Hunderte Besucher standen beim Flohmarkt in Lieboch Schlange, als „Bares-für-Rares“-Star Wolfgang Pauritsch Raritäten unter die Lupe nahm. Von der Rolex bis zur Uralt-Seife, alles war geboten. Und neuerdings steht Pauritsch, der in der Steiermark aufwuchs, auch im Guinness-Buch der Rekorde.
Google, sagt man, weiß alles. Aber Wolfgang Pauritsch, der Antiquitätenhändler und TV-Liebling aus „Bares für Rares“ offenbar auch. Unter Beweis stellte das der 52-Jährige dieser Tage bei einer Sonntags-Matinee in Lieboch, zu der ihn Veranstalter Manfred Zierler locken konnte.
Mit Mama am Flohmarkt
Mama Maria Pauritsch ist in Lieboch nämlich jeden Sonntag mit ihrem Stand am Flohmarkt zu finden – und dank ihres Sohnes wurde der Trödelmarkt diesmal zum Mekka für Groß und Klein. Bereits zwei Stunden vor Beginn saßen die ersten Kunstliebhaber mit ihren Exponaten im Saal des Dieselkinos, mehr als drei Stunden nahm Wolfgang Pauritsch dann alle möglichen „Schätze“ unter die Lupe.
„Es fühlt sich wie Heimkommen an“, lacht der Weststeirer, der als Bub bei der Oma in Pölfing-Brunn viel Zeit verbracht hat. Normalerweise kassiert er für solche Auftritte einige tausend Euro – „diesmal hab ich aber keinen Cent genommen. Der Veranstalter hat dafür versprochen, meiner Mutter bis Jahresende die Standgebühr zu erlassen“, schmunzelt er.
„Nix wert gibt es für mich nicht“
Und es ist etwas Besonderes, dass er sich für solch einen Termin Zeit nimmt. 60 Drehtage pro Jahr absolviert Pauritsch allein für die ZDF-Ausgabe von „Bares für Rares“, 20 weitere für die Österreich-Version auf Servus TV. Mit Lampe und Lupe begutachtete er dann alles. Wo liegt denn für Pauritsch die Schwelle zwischen Kunst und Ramsch? „Nix wert gibt es für mich nicht“, entfuhr es ihm da gleich, „manches ist mehr, manches eben weniger wert.“
Bis zu zehn Exponate hatte so mancher Besucher mit dabei – zwischendurch durfte Pauritsch für ein Erinnerungsfoto posieren. Dann musste er sich wieder nach Autogrammkarten unterm Tisch bücken. Die 250 Stück waren bald einmal weg. Ganz schön viele Kniebeugen für einen gagenfreien Sonntagvormittag.
Russisches Silber und eine Rolex-Uhr
Die Highlights unter den mitgebrachten Raritäten? Russisches Silber aus dem Jahre 1888, für das Pauritsch prompt 3000 Euro bezahlt hätte. Der Bieter wollte es jedoch partout nicht unter 3.500 hergeben. Dazu eine rare Rolex, ein Gemälde aus dem 19. Jahrhundert oder eine schmucke Seefahrer-Taschenuhr. Sogar einen Nachttopf mit Kaiser-Franz-Josef-Motiv hielt man Pauritsch unter die Nase. „Jö, ein Potschamperl“, grinste der, „so heißt das nämlich in Bayern.“
Ein 85-jähriger Herr packte dann noch Accessoires rund um die Landung der berühmten Concorde der British Airways 1981 am Grazer Thalerhof aus. „Schauen Sie, zwei Original-Seifen aus dem Bord-WC. Die riechen sogar noch.“
„Pelze kauft heutzutage kein Mensch mehr“
So manchen Rat hatte Pauritsch übrigens auch parat. „Pelze kauft heutzutage kein Mensch mehr. Wer noch einen hat, lässt sich daraus am besten eine feine Kuscheldecke fabrizieren.“ Und: „Meine Herrschaften, bitte hören Sie auf, Münzen im TV zu kaufen. Da werden oft ganz kleine um 50 Euro feilgeboten und wert sind die nicht einmal zehn Euro!“
Mitunter bekam es Pauritsch dann auch mit enttäuschten Mienen zu tun. Etwa als ein Herr eine Hühnerfamilie aus Bronze präsentierte, vom Fachmann dann jedoch nur einen skeptischen Blick erbte. „Schauen Sie, das kommt aus Taiwan und bringt leider nicht einmal 400 Euro ein.“ Nachsatz: „Ich will und kann doch niemanden anlügen.“ So ähnlich lief es dann auch mit einem Puppenwagen, den eine Dame mitgebracht hatte – „ein hübsches Exemplar, aber eben keine Antiquität.“
„Schon mein Opa war ein Schacherer“
Das Handeln und Feilschen hat der 52-jährige Kunsthändler offenbar im Blut („Schon mein Opa war ein alter Schacherer“). Wolfgang entdeckte als Bub seine Liebe für Porzellan, tingelte seinerzeit in der Weststeiermark zu den Fetzenmärkten. So sammelte er jahrelang Erfahrungen. „Mein Hirn ist meine Suchmaschine“, lächelte er. „Am Handy nachzuschauen geht auch schwer, weil ich ein uraltes Modell hab, das eigentlich nur zum Telefonieren und SMS-Schreiben geht.“
Ans Aufhören denkt er jedenfalls noch lange nicht. „Schluss ist erst, wenn ich im Holzpyjama liege. Es macht Spaß und man lernt täglich dazu.“ Noch dazu findet sich Pauritsch jetzt auch im Guinnessbuch der Rekorde, dank eines Rekorderlöses für eine 100 Jahre alte Leica-Kamera. Für sagenhafte 14,4(!) Millionen Euro versteigerte der „Bares-für-Rares“-Star das wertvolle Stück in seinem Auktionshaus im Allgäu. Es war die persönliche Kamera von Oskar Barnack, dem Erfinder der Kleinbildkamera. Weltrekord!
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