Sie hat den Job! Als SPÖ-Chefin hat sie vieles erlitten, vieles weggelächelt. Pamela Rendi-Wagner, die bis zur vorjährigen Mitgliederbefragung, bei der sie - wenn auch knapp - nur Platz 3 hinter Hans Peter Doskozil und Andreas Babler erreichte, viereinhalb Jahre lang erste Parteiobfrau der Sozialdemokraten war, hatte sich seit ihrem Rücktritt gänzlich aus der Öffentlichkeit verabschiedet. Gesehen hat man sie bloß beim Neujahrskonzert. Wenig später tauchte sie auf der Titelseite der „Krone“ auf. Da hieß es „Rendi am Sprung zu Spitzenjob in der EU“. Im danach vielzitierten Bericht hieß es, ausgerechnet Türkis-Grün unterstütze die Kandidatur der Ex-SPÖ-Chefin für die Direktion der EU-Gesundheitsbehörde. Seit gestern ist es nun so gut wie fix - es fehlt nur noch der Formalakt der Bestätigung durch das EU-Parlament: die ausgebildete Ärztin und ehemalige Gesundheitsministerin wird Direktorin der EU-Gesundheitsbehörde ECDC, diemaßgeblich für die Prävention von und den Kampf gegen Infektionskrankheiten in der EU verantwortlich ist. Dazu darf man der Epidemiologin, die nach ihrem Medizinstudium fast zehn Jahre lang im Bereich Tropenmedizin und Infektionskrankheiten gearbeitet hat, dann von 2011 bis 2017 Generaldirektorin für öffentliche Gesundheit war und in dieser Zeit bereits sechs Jahre im Verwaltungsrat der ECDC tätig war, gratulieren. Der Job scheint maßgeschneidert für die 52-Jährige.
Eine Fehlbesetzung. Die Politik dagegen - sie war nicht maßgeschneidert für die Wienerin, die erst mit der Amtsübernahme als Gesundheitsministerin der SPÖ beigetreten war. Fehlender Partei-„Stallgeruch“ war ihr etwa vorgeworfen worden, tatsächlich schienen ihr gewisse Partei-„Basics“ zu fehlen, die man von einem oder einer in der Wolle gefärbten Sozialdemokraten oder einer Sozialdemokratin innerhalb der Partei erwartet. Aber auch bei allgemein-politischen Fragen schwächelte die späte Quereinsteigerin mehrfach. Eine Idealbesetzung als Generaldirektorin für öffentliche Gesundheit, eine gute Besetzung als Gesundheitsministerin, wohl eine Fehlbesetzung als Parteichefin. Umso mehr gönnt man ihr den neuen Job. „Krone“-Kolumnistin Conny Bischofberger, die auch im Vorjahr das große Interview zum Polit-Abschied mit Rendi-Wagner geführt hat, schreibt heute, man gönne ihr, dass sich „Mut, Durchhaltevermögen und Konsequenz lohnen“. Ja, stimmt. Und noch etwas sollte man auch nicht vergessen: Rendi-Wagner führte ihre Partei zwischendurch in lichte Umfrage-Höhen, von denen die Sozialdemokraten derzeit nicht einmal träumen können.
Kommen Sie gut durch den Donnerstag!
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