Filzmaier analysiert

Salzburg wählt: Kommen jetzt die Kommunisten?

Salzburg
10.03.2024 06:00

In Salzburg finden heute Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen statt. Warum das auch Nichtsalzburger interessieren sollte, obwohl sie die Mehrheit der 119 Gemeinden des Bundeslandes höchstens vom Namen her kennen? Weil in der Landeshauptstadt alles möglich ist. Schauen wir uns die Zahlen dazu an.

1. In der Stadt Salzburg sind 112.733 Bürger wahlberechtigt. Das sind bloß 1,7 Prozent der gesamtösterreichischen Wählerschaft. Bei der letzten Wahl blieb zudem die Hälfte der Wahlberechtigten zu Hause. Die Leute hatten von der Salzburger Politik die Nase voll. Ex-Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) war 2017 strafrechtlich verurteilt worden. Harald Preuner (ÖVP) gewann knapp die folgende Wahl, hatte aber stets sehr begrenzte Strahlkraft.

Kay-Michael Dankl geht für die KPÖ ins Rennen um den Salzburger Bürgermeistersessel. (Bild: EXPA / APA / picturedesk.com)
Kay-Michael Dankl geht für die KPÖ ins Rennen um den Salzburger Bürgermeistersessel.

2. 2024 gibt es gar keinen Amtsinhaberbonus. Der 64-jährige Preuner verzichtet auf eine Wiederkandidatur. Preuners Parteifreund Florian Kreibich und Langzeitherausforderer Bernhard Auinger (SPÖ) sind mit 54 und 50 Jahren auch keine Nachwuchshoffnungen. Als Co-Favorit gilt der 35-jährige Kay-Michael Dankl. Obwohl nur sieben Prozent aller Bürgermeister unter 40 sind.

Peter Filzmaier ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität für Weiterbildung Krems und der Karl Franzens-Universität Graz. (Bild: Reinhard Holl)
Peter Filzmaier ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität für Weiterbildung Krems und der Karl Franzens-Universität Graz.

3. Zudem ist Dankl Kommunist. Er könnte nach Elke Kahr in Graz zweiter Bürgermeister der KPÖ in einer Landeshauptstadt werden. Wie das? Schon klar, dass die Partei in Städten besser abschneidet als auf dem Land. Und bei der vorjährigen Landtagswahl wählten fast zwölf Prozent kommunistisch. In der Stadt Salzburg waren es über 20 Prozent. Doch liegt die KPÖ bundesweit in Umfragen bei drei Prozent. Wie erklärt sich - egal, wie es letztlich ausgeht - der Riesenunterschied?

4. Parallelen zu Graz drängen sich auf. Als ebenda Ernest Kaltenegger 2003 mit seiner KPÖ rund 20 Prozent und seine Genossin Elke Kahr als spätere Bürgermeisterin 28 Prozent schafften, punktete man genauso mit dem Wohnthema. Andere Parteien hatten höhere Mieten und kleiner werdende Wohnqualität sträflich unterschätzt. Oder keine Lösung gefunden.

5. Genau davon profitiert auch Dankl. Zudem ist er redegewandt und sympathisch, sodass er gleich Kaltenegger und Kahr die problematische Vergangenheit des Kommunismus wegzulächeln versucht. Ideologische Extremstandpunkte trägt er mit sanfter Stimme vor. Ob das reicht? Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wissen wir am heutigen Abend nicht, wer Bürgermeister wird. Es wird wohl niemand mehr als 50 Prozent der Stimmen bekommen, also gibt es in zwei Wochen eine Stichwahl. In beiden Wahlgängen hängt alles von der Wahlbeteiligung ab. Es bleibt daher spannend.

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