Aufsichtsrat entschied

Intendant des Brucknerhauses muss den Hut nehmen

Oberösterreich
15.03.2024 12:19

Der Vorstandsvorsitzende Dietmar Kerschbaum ist am Freitag in der LIVA-Aufsichtsratssitzung beurlaubt worden – gemeinsam mit dem kaufmännischen Leiter. Die Kultur-Manager waren für Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) nicht mehr tragbar, nachdem Malversationen rund um Kerschbaums Amtszeit bekannt geworden waren.

Bürgermeister und LIVA-Aufsichtsratschef Klaus Luger hatte es schon vor der heutigen Sitzung gegenüber der „Krone“ klargemacht: Dietmar Kerschbaums Ära als Vorstandsvorsitzender der Linzer Veranstaltungsgesellschaft ist zu Ende. Um 10 Uhr tagte der Aufsichtsrat und beschloss einstimmig, den Burgenländer bis auf Weiteres zu beurlauben. Auch der kaufmännische Leiter Rainer Stadler wurde mit sofortiger Wirkung freigestellt. Das gab Luger im Anschluss an die Sitzung bekannt. Die Freistellungen würden „keine Vorverurteilung bedeuten“, betonte der Bürgermeister. Zudem wurde beschlossen, dass die LIVA einer Compliance-Prüfung unterzogen wird.

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Es wird einen Schatten geben, der auf das Brucknerhaus fällt, aber mit den heutigen Beschlüssen ist gewährleistet, dass wir klar sagen, wie es weitergeht.

Klaus Luger (SPÖ), Linzer Bürgermeister

Kontrollamtsbericht Anfang vom Ende
Gestolpert ist Kerschbaum – und mit ihm der kaufmännische Leiter – über eine ganze Liste von Verfehlungen – beginnend mit einem vernichtenden Kontrollamtsbericht vom Juli 2023. Darin wurde u. a. kritisiert, dass es unter anderem für die Vergabe von Freikarten kein Regulativ, einen Wildwuchs an Abo-Angeboten bei stark rückläufigen Abonnentenzahlen und gestiegene Repräsentationsaufwände gebe.

Linzer Veranstaltungsgesellschaft

Dietmar Kerschbaum war seit Ende 2017 Intendant und künstlerischer Vorstandsdirektor der Linzer Veranstaltungsgesellschaft (LIVA). Zu ihr gehören Brucknerhaus, Posthof, Kinderkulturzentrum Kuddelmuddel, TipsArena und die Sportparks Lissfeld, Auwiesen und Pichling.

Fragwürdige „In-sich-Geschäfte“
Am Dienstagabend hatte dann die Wochenzeitschrift „Falter“ über neue Vorwürfe gegen den LIVA-Chef berichtet. So soll er etwa im Rahmen seiner Bestellung die Fragen der Hearing-Kommission schon vorab erhalten haben – was Kerschbaum auch nicht bestreitet. Ausschlaggebend für die nunmehrigen Freistellungen sind aber auch fragwürdige „In-sich-Geschäfte“, wonach sich der ausgebildete Tenor selber engagierte und sich dafür übergebührlich entlohnte. Zudem soll er trotz Aufstockung des Personals die Programmgestaltung an einen Agenten vergeben haben, der selber potenzielle Künstler für das Konzerthaus betreue. Die Vorwürfe würden nun überprüft, sagt Luger, ehe entschieden wird, ob man längerfristig an Kerschbaum festhält oder nicht.

„Richtigstellung“ nicht geglückt
Kerschbaum hatte im Vorfeld der heutigen Sitzung angekündigt, die „vorgebrachten Anschuldigungen“ richtigstellen zu wollen – ein Unterfangen, das ihm nicht gelungen ist. „Das ist auch in einer einzigen Aufsichtsratssitzung gar nicht möglich“, so Luger. Er hält eine Freistellung angesichts dessen als „für beide Seiten die beste Lösung“. Kerschbaum habe aber zugesagt, zur vollständigen Klärung der Angelegenheiten beizutragen. Schon am kommenden Montag sollen entsprechende Prozesse eingeleitet werden.

Die Affäre kommt zu einem für das Brucknerhaus denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Nächsten Freitag und Samstag steigen die Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag der Kunst- und Kulturstätte. Ab sofort werde man überlegen, wie man das geplante Setting für die kommende Wochen ändern werde, sagt Luger. Die formale Handlungsfähigkeit der LIVA sei jedenfalls gegeben.

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OÖ-Krone
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