Seit Mitte März läuft hierzulande schon das große Geschäft mit Spargel an: Rund fünf Prozent der Ware wurde bereits an Edelgastronomie, Einzelhandel und Co. verkauft, die aufwendige Ernte stellt aber viele Betriebe auf die Probe. Die Erntehelfer sind bekanntlich Mangelware ...
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge bewerten heimische Betriebe den Frühstart für den „König des Gemüses“. Während vielerorts schon die Kochbücher für den grünen, weißen oder violetten Vitaminspender aus dem Schrank geholt werden, sorgten trotz großer Margen auch Frostschäden für Wirbel in den rot-weiß-roten Spargel-Anbaugebieten.
Beim Lokalaugenschein der „Krone“ in Mannsdorf an der Donau (NÖ) herrscht jedenfalls emsiges Treiben auf dem Hof von Werner Magoschitz. Noch diese Woche soll der Vollbetrieb durchstarten. Viele Schritte werden zwar schon maschinell bewältigt, doch der Faktor Mensch ist auch hier gefragt.
Vorarbeiter Vincent Farkas (52) aus der nahe gelegenen Slowakei orchestriert das Zusammenspiel von Acker und Verarbeitung. Seit bald 25 Jahren unterstützt er die Bauernfamilie Magoschitz auf dem Weg zum heimischen Spitzenbetrieb. „Am Anfang hab ich gar nicht gewusst, was Spargel eigentlich ist, aber mittlerweile kenne ich die Kulturen wohl besser als der Chef“, so Farkas. Für den Seniorbauern sind solche Vorzeigemitarbeiter Gold wert, vor allem da der Fachkräftemangel natürlich auch die Landwirtschaft betrifft.
Immer billiger: Konkurrenz aus Übersee und Europa
Von Mitte März bis Mitte Juni werken zwischen 180 und 200 Saisonarbeiter am Spargelhof, durch Nachbarschaftshilfe sowie Kooperationen mit anderen Branchen wurden kluge Wege gefunden, die Helfer zu halten. Neue Kräfte findet man jedoch kaum noch, und wenn, dann aus Rumänien oder der Ukraine. Der „Tellerrand“ sei bald erreicht: „Wir bewirtschaften 120 Hektar, haben die Produktion aber schon zurückfahren müssen. Die Billig-Konkurrenz aus Peru, Ungarn, Italien sowie Frankreich setzt uns natürlich zu, fehlende Fachkräfte und die hohen Lohnnebenkosten sind aber zum Hauptproblem geworden.“
Ich hab die Landwirtschaft damals mit nur 14 Hektar übernommen. Heute würde ich so einen Betrieb aber nicht mehr aufziehen, der Aufwand ist enorm.
Werner Magoschitz zur „Krone“
Von den strengen Kontrollen seitens Arbeitsinspektorat, AMA & Co. und dem harten Geschäft mit dem Einzelhandel wolle er schon gar nicht mehr sprechen. Nur so viel sei gesagt: „Den Betrieb würde ich in dieser Form heute nicht mehr aufziehen“, so der Betriebsführer ohne Umschweife. In Zukunft müssen sich damit aber auch seine vier Kinder auseinandersetzen, sofern sie den Großbetrieb so überhaupt übernehmen wollen.
Bis dahin setzt Werner Magoschitz aber volles Vertrauen in die Konsumenten. Heimische Ware sei vielleicht auf den ersten Blick teurer, müsse aber auch hohe Standards erfüllen. Fakt ist: Vom Geschmack her gewinnen heimische Produkte immer, das beweisen mitunter auch die prominenten Kunden des Spargelbauern – wie das weltberühmte Edellokal Steirereck in Wien. Marchfeldspargel zeichnet sich eben durch 22-Zentimeter-Hochgenuss aus. Je kürzer, desto besser.
„Wir brauchen Fachkräfte, keine Hobby-Gärtner aus der Stadt“
Bauern-Präsident Johannes Schmuckenschlager (ÖVP) fordert im Interview mehr Bewegung in Politik und Gesellschaft ein:
„Krone“: Herr Schmuckenschlager, die Arbeit in der Landwirtschaft ist sehr hart und fordernd – wer soll sich das in Zukunft noch antun?
Johannes Schmuckenschlager: Eine gute Frage, ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Abseits der Bäuerinnen und Bauern sieht es nämlich düster aus. Aktuell sind wir zwar mit den Kontingenten für Saisonarbeiter gut aufgestellt, aber wir bewegen uns in einem Spannungsfeld. Vor allem neue Fremdarbeitskräfte zu finden ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Helfer aus Ungarn oder der Slowakei sind meist schon in anderen Sparten – oft auch besser bezahlten – in ihren Herkunftsländern tätig. So manche Betriebe im Land rekrutieren deshalb Arbeiter im Fernen Osten.
Warum sucht man nicht auch nach Helfern auf dem heimischen Arbeitsmarkt?
Es gab schon Versuche in Österreich, Arbeitslose in der Landwirtschaft zu beschäftigen. Diese Projekte sind aber allesamt gescheitert, so ehrlich muss man sein. An der Stelle sehe ich leider keine ordentliche Arbeitsbereitschaft. Wir brauchen ja auch Fachkräfte und keine Hobby-Gärtner aus der Stadt.
Vielleicht will auch niemand mehr für den so niedrigen Lohn arbeiten?
Das lasse ich nicht gelten. Wir haben in den vergangenen Jahren schon einige Verbesserungen bei Bezahlung und passenden Unterkünften erreicht. Die schwarzen Schafe in unserer Branche wurden meist ausgemerzt. Man muss die Lohnthematik aber schon auch im Detail betrachten und diskutieren.
Inwiefern?
Etwa so: Wer im Herbst für höhere Löhne demonstriert, der muss sich auch darüber bewusst sein, dass es im Frühjahr höhere Lebensmittelpreise gibt. Ein Großteil der Preise wird ja von den Lohnkosten bestimmt. Es kann also nur faire Löhne geben, wenn es auch faire Preise für heimische Ware gibt. Die Bauern arbeiten hart für ihr Geld, andere aber nicht.
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