„Die Reise der Bilder“

Lentos Linz: Hitlers Raubkunst im Fokus

Oberösterreich
20.03.2024 17:00

Bergwerksstollen im Salzkammergut schützten einst Weltkunst vor den Bomben. Die Schau „Die Reise der Bilder“ im Linzer Kunstmuseum Lentos stellt erstmals 80 dieser Werke vor und zeichnet ihre wechselvolle Geschichte nach. Viele der Gemälde waren für das „Führermuseum“ in Linz bestimmt.

„Das Thema ist heikel und komplex“, sagt Elisabeth Nowak-Thaller, Organisatorin der Ausstellung „Die Reise der Bilder“ im Linzer Lentos, die erstmals die Dimension der Einlagerungen von Kunstwerken in den Bergwerksstollen im Salzkammergut sichtbar macht.

Räuberlager und Notdepot
Während des Zweiten Weltkriegs wurden hier die bedeutendsten Gemälde der Welt – man schätzt rund 8000 – und Skulpturen vor den Bombardierungen geschützt. Es handelte sich einerseits um NS-Raubkunst: „Hitler sammelte, das heißt: Er kaufte und raubte Kunstwerke – nicht nur für das Führermuseum in Linz, sondern für Museen im gesamten Deutschen Reich“, sagt Expertin Birgit Schwarz. Andererseits nutzten die österreichischen Museen 1944/45 einen Stollen in Lauffen bei Bad Ischl als Notdepot.

1945: Bergung der Raubkunst durch die Ausseer und die Alliierten (Bild: Bundesdenkmalamt Archiv, Foto: Eva Kraft)
1945: Bergung der Raubkunst durch die Ausseer und die Alliierten

Das Misstrauen ist noch immer groß
Die Ausstellung im Lentos präsentiert über 80 Gemälde und Objekte, die während der Kriegsjahre im Salzkammergut gesammelt, gelagert, geborgen und gerettet wurden. Alle Exponate sind Leihgaben aus öffentlichen Museen in Österreich, Deutschland und Frankreich. „Aus dem Ausland bekamen wir die Werke teils nur über Sondergenehmigungen auf höchster Ebene“, so Nowak-Thaller.

Zum Ärger Hitlers
In üppiger, dichter „Petersburger Hängung“ – eine Präsentationsart, die Hitler hasste – inszeniert man Meisterwerke vom 8. bis ins 20. Jahrhundert u. a. von Böcklin, Goya, Munch oder Makart. Von jedem Werk wird penibel die Reise ins und aus dem Salzkammergut erzählt. So malte Anthonis van Dyck um 1616 „Jupiter als Satyr“. Nach vielen Stationen wurde das Gemälde 1938 für den „Sonderauftrag Linz“ angekauft, 1944 in Altaussee eingelagert und 1945 von den Amerikanern geborgen; heute hat es in einem Museum in Köln „sein Zuhause“ gefunden.

Die Expertinnen Elisabeth Nowak- Thaller und Birgit Schwarz. (Bild: Dostal Harald)
Die Expertinnen Elisabeth Nowak- Thaller und Birgit Schwarz.
(Bild: Dostal Harald)

Auch Möbel sind zu sehen
Besonders gelungen ist die Auffrischung mit der Installation „Ruinenwert“ von Henrike Naumann. Sie inszeniert inmitten der hochkarätigen Schau Möbel für das Wohnzimmer der NS-Zeit und Räume der Macht.

(Bild: Dostal Harald)

Noch zwei weitere Ausstellungen
„Die Reise der Bilder“ im Rahmen der Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 hat zwei weitere Teile: In Bad Aussee beleuchtet man den Kunsthändler Wolfgang Gurlitt (ab 28. März); zeitgenössische „verschleppte“ Kunstwerke präsentiert man in Lauffen bei Bad Ischl (ab 27. April).

Viele Unterstützer
Das Budget insgesamt für die drei Ausstellungen liege bei 800.000 Euro, so der kaufmännische Direktor des Lentos, Gernot Barounig, und werde zu einem Drittel aus dem laufenden Budget und zu zwei Drittel über Sondermittel aus der Kulturhauptstadt, dem Kulturministerium, der Stadt Linz, des Zukunftsfonds, des Nationalfonds, der Sponsoren Raiffeisenlandesbank Oberösterreich und Uniqa sowie der Freunde des Lentos, die das zur Ausstellung erschienene Buch finanzierten, gedeckt.

„Die Reise der Bilder – Hitlers Kulturpolitik, Kunsthandel und Einlagerungen in der NS-Zeit im Salzkammergut“, Ausstellung im LentosLinz, 20. März bis 8. September, Di – So 10 bis 18 Uhr, Do 10 bis 20 Uhr, Mo geschlossen.

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