Bei dem Todesopfer handelt es sich laut Polizei um einen 47-jährigen Einheimischen. Er wollte am Freitag gegen 21 Uhr zu Fuß zu seiner Mutter, als ihn die Mure erfasste. Ein Augenzeuge hatte den Obersteirer noch gesehen und bemerkt, wie sich die Mure in einem Waldstück löste. Der Zeuge rief dem Fußgänger zu, sich in Sicherheit zu bringen, doch es war zu spät. Während sich der 50-Jährige gerade noch retten konnte, wurde der 47-Jährige von den Erdmassen mitgerissen. Samstag früh wurde der Verschüttete von Helfern tot in einem Seitengraben gefunden.
In der stark von Hochwasser betroffenen Gemeinde Thörl wurde - ebenso wie in der Ortschaft Etmißl - von der Bezirkshauptmannschaft Katastrophenalarm ausgelöst.
Zehn Meter hohe Mure in St. Lorenzen
In der Gemeinde St. Lorenzen im Paltental im Bezirk Liezen ging laut Einsatzkräften gegen 5 Uhr früh eine gewaltige Mure mitten durch das Ortsgebiet und entlang eines Baches ab. Die Geröllmassen türmten sich auf einer Breite von 100 Metern bis zu zehn Meter hoch auf. Ein Mann wurde bei dem Murenabgang schwer verletzt und musste in der Schaufel eines Traktors zu den Rettungsfahrzeugen transportiert werden, da diese wegen der verlegten Straßen nicht zu ihm vordringen konnten. Eine weitere Person erlitt einen Schock. Die Ortschaft wurde teilweise von der Außenwelt abgeschnitten - siehe auch Diashow in der Infobox.
Etwa 20 Menschen mussten mit Hubschraubern des Bundesheeres und des Innenministeriums in Sicherheit gebracht werden, nachdem ihre Häuser nicht mehr über die verlegten Straßen erreichbar waren. Weitere 70 Bewohner hatten ihre Häuser auf behördliche Anweisung wegen Gefahr im Verzug zu verlassen und wurden im Freizeitheim Trieben untergebracht. Wann sie zurückkönnen, war am Samstagnachmittag noch unklar.
Laut Chefinspektor Herbert Angerer sind 60 bis 70 Gebäude von der Mure erfasst worden, mehrere davon seien total beschädigt. Zahlreiche Garagen und Fahrzeuge wurden weggeschwemmt. Die acht Brücken, die ursprünglich in der Gemeinde zur Überquerung des Lorenzerbaches gedient hatten, wurden ebenfalls weggerissen. Die Strom- und Trinkwasserversorgung ist teilweise unterbrochen.
Evakuierungsaktion in Schwarzenbach
Auch im benachbarten Schwarzenbach musste am Samstagnachmittag mit der Evakuierung begonnen werden. Betroffen seien 100 bis 150 Menschen. Laut Bürgermeister Helmut Schöttl drohen dort ebenfalls Muren abzugehen.
Die Ortschaft Oppenberg mit knapp 250 Einwohnern ist ebenfalls nicht über das Straßennetz erreichbar, die beiden Zufahrtswege sind von Muren und Bäumen verlegt worden. Bürgermeister Franz Schrattenthaler sprach aber im Vergleich zu St. Lorenzen von einem "blauen Auge", mit dem seine Ortschaft davongekommen sei.
In weiteren Ortschaften rund um Liezen bietet sich ein Bild der Zerstörung, Brücken und kleinere Gebäude seien durch Überflutungen einfach weggerissen worden. So herrschte auch in Kleinsölk Katastrophenalarm. Laut Kurt Kalcher von der Landeswarnzentrale Steiermark seien 35 Bewohner des hinteren Talbereiches von der Außenwelt abgeschnitten.
Böden können kaum noch Wasser aufnehmen
Im Bezirk Leoben gingen ebefalls schwere Unwetter nieder, Bäche traten über die Ufer, etliche Bäume stürzten auf Gebäude. Ein ähnliches Bild bot sich den Einsatzkräften im Bezirk Murtal. Besonders schwer betroffen sind die Orte Knittelfeld und Kobenz.
Im Bezirk Mürzzuschlag wurden Straßen, Garagen und Keller überflutet. Auch rund um die Landeshauptstadt Graz sorgten die starken Regenfälle für dramatische Zustände, zumal die Böden laut Landeswarnzentrale in weiten Teilen der Steiermark kaum mehr Wasser aufnehmen können.
In Wartberg war die Ortsdurchfahrt überflutet, in Kindberg gingen mehrere Muren ab, und in Hadersdorf musste eine Brücke per Kran angehoben werden, damit die Fluten sie nicht mitreißen können.
Zahlreiche Straßensperren
In der gesamten Steiermark mussten infolge der Unwetter zahlreiche Straßen gesperrt werden (siehe Link in der Infobox). Unter anderem war der Gleinalmtunnel auf der Pyhrnautobahn (A9) kurzzeitig blockiert, da etliche Autofahrer Schutz vor dem heftigen Hagelsturm gesucht hatten. Ein Schneepflug musste ausrücken, da eine mehrere Zentimeter dicke Hagelschicht auf der Fahrbahn lag.
Die Brucker Schnellstraße (S35) wurde am Samstagnachmittag von den Behörden wegen der hochwasserführenden Mur ab Mixnitz in Fahrtrichtung Norden gesperrt. Das Wasser hatte bereits die Fahrbahn überschwemmt. Überschwemmungen seien laut Landeswarnzentrale entlang des Flusses zwischen Bruck und Graz sowie südlich der Landeshauptstadt zu erwarten.
1,5 Millionen Euro Soforthilfe zugesichert
Umweltminister Nikolaus Berlakovich sicherte am Samstag 1,5 Millionen Euro Soforthilfe aus Mitteln des Bundes für die Steiermark zu: "Die Schutzbauten der Wildbach- und Lawinenverbauung sind durch die Unwetter stark in Mitleidenschaft gezogen worden und werden umgehend wieder voll hergestellt."
Am Sonntag machte sich eine 160-köpfige Pionierkompanie aus Melk auf den Weg in die Obersteiermark. Der Schwerlasttransport mit 40 Fahrzeugen und einer Kolonnenlänge von 1,5 Kilometern wird von einer Militärstreife begleitet. Insgesamt sind derzeit - neben Hunderten Helfern der Feuwerwehren - mehr als 300 Soldaten und Soldatinnen zu Lande und in der Luft für die obersteirische Bevölkerung im Einsatz.
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