Gangbetten, gesperrte Stationen und Personalmangel - der Wiener Gesundheitsverbund hat an vielen Fronten zu kämpfen. Jetzt hat die Chefetage eine erste Bilanz gezogen.
Wir befinden uns in einer Gesundheitskrise. Diesmal setzt den Menschen zwar nicht Corona, aber die Personalnot in den Gesundheitseinrichtungen zu. Die Folge: gesperrte Stationen und lange Wartezeiten auf Operationen. Der Wiener Gesundheitsverbund (Wigev) als Österreichs größter Vertreter ist hier besonders gefordert und wurde in den vergangenen Monaten immer wieder heftig kritisiert.
Chefs stehen Rede und Antwort
Doch erstmals gewährte die Chefetage einen umfassenden Einblick und präsentierte die Bilanz des vergangenen Jahres. So wurden in den Kliniken im Vorjahr 4,9 Millionen Patienten versorgt. „Das sind 75 bis 80 Prozent aller in Wien erbrachten Spitalleistungen“, so der Medizinische Direktor Michael Binder. Damit und mit 134.512 Operationen 2023 nähert man sich dem Vorkrisenniveau von 2019 an.
Fast ein Viertel geht in Pension
Eine große Herausforderung für den Gesundheitsverbund ist und bleibt die Personalsituation. Auch hier präsentierte Generaldirektorin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb erstmals genaue Zahlen. „Mit 3358 Ärzten und 9335 Pflegern haben wir 93 beziehungsweise 92 Prozent der Stellen besetzt. Aber natürlich gibt es auch weiterhin Mangelfächer oder Standorte, bei denen sich Pensionierungen und Abgänge häufen und Junge dann wegen der gestiegenen Anforderungen lieber andernorts arbeiten.“ Und die Situation wird sich in den kommenden Jahren durchaus noch deutlich verschärfen. Laut Wigev-Hochrechnungen gehen bei den Ärzten bis 2030 23 Prozent und bei den Pflegern 18 Prozent in Pension.
„Wollen attraktiv bleiben und werden“
Um Personal zu halten und als Arbeitgeber attraktiv zu sein, wurden flexible Arbeitsmodelle, Sonn- und Feiertagszulagen und Einspring-Prämien für kurzfristige Zusatzdienste eingeführt. So können sich zum Beispiel auch Telefonisten pro Monat rund 500 Euro „dazuverdienen“.
Patienten wurden in den Einrichtungen des Wiener Gesundheitsverbundes im Jahr 2023 behandelt. Damit befindet man sich fast auf Vorkrisenniveau.
Man habe auch das administrative Personal aufgestockt, um die medizinischen Mitarbeiter zu entlasten. Außerdem wurden die Ausbildungsplätze sowohl für Ärzte als auch im Pflegebereich in den Häusern deutlich ausgebaut. Alleine in der Pflege werden diese bis Ende des Jahres auf 4400 verdoppelt.
Österreichweit werden aktuell die verschiedenen Gehaltssysteme unter die Lupe genommen. Das mache dann auch Vergleiche zwischen den Bundesländern möglich.
Neues Primärversorgungszentrum
Zur Entlastungen der Kliniken tragen wesentlich die Primärversorgungszentren bei. Wien beweist hier wieder einmal seine Vorreiterrolle. Der Ausbau von Primärversorgungszentren wie auch von Kinder-Primärversorgungszentren ist derzeit in aller Munde. Das Medloft-Primärversorgungszentrum in Margareten bietet erstmals in Wien beides. Hier arbeiten Allgemeinmediziner und Kinderärzte Hand in Hand und ermöglichen eine umfassende Betreuung. Damit ist eine kompetente Betreuung von Geburt an bis ins hohe Alter gewährleistet. Auch Hausbesuche für Menschen, die nicht selbst in die Ordination kommen können, werden im 4. und 5. Bezirk angeboten.
Politik ist erfreut
Stadtrat Peter Hacker: „Ich freue mich sehr, dass nun im PVE-Margareten ein Kassen-Kinderarzt seine Dienste anbietet.“ Bezirksvorsteherin Silvia Jankovic spricht sogar von einem „Meilenstein für Margareten“. Medloft-Chef Dr. Florian Mölzer: „Abgerundet wird unser Angebot auch von einer Diätologin mit großer Erfahrung mit Patienten im Säuglings- Kinder und Jugendalter.“
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