Laborfleisch, Renaturierungsgesetz. Lockerere Gentechnikregeln, kontinuierlicher Einsatz von Glyphosat. Ein „Tierwohlcent“, der auch bei uns Schule machen könnte. Vegane Foodtrends, Nachhaltigkeitsmaßnahmen und die Sorge vor dem Klimawandel. Der Landwirtschaftssektor blickt in eine ungewisse Zukunft.
Landwirte in mehreren europäischen Ländern hatten mit Demonstrationen gegen niedrige Erzeugerpreise, steigende Kosten, Billigimporte und Klimaschutz-Auflagen der Europäischen Union protestiert.
In Deutschland sagte die Bundesregierung Landwirten Zugeständnisse zu. Ähnlich handelten auch die italienische und die französische Regierung.
Lockerere Gentechnik-Regeln
Anfang Februar hatte das EU-Parlament für lockerere Gentechnik-Regeln gestimmt. Der Gesetzesvorschlag der EU-Kommission sieht vor, dass einige neue genomischen Verfahren nicht mehr unter die strengen Regeln für gentechnisch veränderte Organismen (GVO) fallen sollen. Gentechnik-Skeptiker lehnen den Vorschlag ab, im Agrarsektor fand er hingegen Zustimmung.
„Tierwohlcent“ als Preisaufschlag
In Deutschland wird derzeit ein „Tierwohlcent“ als Preisaufschlag für Fleisch im Supermarkt diskutiert. Das Agrarministerium hat auf Bitte der Ampel-Fraktionen ein Konzept erarbeitet. Dieses diene als Grundlage für die Einführung einer Verbrauchssteuer auf Fleisch und Fleischprodukte. Eine Idee, die auch in Österreich Zukunft hat?
Heimische Legehennenställe leer, viele Importe
Wegen schwankender Preise und gestiegener Produktionskosten bleiben einige heimische Ställe für Legehennen derzeit leer, so sie Landwirtschaftskammer Steiermark. Gleichzeitig nehme der Import von ausländischen Eiern stark zu. Man wisse nicht, „welche Eier in Mayonnaise, Nudeln, verschiedenen Kuchen drinnen sind“, hieß es nur Tage vor den Osterfeierlichkeiten!
Glyphosat weiterhin erlaubt
Am 15. Dezember wäre die aktuelle Zulassung für den umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat in der EU ausgelaufen. Im November gab die EU-Kommission bekannt, dass die Zulassung um zehn Jahre verlängert wird. Zuvor hatten sich zu wenige Vertreter der EU-Staaten für den weiteren Einsatz des Mittels ausgesprochen. An Alternativen zu Glyphosat wird gearbeitet. Ein Mittel wird bereits an Pflanzen getestet und soll 2028 auf den Markt kommen
Immer mehr Bio-Bauern geben auf
Die Gründe sind Teuerungen und auch Behörden als schlechtes Vorbild. So sank die Anzahl der Betriebe österreichweit von 25.081 (2022) auf 24.148 im vergangenen Jahr. Die Bauern bekommen damit zu wenig bezahlt, um ein ausreichendes Einkommen erwirtschaften zu können.
Pflanzen- und Tierseuchen
Krankheiten wie Maul- und Klauenseuche, Vogelgrippe, Schweinepest und Rinderwahnsinn machen Bauern immer wieder zu schaffen. Diese können zu Massensterben unter Nutztieren führen und erhebliche wirtschaftliche Verluste für Landwirte und die Lebensmittelindustrie verursachen. Auf den Feldern bereiten Kartoffelkrankheit und Getreidebrand Sorge; Bodenschädlinge und Insektenplagen ebenso.
Kritik am AMA-Gütesiegel
Küken, die absichtlich zertreten, zu Tode geschlagen oder überfahren werden: Diese Szenen waren bis vor Kurzem grausame Realität in drei österreichischen Hühnermastbetrieben – alle mit dem AMA-Gütsiegel ausgezeichnet, so Denise Kubala, Campaignerin des VGT.
Aus Tierschutzsicht sei das AMA-Gütesiegel kein Aushängeschild – und keine Qualitätsgarantie. „Es ist nicht besser als der gesetzliche Mindeststandard.“ Und der sei ohnehin schon erschreckend niedrig. Generell gäbe es einen regelrechten „Gütesiegel-Dschungel“.
Nachhaltigkeit und Umweltschutz
Es gibt einen wachsenden Druck, landwirtschaftliche Praktiken nachhaltiger zu gestalten und den Umweltschutz zu verbessern. Dies kann die Reduzierung des Einsatzes von Chemikalien oder die Einführung neuer Anbau- und Bewirtschaftungsmethoden umfassen. Ergänzungen, Ausbauten und Gerätschaften, die sich viele Bauern vielleicht nicht leisten können.
Verbot der Vollspaltenböden bei Schweinen
Das kommende Verbot ist der Politik zwar positiv anzurechnen. Schweine, die ihr Leben auf nackten Spalten verbringen, statt im Stroh zu wühlen: Vom kritischen Konsumenten nicht gerne gesehen, in der heimischen Schweinehaltung aber über weite Strecken leider Realität. Und für Bauern nicht zuletzt wegen des enormen Kostendrucks ein bewährtes System. Bis 2030 soll Schluss damit und ein Schweineleben endlich wieder lebenswert(er) sein.
Arbeitskräftemangel
Der demografische Wandel und ein Mangel an Arbeitskräften in der Landwirtschaft stellen eine Herausforderung dar. Es wird zunehmend schwierig, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden, insbesondere für saisonale Arbeiten.
Foodtrends kommen, um zu bleiben
Magere Zeiten für die Fleischbranche: Trotz stabilem Absatz rutschen viele Betriebe in die roten Zahlen. Der hohe Preisdruck beschleunigt das Sterben klassischer Fleischhauer zusätzlich, aber auch der Trend, vegan – oder vegetarisch – zu leben.
Renaturierungsgesetz
Mit knapper Mehrheit hat das EU-Parlament Ende Februar das EU-Renaturierungsgesetz angenommen. Der umstrittene Kompromiss zur Wiederherstellung der Natur hat damit die vorletzte Hürde vor seinem Inkrafttreten genommen. Österreich enthielt sich wegen eines Beschlusses der Bundesländer.
Herkunftskennzeichnung in Kantinen
Woher kommt das Schnitzel, wie regional sind die Marillenknödel? Wer sein Essen in Großküchen und Kantinen serviert bekommt, wird darüber künftig informiert: Seit September 2023 ist die Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung verpflichtend.
Laborfleisch bald Realität am Teller?
63 Prozent der Österreicher sind – glaubt man einer aktuellen Online-Umfrage – für eine Zulassung von sogenanntem Laborfleisch, sofern es für sicher befunden wurde. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig warnt im Zuge dessen davor, sich „beim Essen in eine blinde Abhängigkeit einiger weniger internationaler Großkonzerne zu begeben“. Auch der Bauernbund reagiert geschockt und zweifelte bereits die Seriosität der Umfrage an.
Klimawandel und Wetterextreme
Wie in vielen anderen Ländern sind auch die österreichischen Bauern mit den Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert. Extreme Wetterereignisse wie Dürren, Starkregen oder Hitzewellen beeinträchtigen Ernteerträge und erschweren die landwirtschaftliche Produktion.
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