Nach einem kritischen Prüfbericht des Linzer Kontrollamts zum Brucknerhaus im Juli 2023 sieht sich Intendant Dietmar Kerschbaum mit neuen Vorwürfen konfrontiert. Wie der „Falter“ am Dienstag online berichtete, dürfte es dabei um fragwürdige „In-sich-Geschäfte“ sowie um die Vergabe der Programmgestaltung an eine Künstleragentur gehen. Zudem soll seine Bestellung geschoben gewesen sein.
Dietmar Kerschbaum hatte sich 2017 im Hearing gegen seine Mitbewerber durchgesetzt. Der Burgenländer bekam sieben von zwölf Stimmen, vier Mitglieder stimmten gegen ihn, eines enthielt sich. Dem „Falter“ liegen laut eigenen Angaben E-Mails vor, wonach Kerschbaum bereits vor dem Hearing die Fragen der Kommission erhalten haben soll, was dieser auf Nachfrage nicht abgestritten habe.
Bürgermeister sichert Aufklärung zu
Liva-Aufsichtsratsvorsitzender Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) will im November 2023 davon erfahren haben, hieß es weiter. Ein in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten werde am Freitag in der Aufsichtsratssitzung vorgelegt. Dies bestätigte Luger in einer Aussendung am späten Dienstagnachmittag kurz vor Erscheinen des Online-Artikels.
Als Aufsichtsratsvorsitzender der Linzer Veranstaltungsgesellschaft (LIVA) sichert er nun lückenlose Aufklärung zu.
Die Sitzung am kommenden Freitag diene auch der ausführlichen Beratung „über konkrete weitere Konsequenzen, die es zu ziehen gilt“, so der Bürgermeister.
Vermischung der Funktionen
In dieser Sitzung soll auch den In-sich-Geschäften nachgegangen werden. Kerschbaum ist auch ausgebildeter Tenor. Für Auftritte im eigenen Haus engagierte sich der Intendant laut dem Artikel selbst und dürfte sich wohl eine Sonderbehandlung genehmigt haben. So hätten etwa beim musikalischen Adventkalender die Künstler nur eine Aufwandsentschädigung von 200 Euro erhalten, Kerschbaum soll sich eine Gage von 5.000 Euro bewilligt haben.
Auslagerung an Agentur
Ebenfalls soll am Freitag thematisiert werden, dass der Intendant die Programmplanung des Brucknerhauses mit Juni 2023 an eine internationale Künstleragentur ausgelagert habe, wir haben darüber berichtet.
Stellungnahme von Kerschbaum
Auch von Brucknerhaus-Chef Dieter Kerschbaum liegt nun eine Stellungnahme vor: „Die vom ,Falter` gezogenen Schlüsse zu den im Artikel dargestellten Punkten sind nicht zutreffend. Wie bereits auf der Homepage der Stadt Linz in einer Pressemitteilung veröffentlich wurde, wird am kommenden Freitag eine Sitzung des Aufsichtsrates der LIVA stattfinden, in der alle Anschuldigungen behandelt werden. Dies ist ganz in meinem Sinne, damit die vorgebrachten Behauptungen richtiggestellt werden.“
Das Kontrollamt der Stadt hatte vergangenes Jahr vor allem kritisiert, dass es für die Vergabe von Freikarten kein Regulativ gebe sowie von einem Wildwuchs an Abo-Angeboten bei stark rückläufigen Abonnentenzahlen und gestiegenen Repräsentationsaufwänden gesprochen.
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