Marco und Sonja Formisano stehen seit 2006 für authentische italienische Küche in Innsbruck. Jahre zuvor kochte das Paar zwischen Bayern und Italien groß auf. Ein Schicksalsschlag hat aber alles verändert.
„Eco, was mack’ ma heute?“ Stammgästen vom „Rosengarten“ in Innsbruck-Mühlau ist dieser Satz mehr als vertraut. So präsentiert Marco Formisano nämlich seine Speisekarte. Man wähnt sich sofort im Italien-Urlaub. Doch dieser Satz wird leider bald verhallen. Der Grund: Nach all den Schicksalsschlägen für die Familie Formisano kommt nun das dicke Ende: Die notwendige bauliche Instandsetzung des Abwassersystems von Mühlau, die im Sommer die Totalsperre des Mühlauer Dorfplatzes für sechs Monate bedingt, bedeutet das Aus für das lieb gewonnene italienische Flair, das Marco Formisano mit seiner Frau Sonja und ihrem Team im Erdgeschoß des Gasthaus Koreth in Mühlau zaubert.
Auf den Tisch kommt, was am Vormittag frisch eingekauft und original italienisch zubereitet wird. Von Antipasto, Fisch über Fleisch bis hin zu Pasta – alles, was das traditionelle italienische Herz begehrt! Begleitet wird das Geschmackserlebnis von ausgesuchten Weinen. Ob rot oder weiß, es finden sich so manche Schätze in Marcos Weinkeller bzw. der neuen Weinstube.
Nachdem mein Bruder hörte, dass der Rosengarten, damals noch in der Claudiastraße, einen neuen Pächter sucht, haben wir uns für Tirol entschieden.
Sonja Formisano
Der temperamentvolle Südländer aus Ischia
Bereits seit 2006 verwöhnen Marco und Sonja Gäste mit italienischen Köstlichkeiten in der Landeshauptstadt. Er, der temperamentvolle Südländer aus Ischia, sie, die liebevolle Osttiroler „Gitsche“ aus Matrei. Zwei lebenslustige, freundliche Menschen und Vorzeige-Wirtsleute, deren Herzen trotz aller Widrigkeiten für die Gastronomie schlagen. Seit 1993 verfolgt das Ehepaar seinen Lebenstraum. „Ich war 15 Jahre alt und begann in Kitzbühel im Coiffeur Gerhard eine Lehre als Friseurin“, erinnert sich Sonja noch ganz genau. Marco, damals 18, arbeitete als Koch im Lokal seines Onkels „Barone“ im „Isola d’Ischia“. Bei einer Firmenfeier hat es zwischen den beiden gefunkt – seither sind sie ein unzertrennliches Paar.
Kitzbühel, Rosenheim, Ischia und Innsbruck
Nach einem Jahr sperrte der Onkel zu und Marco zog – zusammen mit seinen Brüdern – in die Nähe von Rosenheim weiter. „Ich musste meine Lehre fertig machen und ging wieder zurück nach Hause“, sagt Sonja. Zwei Jahre Fernbeziehung zwischen Matrei und Rosenheim folgten. Als Sonja 18 war, zog sie ihrem Marco nach Bayern hinterher. „Untertags arbeitete ich im Frisörsalon, am Abend im Lokal“, schildert Sonja. Und 2000 kam dann Sohn Pietro – am Chiemsee – zur Welt. Nach einem halbjährigen Zwischenstopp zu Hause bei Marco auf Ischia war dann Schluss mit dem Nomadenleben. Die Frage war: Ischia oder Tirol? „Nachdem mein Bruder hörte, dass der Rosengarten, damals noch in der Claudiastraße, einen neuen Pächter sucht, haben wir uns für Tirol entschieden“, schildert Sonja.
Das war ein großer Schock, wir wussten zuerst nicht, wie es weitergehen sollte. Wir haben zwar Angebote aus ganz Tirol erhalten, doch wir wollten in Innsbruck bleiben.
Sonja Formisano
Nach Corona-Pandemie kam der Krebs ins Haus
Was folgte, waren teils harte Lehr- und umso schönere Herrenjahre. Rasch sprach sich der Rosengarten als Geheimtipp herum, die Zahl der Stammgäste – auch von außerhalb – wurde von Jahr zu Jahr größer. Doch dann kam das Jahr 2017 – und der erste Rückschlag: das Aus in der Claudiastraße, der Pachtvertrag wurde nicht mehr verlängert. „Das war ein großer Schock, wir wussten zuerst nicht, wie es weitergehen sollte. Wir haben zwar Angebote aus ganz Tirol erhalten, doch wir wollten in Innsbruck bleiben“, erinnert sich Sonja. Und so landeten sie schließlich im Gasthof „Koreth“ in Mühlau. Eine unglaublich große Umstellung. „Wir haben ein Jahr gebraucht, bis wir ein eingespieltes Team waren und den – viel größeren – Laden im Griff hatten“, erzählt Sonja. Als dann alles rund lief, ja, dann kam die Corona-Pandemie, eine unvergessliche und herausfordernde Zeit für die ganze Bevölkerung.
Durch Flexibilität und Erfindergeist gelang es den beiden Gastronomen diese zwei holprigen Jahren mit ständigem Auf- und Zusperren zu überstehen. Als 2022 endlich wieder alles den gewohnten Lauf nahm, kam im Oktober die nächste Hiobsbotschaft: Bei Marco wurde Lungenkrebs im Endstadium festgestellt. Trotz Nebenwirkungen, die ersichtliche Spuren hinterlassen und regelmäßiger Therapie, verfolgt Marco mit Sonja an seiner Seite unbeirrt den Weg der Gastronomie weiter. Die Gäste zu verwöhnen, immer einen lockeren Spruch auf den Lippen – das ist und bleibt für Marco aber weiterhin sein Lebenselixier. Erfinderisch wie die Formisanos sind, passten sie sich auch diesen Widrigkeiten an. Seit Dezember hat der Rosengarten mit Wolfgang Daum (er betrieb jahrelang das „Haneburger“ im Wattental) einen Geschäftsführer gefunden. Marco ist aufgrund seiner Erkrankung nur mehr geringfügig beschäftigt, Sonja, die nun als Schulassistentin in der Volksschule „Leitgeb 2“ arbeitet, hilft am Wochenende aus – in der Küche genauso wie im Service.
Wie die Geschichte am Ende ausgeht, hängt auch von der Stadt, dem Land, den Stammkunden und allen, denen eine funktionierende Gastronomie trotz der herausfordernden Zeiten am Herzen liegt, ab. Durch die unabdingliche Großbaustelle in Mühlau ist der Rosengarten ab Juli 2024 von jeglicher Verkehrsverbindung abgeschnitten. Eine Herausforderung, die nicht mehr zu bewältigen ist.
Hoffnung auf ein kleines Lokal in Innsbruck lebt
Dennoch ist der Wille von Marco ungebrochen. Und so geben sie die Hoffnung nicht auf, dass sie auch künftig den italienischen Charme in Innsbruck verbreiten können. Was es braucht? Ein kleines Lokal, in dem Marco seine Leidenschaft weiterleben kann. Und vielleicht findet sich ja ein 3. Rosengarten, damit die Liebe über das Leiden im Rosengarten am Ende siegt!
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