Guten Morgen

Hammer und Sichel | Bedenklich

Hammer und Sichel.„Marx & Mozart“, „Linkes Salzburg“, alle möglichen und auch beinahe unmöglichen Klischees werden–auch international–vor den heutigen Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in der viertgrößten Stadt Österreichs strapaziert. Ein Blatt mit–laut Eigendefinition–„großem Horizont“ visualisiert besonders plakativ, lässt am Horizont über der Stadt Salzburg bedrohlich eine tiefrote Sonne aufgehen. Da fehlt nur noch das Hammer-und-Sichel-Symbol… Ja, die Kommunisten kommen–davon gehen alle aus. Nachdem sie zuvor Graz erobert haben, könnte heute der smarte Linke Kay-Michael Dankl (Bild) an der Salzach seinen Erfolgslauf fortsetzen, hat er doch seine KPÖplus bereits im Vorjahr bei den Salzburger Landtagswahlen in der Landeshauptstadt mit mehr als 20 Prozent auf Platz 2 gehievt. Nun werden dem  Kommunisten in einer Stadt, in der, wie Politprofessor Peter Filzmaier heute in der „Krone“ analysiert, „alles möglich“ ist, gute Chancen eingeräumt, sich in eine Bürgermeister-Stichwahl am Palmsonntag  zu kämpfen. Wie kann das sein, fragt man sich hierzulande, aber auch über die Landesgrenzen hinaus.

Bedenklich. Die Umstände spielen dem alerten KPÖ-Mann in die Hände. Professor Filzmaier weist etwa darauf hin, dass bei dieser Wahl ein eventueller Bürgermeisterbonus nicht schlagend werde, weil ÖVP-Amtsinhaber Preuner auf eine Wiederkandidatur verzichtet hat, sein Parteifreund Kreibich und Langzeitherausforderer Auinger (SPÖ) seien, schreibt Filzmaier, „mit 54 und 60 Jahren auch keine Nachwuchshoffnungen“. So hat der 35-jährige Kay-Michael Dankl, der voll auf das Thema Wohnen setzt, gute Chancen, auch weil er „redegewandt und sympathisch“ ist, führt Peter Filzmaier unter anderem als Pluspunkte für den Frontmann der KPÖplus an. Und er versuche die problematische Vergangenheit des Kommunismus wegzulächeln, ideologische Extremstandpunkte trage er mit sanfter Stimme vor. Sind die Salzburger nach den Grazern nun also vom Kommunismus begeistert? Kaum. Aber viele sind auch dort von den klassischen Parteien der Mitte so enttäuscht, dass sie nicht mehr vor solchen an den Rändern zurückschrecken. Deren teils bedenkliche Vergangenheit oder Gegenwart spielt dabei kaum noch eine Rolle. Das muss zu denken geben–vor allem den Parteien der (sogenannten) Mitte.

Kommen Sie gut durch den Sonntag!

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