Die Wintermonate waren überdurchschnittlich warm, dementsprechend sprießt und blüht es schon an allen Ecken und Enden in der Steiermark - eigentlich zu früh. In der Natur herrscht große Verwirrung und in der Landwirtschaft wächst die Sorge vor Spätfrösten.
Schon seit Wochen blühen Krokusse in der Steiermark und auch Störche oder andere Zugvögel sind schon wieder aus ihrer „Winterpause“ zurückgekehrt. Auf den wärmsten Herbst der Messgeschichte folgte ein überdurchschnittlich warmer Winter und auch im Februar fielen wieder Temperaturrekorde.
Verschiebungen belasten Tierwelt
Was macht das mit der Natur? „Es herrscht teils große Verwirrung. Wir haben Verschiebungen nach vorne um bis zu drei Wochen“, sagt Johannes Gepp, Präsident des Naturschutzbunds Steiermark. Unter Tieren komme es teils zu einer „Asynchronisation“, sagt Gepp, und erklärt beispielhaft: „Wenn jetzt schon alles treibt, Schmetterlingsraupen schlüpfen und sich satt fressen, sind diese dann schon wieder weg, wenn manche Singvögel bis zum Mai erst zu brüten beginnen. Den Vögeln fehlen dann die Raupen als Nahrungsquelle.“
Mancherorts wurden auch schon Gelsen gesichtet, bestätigt der Natur-Experte: „Viele Gelsen haben beispielsweise in Kellern überwintert, die kommen tatsächlich jetzt schon vereinzelt raus.“
Störche kehrten so früh wie nie zurück
Ein erfreulicheres Wiedersehen gibt es indes schon mit Meister Adebar: Schon vor rund drei Wochen sind die ersten Störche in der Steiermark gelandet. „Heuer waren sie so früh da wie noch nie. In der Regel kommen sie erst Mitte März“, sagt Helmut Rosenthaler von der steirischen Storchenstation in Tillmitsch. Auf deren Website (www.der-storchenvater.at) gibt es übrigens heuer erstmals eine Webcam, über die man die Störche in der Südsteiermark live beobachten kann.
Obstbäume haben früh ausgetrieben
In der Landwirtschaft ist ein früher Vegetationsbeginn stets von Sorgen um Spätfrost begleitet. „Mit der momentanen warm-feuchten Witterung sind wir sehr glücklich. Aber wie wir aus anderen Jahren wissen, kann sich das sehr schnell wieder ändern“, sagt Herbert Muster, Leiter des Obstbaureferats der steirischen Landwirtschaftskammer.
Fatal wäre in den nächsten Wochen eine Nordostströmung mit kalter, trockener Luft. „Die Bäume haben schon sehr früh ausgetrieben, haben sich aber bislang moderat entwickelt. Bis auf die Marille herrscht bei den Kulturen aktuell aber keine große Gefahr.“
Bei den Marillen hingegen, die laut Muster kurz vor der Vollblüte stehen, „wären jetzt minus drei Grad schon sehr problematisch.“ Aber: „Man muss sagen, mit Marillen war es in der Steiermark auch schon vor Jahrzehnten ein Lotteriespiel.“ Dementsprechend ist die wirtschaftliche Bedeutung des Marillenanbaus in der Steiermark auch überschaubar.
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