Jahrelang beschäftigte Personalmangel die steirische Industrie, nun wendet sich das Blatt: Fast die Hälfte der Unternehmen will im ersten Quartal Personal abbauen. Das macht die Lage für Arbeitssuchende schwer - besonders für Frauen.
20 Bewerbungen hat Daniela Thaler, gelernte Metalltechnikerin aus Thal, seit Dezember an Firmen geschickt. Kein einziges Mal wurde sie zum Bewerbungsgespräch geladen - wir haben berichtet. Erst, als Thaler ihr Foto vom Lebenslauf entfernte und sich statt „Daniela“ nur „Dani“ nannte, bekam sie eine Rückmeldung von einer Leihfirma.
Wurde Thaler wegen ihres Geschlechts übergangen? Nina Zechner, stellvertretende Geschäftsführerin der Industriellenvereinigung Steiermark, verteidigt die Branche und sieht auch andere Gründe: „Der Arbeitskräftemangel ist nicht mehr so massiv, die Dynamik hat sich verändert.“ Die Nachfrage geht zurück. „Wir als Industrie sind in einer Rezession. 44 Prozent der Firmen wollen laut einer Umfrage im ersten Quartal 2024 Personal abbauen.“
Arbeitslosigkeit steigt
Bereits seit April 2023 steigt in Österreich die Arbeitslosigkeit. Mit Ende Februar 2024 waren 402.297 Personen ohne Arbeit, davon 321.655 arbeitslos und 80.642 in Schulungsmaßnahmen des AMS. Die Arbeitslosenquote betrug 7,6 Prozent.
Immer mehr Frauen entscheiden sich für Industrie-Lehre
Dennoch ist die Industrie in Veränderung begriffen: „23 Prozent der Industrielehrlinge sind Frauen, 2007 waren es noch 14 Prozent - da merken wir einen deutlichen Anstieg“, sagt Zechner. Das beschränkt sich nicht aufs Büro, sondern schlägt sich auch in der Produktion nieder: „Der am häufigsten gewählte Beruf ist die Metalltechnik, erst dann kommt die Industriekauffrau.“
Nichtsdestotrotz: „Wir kämpfen mit tradierten Rollenbildern. Die Möglichkeit, mit Kindern Vollzeit zu arbeiten, ist vor allem im ländlichen Raum oft nicht gegeben.“ Oft hieße es, Ganztages-Krippen und -Kindergärten wären nicht nachgefragt. „Aber die Familien teilen sich das eben anders ein, wenn es kein Angebot gibt. Wenn es das geben würde, gäbe es auch Nachfrage“, ist Zechner sicher.
Es gibt keinen Beruf, den eine Frau nicht machen kann.
Nina Zechner, IV
Berufe in der Industrie bieten Frauen viele Vorteile, ist sie sicher: Man verdient in der Industrie mehr als in Handels- und Dienstleistungsberufen und ist somit weniger vom Gender Pay Gap betroffen. „Es gibt coole Karrierechancen, ob als Lehrling oder Akademiker.“ Zechner ist sicher, obwohl es immer schwarze Schafe gibt: „Unternehmen können und wollen nicht auf die Frauen verzichten. Sie wissen, dass diverse Teams besser funktionieren.“
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