Immer mehr Wiener wollen kein weiteres Kaufhaus auf der Mariahilfer Straße, sondern statt der Signa-Kaufhausruine Grün und Leben. Die „Krone“ ruft zum Ideenwettbewerb: Was wollen Sie?
Neue Schuhe, neue Hose, neue Tasche – all das gibt es auf der Mariahilfer Straße an jeder Ecke. Und immer mehr Wiener fragen sich: Brauchen wir dort wirklich noch ein weiteres Kaufhaus? Kann die Signa-Pleite und der Baustopp der Shopping-Klotzes nicht auch eine Chance für das Stadtbild und die Menschen sein? Wie berichtet liegt das Projekt „Lamarr“ im Koma – wo ein Einkaufstempel entstehen sollte, verstaubt eine Bauruine neben Absperrgittern.
Plädoyer für einen „Ort der Natur“
Und mitten in dem Baustopp erreichte die Redaktion eine Mail von Leser Peter L. aus Neubau: „Auf der Mariahilfer Straße gibt es jetzt schon alles, was das Shoppingherz begeht. Was aber kaum zu finden ist: Grünfläche, Parks, ein Wasserspielplatz, ein Ort der Natur.“ Auch im direkten Gespräch sehen das viele Wiener ähnlich.
Czernohorszky verweist auf Grünraumoffensive
Den Bauklotz abreißen und eine Grünanlage hinbauen? Die Frage will Wiens KlimastadtratJürgen Czernohorszky (SPÖ) nur vorsichtig beantworten: „Angesichts immer heißerer Sommer ist es enorm wichtig, bestehenden Grünraum als Schattenspender zu schützen und auszubauen, auch in dicht verbauten Gebieten. Dieses Ziel verfolgen wir mit unserer Grünraumoffensive. 400.000 Quadratmeter Grünraum werden bis 2025 entweder um- oder komplett neugestaltet.“
Für Bezirksvorsteher „grandiose“ Idee
Neubaus Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne): „Der siebente Bezirk verfügt über rund drei Prozent Grünanteil. Es ist unser erklärtes Ziel, diesen Anteil zu erhöhen.“ Und: „Beim ,Lamarr’ dürfte es Dutzende Angebote von Immobilieninvestoren geben, die Gläubigerbanken werden den höchsten Profit erzielen wollen. Die Idee, Leerstand und Baulücken für mehr Grün zu nützen, ist allerdings genauso grandios wie alt.“
Höchster Profit – statt Grün für die Wiener. Aber gerade jetzt hätte die Politik, die einmalige Chance dort etwas zu verändern. Was würden Sie sich auf der Mahü wünschen? Shoppen oder Bäume, Wohnraum oder Lokale? Schreiben Sie uns per E-Mail oder an „Kronen Zeitung“, Wien-Redaktion, Muthgasse 2, 1190 Wien.
Masseverwalter will Verkauf vor Winter
Clemens Richter ist seinerseits optimistisch, dass er sich nicht mehr allzu lange mit der „Lamarruine“ in der Mariahilfer Straße herumschlagen muss. Der Masseveralter des Kaufhaus-Konkurses – der wird separat von anderen Benko-Pleiten verhandelt – berichtet von reichlich Interessenten an dem verwaisten Rohbau: „Es geht was weiter.“ Zwar dürfe man sich nicht erhoffen, dass er „das innerhalb einer Woche verkauft“, doch Richter will „mit der Sache nicht ungelöst über den Winter gehen“.
Mein Auftrag ist es, schnellstmöglich und bestmöglich zu verkaufen.
„Lamarr“-Konkursverwalter Clemens Richter
Wie der Bieterprozess abläuft
Richter will zwar nicht mit einem übereilten Verkauf den Preis drücken und damit weniger für die Benko-Gläubiger herausholen, aber doch „schnellstmöglich und bestmöglich“ verkaufen – das sei man allein schon den Anrainern und Wienern schuldig, die sich die Ruine ansehen müssen. Bieter für Bieter geht Richter derzeit die Angebote durch: Zuerst werden, unter wechselseitiger Verschwiegenheitspflicht, Daten über die Ruine und die Finanzkraft des Bieters ausgetauscht. Danach können „ausgewählte Interessenten“ ihre Angebote machen.
Als beratenden Experten hat Richter sich den früheren CA-Immo-Chef Bruno Ettenauer geholt – zugleich auf Ratschläge aller früheren Benko-Leute verzichtend. Bis der Verkauf über die Bühne gehen kann und das Stahlbetongerippe vielleicht doch noch zum Haus wird, sieht die Stadt weiter nach dem Rechten: Die Baupolizei betont, man sei „laufend in Abstimmung“ mit den beiden Firmen, die sich um die Bausicherheit und Security-Dienste kümmern. Beide übten ihre „Funktion im erforderlichen Ausmaß“ aus.
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