Diese Kandidatur sorgt für Diskussion: Der Welser Bürgermeister Andreas Rabl, Politiker der FPÖ, will Vize-Chef eines jüdischen Vereins werden. Die „Freunde von Yad Vashem“ pflegen Kontakte zur internationalen Holocaust-Gedenkstätte in Israel.
Zwei Gruppierungen kandidieren für die „Freunde von Yad Vashem“, sie haben ihre Wahlvorschläge mit jeweils sechs Kandidaten und Kandidatinnen eingereicht. Darüber entschieden werden soll bei der Generalversammlung am 20. März im Rathaus der Landeshauptstadt Linz. Politisch besetzt ist dabei eher die zweite Liste, für die nicht nur der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) und sein Welser Amtskollege Andreas Rabl (FPÖ) kandidieren. Auch drei weitere SPÖ-Politiker, darunter der Dritte Landtagspräsident Peter Binder, sind dort vertreten.
Israelitische Kultusgemeinde leht Kontakt mit FPÖ strikt ab
In der jüdischen Community kritisch gesehen werden könnte jedenfalls Rabls Kandidatur, werden Kontakte zu den Freiheitlichen doch von der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) strikt abgelehnt. Rabl selbst gibt sich in seinem Bewerbungsschreiben offen und betont, den Verein schon seit Jahren zu unterstützen. Ihm seien „Zeichen für das Erinnern und gegen das Vergessen ein politisches Anliegen“, schreibt der Welser Bürgermeister etwa zum Jährlichen Gedenken in seiner Stadt „an die Gräuel der Reichspogromnacht“.
FPÖ lud zu Holocaust-Gedenkveranstaltung
Erst im November 2023 lud FPÖ-Politiker Rabl als Bürgermeister zu einer offiziellen Progromnacht-Gedenkveranstaltung in den Welser Pollheimerpark.
Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Oskar Deutsch, sieht in der Kandidatur Rabls eine „Zumutung“, wie er gegenüber der APA betonte.
Der Verein kooperiere mit der weltweit wichtigsten Gedenk- und Forschungseinrichtung zur Shoah und dem Holocaust. „Die FPÖ hingegen ist nicht nur eine rechtsextreme Partei, sondern der politische Arm der deutschnationalen Burschenschaften, die unmittelbaren Vorgänger der Nationalsozialisten, die an NS-Gräueln beteiligt waren.“
Shoah-Verharmlosung und -Verherrlichung
Bis heute fielen diese Burschenschaften und die FPÖ regelmäßig „durch die berühmten seriellen Einzelfälle auf, dazu gehört Shoah-Verharmlosung und -Verherrlichung“, so Deutsch. „Politiker einer solchen Partei haben nichts im Vorstand der Freunde von Yad Vashem verloren.“
Deutsch vermutet, dass sich „hier jemand auf Kosten des Andenkens an die Opfer der Shoah einen Persilschein für seine politische Agenda verschaffen“ wolle - und das mit Unterstützung des Bürgermeisters von Linz und anderen SPÖ-Politikern. „Das ist grotesk, aber nicht unumkehrbar“, findet der IKG-Präsident.
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