Notstand in Baltimore

Tageslicht zeigt Zerstörung nach Brückeneinsturz

Ausland
26.03.2024 12:30

Ein Schiff hat in der Nacht auf Dienstag die Francis Scott Key Bridge in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland gerammt – Teile der Brücke stürzten mit mehreren Fahrzeugen in den darunterliegenden Fluss. Seither sind Taucher im eiskalten Wasser im Einsatz, um nach möglichen Überlebenden zu suchen. Bis zu 20 Menschen wurden in den Fluten vermutet, der Gouverneur von Maryland rief den Ausnahmezustand aus. Auf Bildern ist zu sehen, wie der Frachter unter Brückenteilen verkeilt ist.

Wie der Feuerwehrsprecher James Wallace in einer Pressekonferenz fünf Stunden nach dem Unglück erklärte, konnten bereits zwei Menschen aus den eisigen Fluten gerettet werden. Eine Person hätte danach auf weitere Versorgung durch die Einsatzkräfte verzichtet und sei daher offenbar nicht ernsthaft verletzt worden. Das weitere Opfer, das aus dem Wasser gezogen werden konnte, sei dagegen in einem kritischen Zustand.

In diesem Beitrag sehen Sie die Pressekonferenz der Feuerwehr:

Suche nach Opfern im Wasser und am Schiffsdeck
Der Einsatz lief gegen Dienstagmittag noch auf Hochtouren: Laut Wallace suche man nicht nur über und unter der Wasseroberfläche nach weiteren Opfern, sondern auch am Deck des 300 Meter langen Schiffes. Es sei ein großer Einsatz und daher könne sich der Informationsstand über das Unglück, beispielsweise die Vermisstenzahlen, laufend ändern, gab der Feuerwehrsprecher zu bedenken. Man habe aber mittels Sonar mehrere Fahrzeuge im Wasser entdeckt.

(Bild: AFP )
(Bild: 2024 Getty Images)
(Bild: AFP )
(Bild: AP)
(Bild: AFP)

Der Verkehrsminister von Maryland, Paul Wiedefeld, gab bekannt, dass zum Zeitpunkt des Einsturzes Arbeiter mit Reparaturarbeiten beschäftigt waren. Es gebe noch keine bestätigten Berichte von Todesopfern, betonte Wiedefeld. 

Schiff fing nach Kollision Feuer
Eine Polizeisprecherin berichtete, dass die Exekutive gegen 1.30 Uhr Ortszeit (6.30 Uhr Mitteleuropäische Zeit) über den Vorfall informiert wurde. Der Feuerwehrbootführer Andrew Doyle erklärte auf X: „Ein Containerschiff ist auf die Key Bridge in Baltimore gefahren. Ein Teil der Brücke ist eingestürzt. Mehrere Feuerwehr- und Polizeiboote sind unterwegs.“ Laut Medienberichten soll das Schiff nach der Kollision mit einem Stützpfeiler Feuer gefangen haben.

Wie die BBC unter Berufung auf die CISA ( Cybersecurity and Infrastructure Security Agency) berichtete, soll der Frachter „den Antrieb verloren“ haben.

Fahrzeuge stürzten in den Fluss
Mehrere Fahrzeuge und Menschen stürzten mit Brückenteilen in den darunter liegenden Patapsco-Fluss. Der Pressesprecher der Feuerwehr Baltimore, Kevin Cartwright, erklärte gegenüber „WTOP News“, es seien mindestens sieben Fahrzeuge, darunter eines in der Größe eines Sattelschleppers, ins Wasser gefallen. Zudem sollen bis zu 20 Arbeiter in die Fluten gestürzt sein.

In diesen Videos ist zu sehen, wie die Brücke auf das Schiff stürzt:

Wassertemperatur beträgt etwa 9 Grad
„Dies ist ein schlimmer Notfall“, erklärte Cartwright den Ernst der Lage. „Unser Fokus liegt derzeit auf der Rettung und Bergung dieser Menschen.“ Es sei ein Taucherteam im Einsatz, um den Menschen im Fluss zu helfen. Es noch zu früh, um zu sagen, wie viele Opfer sich im Wasser befinden. Laut Daten des National Oceanic and Atmospheric Administration beträgt die Wassertemperatur im Hafen von Baltimore derzeit nur etwa 9 Grad Celsius.

Der Rettungseinsatz gestaltete sich für die Einsatzkräfte äußerst gefährlich: Es hingen offenbar noch Teile von der Brücke, die das Vorgehen laut dem Feuerwehrsprecher „unsicher und instabil“ machte. Wie Feuerwehrsprecher Wallace erklärte, müsse man erst eine Schadenseinschätzung vornehmen, ehe  man das Schiff bergen könne.

Die Francis Scott Key Bridge vor dem verheerenden Unglück (Bild: Jeff Covey/Wikipedia (CC BY-SA 2.0))
Die Francis Scott Key Bridge vor dem verheerenden Unglück

Gouverneur rief Ausnahmezustand aus
Der Gouverneur Wes Moore rief wenige Stunden nach dem Unglück den Ausnahmezustand aus – man arbeite mit einem behördenübergreifenden Team zusammen. Er dankte den „mutigen Männern und Frauen, die sich für die Rettung der Beteiligten einsetzen und für die Sicherheit aller beten“. Sogar das FBI war am späten Dienstagvormittag vor Ort, um die Ermittlungen zu unterstützen.

Besatzung des Frachters blieb unverletzt
Die Reederei Synergy Marine Group bestätigte, dass ihr unter der Flagge Singapurs fahrendes Containerschiff Dali gegen die Brücke gestoßen war. Laut einem Hafenarbeiter hatte es etwa 3000 Container geladen. Der Frachter war rund 300 Meter lang und hatte Sri Lanka als Ziel angegeben. Alle 22 Besatzungsmitglieder seien wohlauf – lediglich ein Arbeiter hätte einen Kratzer am Kopf erlitten.

Die Straßenbrücke ist Teil der Interstate 695 und hat vier Spuren – über das Ausmaß des Schadens an der Brücke wurde am Dienstagmorgen von offizieller Seite noch nichts bekannt gegeben. Sie wurde im Jahr 1977 eröffnet und ist 2,8 Kilometer lang. Pro Jahr fahren rund zwölf Millionen Fahrzeuge über das Bauwerk.

Die Maryland Transport Authority erklärte, dass aufgrund eines „Vorfalls“ auf der Francis Scott Key Bridge in der US-Stadt Baltimore alle Fahrspuren in beide Richtungen gesperrt wurden. Es hieß, der Verkehr werde umgeleitet. Am Fluss staute sich der Schifffahrtsverkehr – der Helen Delich Bentley Port of Baltimore ist laut BBC der größte Hafen in den USA für Spezialfracht. Im Jahr 2023 passierten rund 800.000 Fahrzeuge den Hafen.

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