65.000 Oberösterreicher sind von der legalen Substanz abhängig. Das hat schwerwiegende Folgen für Gemeinwohl und Verkehr. Eine „Krone“-Recherche zeigt: Männer sind dreimal so häufig süchtig und 50-59-Jährige besonders stark betroffen. Ein Suchtexperte warnt vor dem kalten Entzug.
Cannabis – das grüne Kraut ist wegen seiner Legalisierung durch den deutschen Bundesrat momentan in aller Munde. Von fatalen Folgen für Gesundheit, Gesellschaft und Verkehrssicherheit ist die Rede. Dabei wird eine Droge meist außer Acht gelassen, die schon jetzt für großes Leid, unzählige Unfälle und Hunderte an akuter Vergiftung oder den vielfältigen Langzeitschäden Verstorbenen jedes Jahr sorgt: der Alkohol.
Männer häufiger betroffen
Rund 65.000 Oberösterreicher sind Alkoholiker – rund fünf Prozent der Landesbevölkerung also brauchen die Substanz, um ihren Alltag zu bestreiten. Dreimal so viele Männer wie Frauen sind betroffen: 7,5 Prozent aller Männer sind süchtig, bei den Frauen sind es nur 2,5 Prozent. Jeder zehnte Österreicher über 15 Jahre erkrankt im Laufe seines Lebens an Alkoholismus. Am stärksten ausgeprägt ist die Alkoholabhängigkeit in der Altersgruppe 50-59 Jahre, während Alkoholvergiftungen am häufigsten bei 16- und 17-Jährigen vorkommen – siehe Grafik unten.
Im Vorjahr wurden allein in Oberösterreich 4731 Alkolenker im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Verkehr gezogen. 2022 wurden 484 Unfälle unter Alkoholeinfluss ausgelöst. Dabei wurden 654 Personen verletzt und zwei sogar getötet, wie aus der Unfallstatistik des Landes Oberösterreich hervorgeht.
Fürchterliche Schäden
“Langfristiger starker Alkoholkonsum zieht meist schwerwiegende Folgen nach sich: Massive Störungen im Speisetrakt, Krebserkrankungen vom Mund bis Darm, Korsakow-Demenz und natürlich schwere Leberschäden“, berichtet Thomas Labacher, Leiter der Suchthilfe von pro mente OÖ. „Für schwangere beziehungsweise deren ungeborene Kinder ist jeder Schluck Alkohol zu viel!“
Alkohol wird in unserer Gesellschaft toleriert und ist überall verfügbar. Wir lernen früh, Alkohol zu trinken – oft aber nicht den richtigen Umgang damit.
Thomas Labacher, Suchthilfe pro mente
„Kalter Entzug ist lebensgefährlich“
Beratungsstellen für Alkoholkranke gibt es in jedem der 18 Bezirke und Statutarstädte in unserem Bundesland. „Diese sollte man ansteuern, wenn man merkt, dass der Alkoholkonsum überhand nimmt“, rät Labacher. „Man sollte auf seinen Körper hören und keinesfalls seine Probleme wegzutrinken versuchen!“
Schwerwiegende Fälle kommen aber dem Experten zufolge nicht um eine medizinisch betreute Entwöhnungstherapie herum, denn: „Kalter Alkohol-Entzug ist höchst lebensgefährlich!“
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