Bürgermeisterwahl

35 Antworten auf die Salzburger Wohnmisere

Salzburg
26.02.2024 06:00

Die „Krone“ hat die sieben Kandidaten bei der Bürgermeisterwahl in der Stadt um Antworten zum Thema leistbares Wohnen gebeten. Uneinigkeit gibt es bei der Frage, ob die Stadt selbst am Wohnungsmarkt aktiv werden und in Eigenregie Gemeindewohnungen bauen soll. Die Stadt verliert aktuell bereits Einwohner. Einig sind sich die Kandidaten, dass sich das wieder ändern soll. Wege dahin gibt es viele.

Soll die Stadt selbst Gemeindewohnungen errichten, um das Angebot an leistbaren Wohnungen zu erhöhen?

Florian Kreibich (ÖVP): Nein, die Stadt sollte nicht selbst als Bauträger in Erscheinung treten. Dafür gibt es die Gemeinnützigen. Wir wollen mit dem REK die notwendigen Flächen mobilisieren.

Bernhard Auinger (SPÖ): Ja! Aus diesem Grund haben wir 7,5 Millionen Euro im Budget, um Grundstücke zu kaufen, auf denen die Gemeinnützigen leistbare Mietwohnungen errichten sollen.

Anna Schiester (Bürgerliste/Grüne): Die Stadt soll den Ankauf von Grundstücken finanziell unterstützen und darauf mit gemeinnützigen Wohnbauträgern geförderte Mietwohnungen errichten.

Paul Dürnberger (FPÖ): Die Stadt soll Bauland lukrieren und dann in gemeinsamen Projekten mit den gemeinnützigen Wohnbauträgern leistbare Miet- und Eigentumswohnungen errichten.

Lukas Rupsch (Neos): Es sollen mehr Wohnungen errichtet werden. Dies ist jedoch keine Aufgabe der Stadt selbst, sondern der Gswb, die zu 50 Prozent der Stadt gehört.

Kay-Michael Dankl (KPÖ Plus): Ja. Denn Wohnen ist ein Grundrecht, keine Ware. Der Schlüssel für leistbares Wohnen ist gemeinnütziger Wohnbau, am besten durch die Stadt selbst.

Christoph Ferch (Liste Salz): Wenn die Gemeinnützigen ihren Service nicht verbessern können, dann schon. Ein bisschen Konkurrenz im eigenen Hause sind da die stadteigenen Wohnungen.

Auch die Gswb soll mehr Wohnungen bauen (Bild: MARKUS TSCHEPP)
Auch die Gswb soll mehr Wohnungen bauen

Soll die Stadt für neues Bauland auch geschützte Grünlandflächen in Bauland umwidmen und bebauen?

Florian Kreibich (ÖVP): Die Grünland-Deklaration muss in ihrer Qualität und Quantität erhalten und geschützt bleiben. Die Regeln der Grünland-Deklaration sind einzuhalten.

Bernhard Auinger (SPÖ): Nein. Wir sehen stattdessen enormes Potenzial in der Nachverdichtung. Auch im Sinne eines sparsamen Bodenverbrauchs setzen wir uns für eine dichtere Bauweise ein.

Anna Schiester (Bürgerliste/Grüne): Die Stadt hat genug versiegelte, mindergenutzte Flächen und Gewerbebrachen, die mobilisiert werden müssen. Ein Griff ins wertvolle, geschützte Grünland ist ein No-Go.

Paul Dürnberger (FPÖ): Nein, es gibt außerhalb des geschützten Grünlandes noch genügend Flächen, auf die mittels eines neuen Räumlichen Entwicklungskonzeptes zugegriffen werden kann.

Lukas Rupsch (Neos): Nein, Salzburg ist mit 102 Quadratmeter versiegelter Fläche pro Kopf unter Österreichs Großstädten bereits Vizemeister, was die Flächenversiegelung betrifft.

Kay-Michael Dankl (KPÖ Plus): Nein. Nur im Rahmen von Flächentauschen geht das. Grünland gehört geschützt.

Christoph Ferch (Liste Salz): Nein, damit wurde bereits genug herumgepfuscht. Mit dem Resultat, dass zum Beispiel das Bundesgewässer Salzach als Grünland gewidmet ist.

Das Grünland bleibt ein heißes Wohnbau-Thema (Bild: Tröster Andreas)
Das Grünland bleibt ein heißes Wohnbau-Thema

Sollen bestehende Wohnbauten bei möglichen Renovierungen aufgestockt werden?

Florian Kreibich (ÖVP): Dort, wo eine Weiterentwicklung möglich und sinnvoll ist, sollte über solche Maßnahmen nachgedacht werden, immer unter Einbeziehung der dort lebenden Menschen.

Bernhard Auinger (SPÖ): Ja, überall wo dies sinnvoll möglich ist. Es gibt bereits tolle Wohnbauprojekte, wo bei der Renovierung aufgestockt wurde und zusätzlicher Wohnraum entstanden ist.

Anna Schiester (Bürgerliste/Grüne): Ein klares Ja zu „mehr Platz auf weniger Fläche“. Durch kluge, sensible und qualitativ hochwertige Nachverdichtung können wir mehr Wohnraum schaffen.

Paul Dürnberger (FPÖ): In Rücksprache mit den Anrainern und wenn es sozial verträglich gestaltbar ist, auf jeden Fall.

Lukas Rupsch (Neos): Ja, und nicht nur Wohnbauten, sondern auch Supermärkte oder andere Gewerbeflächen. Gerade der Stadtteil Schallmoos hätte hier zum Beispiel viel Potenzial.

Kay-Michael Dankl (KPÖ Plus): Ja. Maßvolle Aufstockungen wie in der Friedrich-Inhauser-Straße schaffen Wohnraum. Die Nachverdichtung darf aber nicht nur im dicht bebauten Norden stattfinden.

Christoph Ferch (Liste Salz): Wenn Höchstgrenzen eingehalten werden, kann man das prinzipiell prüfen. Was wir brauchen, ist eine bessere Stadtplanung!

Sollen auch im Neubau höhere Bauten ermöglicht werden, um mehr Wohnraum zu schaffen?

Florian Kreibich (ÖVP): Bauhöhen und -dichten sind immer von der städtebaulichen und sozialen Verträglichkeit abhängig. Dichtere Bauweisen werden aber zukünftig vermehrt angewendet.

Höher bauen als ein Schlüssel für mehr Wohnungen (Bild: Tschepp Markus)
Höher bauen als ein Schlüssel für mehr Wohnungen

Bernhard Auinger (SPÖ): Ja. Man kann auch sehr attraktiv in die Höhe bauen.

Anna Schiester (Bürgerliste/Grüne): Ja. In Zukunft sollen - dort, wo es stadtplanerisch sinnvoll ist - Mindestdichten vorgegeben werden.

Paul Dürnberger (FPÖ): Hochhäuser und Wolkenkratzer sind in Salzburg weder notwendig noch wünschenswert.Es gibt jedoch bei der Bauhöhe in vielen Stadtteilen noch Spielräume nach oben.

Lukas Rupsch (Neos): Ja, definitiv. Höher zu bauen ist ein probates Mittel, um auf gleicher Fläche mehr Wohnraum entstehen zu lassen.

Kay-Michael Dankl (KPÖ Plus): Ja, sofern es sich nicht um gewinnorientierte Luxus- und Anlageimmobilien handelt, sondern leistbaren Wohnraum für die Salzburger.

Christoph Ferch (Liste Salz): Es mangelt an besserer Stadtplanung, etwa in der Sterneckstraße. Wäre die geschlossen mit 17 Metern Höhe bebaut worden, hätten wir Hunderte Wohnungen mehr.

Soll sich die Politik bemühen, dass wieder mehr Menschen in die Stadt ziehen, oder soll der Trend einer schrumpfenden Stadt fortgesetzt werden?

Salzburg schurmpft - nicht nur für Studenten ist die Mozartstadt oft ein zu teures Pflaster (Bild: ANDREAS TROESTER)
Salzburg schurmpft - nicht nur für Studenten ist die Mozartstadt oft ein zu teures Pflaster

Florian Kreibich (ÖVP): Die Stadt muss attraktiver Wohn- und Arbeitsstandort sein, wodurch mittelfristig auch ein natürliches und gemäßigtes Wachstum einhergeht.

Bernhard Auinger (SPÖ): Eine moderne, pulsierende Stadt muss wachsen. Dabei geht es als Stadt darum, als Wirtschafts-, Kultur- und Bildungsstandort attraktiv zu bleiben.

Anna Schiester (Bürgerliste/Grüne): Wir müssen den Trend der „stillen Abwanderung“ aufhalten: Es wurden in den letzten Jahren teure Wohnungen gebaut, die sich Jüngere gar nicht leisten können.

Paul Dürnberger (FPÖ): Wenn Salzburg für den Normalbürger wieder attraktiver wird, löst sich die Frage von selbst. Was wir nicht brauchen, ist eine weitere Zunahme der illegalen Massenzuwanderung.

Lukas Rupsch (Neos): Es ist ein Armutszeugnis, dass Salzburg schrumpft. Die Politik sollte ihr Augenmerk wieder mehr auf die Jugend legen, nicht nur auf Salzburgs Hautevolee und Touristen.

Kay-Michael Dankl (KPÖ Plus): Ja, die teuren Wohnkosten vertreiben junge Menschen und Familien. Niemand soll gezwungen sein, seine Stadt zu verlassen, weil die Fixkosten nicht mehr zu stemmen sind.

Christoph Ferch (Liste Salz): Die Stadt schrumpft, weil Junge wegziehen und zu wenige Kinder geboren werden. Wir dürfen die Stadt nicht nur für Touristen entwickeln, sondern für uns alle.

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