Das Fußballfieber macht praktisch vor niemanden halt. Auch nicht vor einer steirischen Ordensschwester: Die Franziskanerin Laura ist seit ihrer Kindheit im Kosovo vom Fußball besessen.
Das Lächeln trippelt über ihr Gesicht, wenn Schwester Laura über Fußball plaudern kann. Zum überbordenden Strahlen kommt die gebürtige Kosovarin, wenn es um ihre Lieblingself Sturm Graz geht. Ein wenig verlegen wird sie, wenn sie von Real Madrid und Cristiano Ronaldo ins Schwärmen kommt. „Fußballspielen liegt mir im Blut und diese Leidenschaft habe ich mir auch mit ins Kloster genommen“, verteidigt die 48-jährige Ordensfrau ihre sportlichen Ambitionen, die hinter Klostermauern sonst eher selten sind.
Schwester Laura kann sich „über Schiedsrichter richtig ärgern“
Mit Schwester Laura grassiert nun auch am südsteirischen Bischofsschloss Seggauberg das Fußballfieber, wenn im spirituellen Tagesablauf der Franziskanerinnen auch noch Platz für das runde Leder bleibt. „Mittlerweile sind meine Mitschwestern beim Fußballschauen mit am TV-Sofa. Und sie beruhigen mich, wenn ich eifrig mitkommentiere und mich über Fouls und ungerechte Entscheidungen des Schiedsrichters richtig ärgern kann.“
Das Fußballspielen lernte die gebürtige Kosovarin von ihren fünf Brüdern. „In der Schule war ich eine der besten Fußballspieler. Mich hat Fußball immer begeistert. Stundenlang bin ich bei den WM-Spielen vor dem Fernseher gesessen, habe mir bei diesen Spielen und von den großen Fußballern auch die Tricks abgeschaut“, erinnert sich die stets gutgelaunte Ordensfrau, die 2015 nach Österreich kam und nun seit drei Jahren im Kloster Seggauberg lebt. Dort feilt sie auf der grünen Glockenwiese an ihrer Spieltechnik, sprintet im Habit dem Ball hinterher, scheut auch keinen Köpfler, achtet aber tunlichst darauf, beim seligen Solospiel am grünen Rasen keine Spuren am schwarz-weißen Ordensgewand zu hinterlassen.
Lieblingself ist der SK Sturm Graz
Die Fußballleidenschaft teilt die Franziskanerin mit Bischof Wilhelm Krautwaschl, besonders wenn es um die gemeinsame Lieblingself geht: den SK Sturm Graz. „Man merkt einfach bei ihr, dass sie ganz dabei ist, zuschaut, aufsteht, jubelt. Das ist einfach schön“, freut sich der Bischof, der es auch mit einem Schmunzler hinnimmt, dass im spartanischen Leben der Nonne die Auswahl an TV-Fußballkanäle den üblichen Standard übersteigt.
Begriffe wie Freistoß, Abseitsfalle oder Bananenflanke sind Schwester Laura vertraut. „Da kommt es schon vor, dass sie mich korrigiert“, sagt Bischof Krautwaschl, der die Leidenschaft der Nonne befeuert. Er darf sich auch darauf verlassen, dass die Ordensfrau mit Stoßgebeten manipulativ in den Spielverlauf eingreift. „Meist werden meine Gebete auch erhört“.
Für die beiden Fußballfans wird jeder Live-Kick zum himmlischen Vergnügen. Und wenn man bei Schwester Laura keck nachfragt, ob auch beim „Chef da oben“ Fußball gespielt wird? „Das hoffe ich schon, denn es geht beim Fußballspielen um viel Freude.“
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