegt“, sagt Landesstatistik-Chef Martin Mayer. In den ersten drei Quartalen 2023 - die aktuellesten Zahlen, die vorliegen, aber noch nicht zur Gänze - beobachten die Statistiker einen Rückgang von etwa sechs Prozent.

(Bild: KRONEkreativ, Quelle Land Steiermark)

Ein anderer Trend aus 2022 deutet aber auch 2023 in die gleiche Richtung: Die Scheidungen gingen noch einmal um rund vier Prozent zurück! Schon 2022 wurden „nur“ 33,5 Prozent der Ehen geschieden - die niedrigste Rate seit 1995. 1905 waren es insgesamt. „2007 hatten wir einen historischen Höhepunkt, seitdem sind die Scheidungszahlen rückläufig“, sagt Mayer.

Verflixtes siebentes Jahr
Vergleicht man das Niveau mit dem vom Anfang der 1970er-Jahre, ist es aber doch noch um einiges höher. „Ob langfristig eine Trendumkehr eingeläutet ist, lässt sich jetzt noch nicht wirklich abschätzen“, schreiben die Statistiker. Das berühmte „verflixte siebente Jahr“ hält in der steirischen Statistik übrigens nicht. Die meisten Ehen werden im vierten Jahr geschieden, fast die Hälfte aller vor dem zehnten Jahrestag. Die längste Ehe, die 2022 zerbrach, währte übrigens 55 Jahre, die kürzeste nur zweieinhalb Monate.

(Bild: stock.adobe.com)

Bevor es so weit ist, muss man sich aber finden. Vor der Jahrtausendwende lernten die meisten ihre „besseren Hälften“ beim Ausgehen kennen. Seit damals hat das Online-Dating Bar und Club abgelöst: Laut einer Online-Umfrage von Marketagent lernten 27 Prozent ihre Partner im Netz kennen, 21 Prozent beim Ausgehen, danach folgten Freunde und Arbeitsplatz.

„Wir bemerken einen regelrechten Trennungshype“
Die bekannte Grazer Anwältin Mariza Kolar-Syrmas, die viele Scheidungsfälle ausverhandelt, bemerkt keinen Rückgang bei den Trennungen. Im Gespräch mit der „Krone“ erzählt sie von hässlichen Scheidungskriegen, Egoismus und schlechten Ausreden:

Die Statistik zeigt, dass die Scheidungskurve leicht nach unten geht. Können Sie das auch bestätigen?
Nein, absolut nicht, ich bemerke in unserer Kanzlei im Moment einen regelrechten Trennungshype.

Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe dafür?
Da gibt’s viele. Zum einen müssen Frauen heute, wenn die Beziehung nicht mehr funktioniert, immer seltener aus wirtschaftlichen Gründen bei ihrem Mann bleiben; weil sie sich in hohem Maß aus solchen Abhängigkeiten befreit haben. Ein wesentlicher Grund ist auch extrem steigender Egoismus.

Maria Christina „Mariza“ Kolar-Syrmas kennt pikante Details (Bild: Christian Jauschowetz)
Maria Christina „Mariza“ Kolar-Syrmas kennt pikante Details

Wie macht sich das bemerkbar?
Dass der Mensch in der Beziehung, aber auch als Elternteil weiter sich selbst und seine Bedürfnisse in den Vordergrund stellt. Und alles andere hintan. Daran scheitert viel.

Und dann wäre da halt noch der Ehebruch.
Nach Egoismus und Geld der nächste Hauptgrund für Scheidungen. Anlässlich des Datums - und weil es schon vorgekommen ist: Den Valentinstag mit der Geliebten im belebten Lokal zu verbringen statt mit der Gattin, das wäre schon einmal ein heißer Tipp, wenn man eine Scheidung anstrebt. Sexuelle Vorlieben, die man nicht zu Hause auslebt, sondern in gewissen Kreisen oder Etablissements, können auch zu einer flotten Trennung beitragen, sofern man dabei auffliegt.

Kann man Sie noch schockieren?
Schockieren weniger, dafür hab ich in vielen Berufsjahren schon zu viel gesehen und gehört. Aber betroffen macht mich vieles, etwa erbitterte Scheidungskämpfe, bei denen alle Hemmungen fallen, oder wenn Kinder involviert sind. In erster Linie bin ich ja Mensch.

Affären sind oft ein Trennungsgrund (Bild: oatawa - stock.adobe.com)
Affären sind oft ein Trennungsgrund

Stichwort auffliegen, erzählen Sie doch bitte ein bisschen aus dem Nähkästchen. Was lassen sich Ehebrecher so an Ausreden einfallen?
Da haben schon einige den Vogel abgeschossen! Kuriose Beispiele: Jener Mann, der angeblich dreimal in der Woche Tennis spielen ging, stattdessen aber bei der Geliebten war. Zum „Beweis“ borgte er sich sogar verschwitzte Socken mit einem Sandrand von einem Freund aus. Oder: Jener Untreue, der angeblich angeln ging, stattdessen aber Schäferstündchen hatte - und die Fische im Geschäft kaufte. Aufgeflogen ist er, als er versehentlich einen Meeresfisch erstand. Originell auch jener, der im Hochsommer angeblich auf den Schöckl radelte, aber völlig frisch zurück kam; er gab an, vom „Luftzug“ getrocknet worden zu sein.

Kommen Frauen auch auf solche Ideen?
Auch Frauen gehen fremd - da müssen aber meist Freundinnen als Alibi herhalten.

Sie selbst sind in zweiter Ehe ja sehr glücklich verheiratet - Ihr Rezept für eine gute Beziehung?
Dass sie auf Augenhöhe und mit viel Wertschätzung geführt wird.

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