Leere ÖVP-Hände. Heute muss die Kanzlerpartei schon wieder mächtig zittern – und das an einem Sonntag im April, an dem Hochsommerhitze blüht: Denn wenn in der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck die Stadtspitze neu gewählt wird, dürfte die ÖVP, die dafür sogar ihren smarten, jungen Digitalisierungs-Staatssekretär Turksy aus Wien heim in die Berge beorderte, die nächste Schlappe einfahren. Tursky wird möglicherweise, wie auch gestern Politprofessor Peter Filzmaier in der „Krone“ prophezeite, sogar den Einzug in die Stichwahl verpassen und „mit leeren Händen dastehen“. Die leeren Hände würde er sich dann mit seinem Parteikollegen in der Stadt Salzburg teilen, der vor einem Monat in der bis dahin von seiner Partei regierten Landeshauptstadt von SPÖ und KPÖ überholt wurde. Als nächster „Leer-Händer“ programmiert gilt Reinhold Lopatka, der ÖVP-Spitzenkandidat bei der EU-Wahl in zwei Monaten. Er hat ein Ergebnis von fast 35 Prozent aus dem Jahr 2019 zu verteidigen – eine Übung, die auch strahlendere Kandidaten als der abgenützte Steirer nicht verteidigen könnten. Denn die glänzenden Werte, die während der Ära von Wunderwuzzi Sebastian Kurz an der Spitze der Bundespartei eingefahren wurden, die sind in lichte Höhen entrückt. Während der einstige Held selbst als erstinstanzlich Verurteilter im Winkerl steht, stehen mehr und mehr seiner Parteifreunde mit leeren Händen da. Im Herbst müssen noch der Vorarlberer Landeshauptmann Wallner, mehr noch der steirische Landeschef Christopher Drexler bei den Wahlen in ihren Bundesländern bangen. Alles nichts gegen die Zitterpartie des Kurz-Nachfolgers Karl Nehammer im September: Mit ihm blüht der ÖVP bei den Nationalratswahlen der Absturz auf den dritten Platz. Nehammer hat gerade Giovanni di Lorenzo, dem Chefredakteur der renommierten deutschen „Zeit“, ein bemerkenswertes Interview mit manch klugen Antworten gegeben. Da wurde er auch zu den mutmaßlichen Machenschaften in der Ära Kurz gefragt. Er habe damit nichts zu tun gehabt, „das weiß auch jeder“, sagt er dazu. Nein, das weiß noch nicht jeder: Er wird es noch klarer sagen müssen – um nicht im Herbst mit leeren Händen dazustehen.
Leere SPÖ-Hände. Ein passables Ergebnis für die ÖVP ist Voraussetzung für das politische Überleben des Spitzenkandidaten. Doch was kommt dann? Allerspätestens mit den schweren gegenseitigen Angriffen rund um die Spionageaffäre sei endgültig klar, dass eine Koalition er ÖVP mit der Kickl-FPÖ unmöglich sei, meint Rainer Nowak heute in der „Krone“, es sei zu viel Porzellan zerschlagen. Daher basteln viele Spitzenpolitiker an einer Wiederauflage der ÖVP-SPÖ-Koalition. Die stärkste Achse besteht, wie Nowak schreibt, zwischen Bundes-ÖVP und Wiener Rathaus: „Nach jahrelangem emotionalem Streit zwischen der Wiener SPÖ und der früheren ÖVP-Führung unter Sebastian Kurz ist die Gesprächsbasis wieder sachlicher und vertrauensvoller. Zwischen Nehammer und Wiens Finanzstadtrat Peter Hanke sollen beinahe freundschaftliche Töne zu hören sein.“ Und da darf es nicht verwundern, wenn Hanke auch immer öfter als möglicher SPÖ-Vizekanzler neben Kanzler Nehammer gehandelt wird. Dann stünde SPÖ-Parteichef Andreas Babler mit leeren Händen da…
Kommen Sie gut durch den Sonntag!
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