Jahrestag der Invasion

Großer Protest in Wien: Lichtermeer gegen Putin

Österreich
24.02.2024 20:01

Ukrainer in Österreich haben am Samstagabend in Wien mit einer Großkundgebung gegen den russische Angriffskrieg protestiert. Vor genau zwei Jahren ließ Wladimir Putin ihr Land überfallen. Den Teilnehmern geht es um ein „Signal“ - in die Ukraine und in Teile Österreichs.

Zuvor hatten auch Russen eine Anti-Kriegs-Demonstration in Wien abgehalten. Etwa 250 Menschen folgten laut Veranstaltern einem Aufruf der Initiative „Russians against war“.

Boschafter beschwört Zusammenhalt
„Die ukrainische Community in Österreich hat sich hier wieder versammelt, um ihren Zusammenhalt zu zeigen sowie ein Signal aus Wien in die Ukraine und in andere Teile Österreichs zu senden“, kommentierte der ukrainische Botschafter in Wien, Wassyl Chymynez, am Rande der Demonstration.

Eindrücke von der Demonstration in Wien:

Dieses Signal sei einfach zu verstehen: Die Ukrainer wollten Frieden und in freien Land leben, sie müssten aber bei der Verteidigung des Landes zusammenhalten.

Beifall für vier Parteien
Beim Zwischenhalt vor dem Parlament wandten sich Nationalräte sowie Europaparlamentarier von Grünen, NEOS, ÖVP und SPÖ an die zahlreichen Kundgebungsteilnehmer. Sie ernteten mit ihren Versicherungen, dass die Ukraine weiter unterstützt würde, großen Beifall.

Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen wandte sich mit einer Grußbotschaft an die Ukraine:

„Wir stehen als vier Parteien im Parlament hinter euch und wir werden die Ukraine nicht im Stich lassen“, rief Ewa Ernst-Dziedzic (Grüne) in einer kleinen Brandrede. Inhaltlich ähnlich gelagerte Aussagen kamen aber auch von den anderen Parteien. Andreas Schieder (SPÖ) sprach davon, dass man sich freilich an einem traurigen Tag getroffen habe. „Die Ukraine muss frei sein und Putin muss für seine Taten büßen“, sagte der Europaparlamentarier.

Nach Kundgebungen am Heldenplatz und vor dem Parlament mit laut Polizei 2000 Teilnehmern zog ein Teil in einem „Marsch des Lichts“ zum Karlsplatz.

Russen gegen Putin
Die Demonstration von „Russians against war“ im Stadtzentrum war die bisher größte Antikriegsmanifestation der russischen Community in Österreich. Neben kämpferischen Tönen im Geist des toten Oppositionsführers Alexej Nawalny war auch von Trauer die Rede, einige Demonstranten weinten.

Russen demonstrierten am Samstag in Wien gegen Russlands Angriffskrieg. (Bild: APA/GEORG HOCHMUTH, Krone KREATIV)
Russen demonstrierten am Samstag in Wien gegen Russlands Angriffskrieg.

„Wir demonstrieren heute, wie bereits auch vor zwei Jahren und vor einem Jahr, gegen die Entscheidung der russischen Regierung, bringen unsere Solidarität mit allen Opfern des Kriegs zum Ausdruck und sind gemeinsam an diesem Trauertag hier“, sagte eine der Organisatorinnen der Demonstration am Michaelerplatz im 1. Wiener Gemeindebezirk. Sie ersuchte aus Angst vor möglichen Repressalien gegen Verwandte in Russland, namentlich nicht genannt zu werden.

Angst vor Verfolgung
Bereits im Vorfeld hatten die Organisatoren von „Russians against war“ intern auf das Risiko einer Strafverfolgung in Russland im Zusammenhang mit Antikriegsslogans hingewiesen und exponierten Teilnehmern unter anderem empfohlen, ihre Gesichter teils zu verhüllen. Nach der Ermordung eines russischen Überläufers in Spanien gebe es auch unter Russen in Österreich die Angst, dass sich Derartiges auch in Wien wiederholen könnte.

Verwüste Städte, Hunderttausende Tote und Folter in der Ukraine würden auch in Russland die Menschen nicht kaltlassen, erklärte eine weitere Organisatorin. „Nur ist es in Russland derzeit nicht möglich, darüber frei zu sprechen: Jeder wird verfolgt, der öffentlich seine Meinung (gegen den Krieg, Anm.) sagt“, erläuterte sie.

„Russland wird frei sein“
Die Demonstranten in Wien ließen indes an ihrer Haltung auch in der Öffentlichkeit keinen Zweifel: Skandiert wurde „Stoppt die russische Aggression“, „Putin nach Den Haag“ und „Putin ist ein Mörder“. Gerufen wurde zudem „Russland wird frei sein“, ein insbesondere auch von Alexej Nawalny verwendeter Slogan.

Das Schicksal des Oppositionspolitikers wurde auf Plakaten vereinzelt thematisiert: So war etwa davon die Rede, dass Putin seinen Leichnam an Nawalnys Mutter übergeben solle - was in der Zwischenzeit passiert ist.

Nawalnys Schicksal bewegt weltweit. (Symbolbild) (Bild: AFP)
Nawalnys Schicksal bewegt weltweit. (Symbolbild)

„Diese Demonstrationen, insbesondere wenn sie in vielen Städten Europas stattfinden, zeigen, dass diese Russen außerhalb Russlands ein Teil der russischen Politlandschaft geblieben sind, erklärte der prominente russische Politologe Kirill Rogow am Rande der Veranstaltung. Er bezeichnete die Kundgebungen als „wichtiges Zeichen für Europa“.

Rogow ist seit März 2022 am Institut für die Wissenschaft vom Menschen (IWM) in Wien tätig, in Russland selbst wurde er vom Justizministerium als „Ausländischer Agent“ stigmatisiert.

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