Zum 90. Mal jähren sich heuer die Februarkämpfe zwischen rotem Schutzbund und schwarzer Heimwehr, die nicht zuletzt auch in der Steiermark heftig geführt wurden. Es ging um nichts Geringeres als den Erhalt der Demokratie.
Als Bürgerkrieg wollen viele Historiker die Kämpfe zwischen den paramilitärischen Einheiten der Parteien, dem roten Schutzbund und der schwarzen Heimwehr, heute nicht mehr sehen. Vielmehr als eine verzweifelte und aussichtslose Aktion, um die bereits zu Grabe getragene Demokratie noch zu retten.
Das Ende einer schwachen Ersten Republik
Doch diese Ereignisse, die sich zwischen 12. und 15. Februar 1934 ausgehend von Linz auch in vielen obersteirischen Industriestädten und den Grazer Arbeitervororten Eggenberg und Gösting abgespielt haben, waren ein zentrales Element auf dem Weg von einer schwachen Ersten Republik zum Einmarsch der Nazis 1938.
Die vielen Krisen dieser Zeit (nicht wenige davon sind uns auch heute wieder vertraut) führten zum autoritären Bewältigungsversuch durch den damaligen Bundeskanzler Engelbert Dollfuß. Er schaltete den Nationalrat aus, legte den Verfassungsgerichtshof lahm, erteilte ein Parteienverbot und verfolgte die sozialdemokratische Opposition. Damit ebnete er dem Faschismus nicht den Weg, er praktizierte ihn bereits in Reinkultur.
Prozess-Farce in Leoben
Das zeigt auch der Umgang mit dem Arbeiterführer und Nationalratsabgeordneten Koloman Wallisch. Dieser war in Bruck/Mur maßgeblich an den Kämpfen beteiligt. Das von Dollfuß ausgerufene Standrecht blieb so lange aufrecht, bis er gefasst und nach einer Prozess-Farce in Leoben am 19. Februar 1934 gehenkt wurde.
Wie wichtig diese Phase für die österreichische Geschichte ist, wie viel sie zur Machtübernahme der Nazis beigetragen hat und wie fragil die Demokratie heute wieder ist, wird nicht nur in einer neuen Ausstellung im Grazer Museum für Geschichte aufgezeigt, sondern auch bei zahlreichen Veranstaltungen im Land.
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