Das Öffi-Netz in der Stadt wächst und wächst. Im Untergrund und an der Oberfläche wird massiv ausgebaut. Damit gehen auch notwendige Bauarbeiten mit Einschränkungen einher. Die zukünftig noch größer und länger ausfallen könnten, warnt die Wiener-Linien-Chefin. Nach dem Motto „Straßenbahn hui, U-Bahn pfui“ soll aber nur noch das Bim-Schienennetz wachsen. Das steckt dahinter.
Erst vor einem Monat haben die Wiener Linien das Jahrzehnt der Modernisierung des Öffi-Netzes ausgerufen. Die Folgen sind weitreichende Baustellen, die teils gravierende Auswirkungen auf sehr viele Öffi-Kunden haben. Schon heuer wird der Bohrer in großem Stil angesetzt (siehe Grafik weiter unten). Die umfangreichen Bauarbeiten seien alternativlos, damit Wien die lebenswerteste Stadt der Welt bleibe, wie die Wiener Verkehrsbetriebe betonen. Doch das könnte noch nicht alles gewesen sein.
U5 soll die letzte U-Bahnlinie in Wien sein
Denn nun ließ Wiener Linien-Chefin Alexandra Reinagl in einem Vortrag bei einer Veranstaltung der Schweizer Handelskammer aufhorchen. Die Managerin, deren Vertrag erst vor wenigen Tagen um fünf Jahre verlängert worden war, warnte dort vor langen und großen Baustellen. Jährlich müssten nämlich drei Prozent des Schienennetzes erneuert werden. Die Baustellen würden sich demnach im Sommer nicht mehr ausgehen, weil sie länger und auch größer werden.
Dann eine weitere, überraschende Ankündigung. Trotz des derzeit massiven Ausbaus des U-Bahnnetzes mit dem Mega-Öffi-Projekt U2xU5 soll die U5 die letzte neue U-Bahn in Wien sein. Warum? „Weil man sich fragen muss, wie umweltverträglich die U-Bahn ist. Stichwort Tiefbau und CO₂“, so Reinagl weiter. Dabei wird gerade das Gesamtprojekt U2xU5 immer als Wiens größtes Klimaschutz- und Infrastrukturprojekt aller Zeiten angepriesen. Das Büro von Öffi-Stadtrat Peter Hanke (SPÖ) verweist dazu auf die Wiener Linien.
„U-Bahnen sind gesamtheitlich betrachtet sehr umweltverträglich“, sagen die Wiener Linien. Nachsatz: Bei der Realisierung haben Straßenbahnen bezüglich Dauer, Komplexität und Ressourceneinsatz (Beton, Stahl etc.) die Nase vorne. Denn während U-Bahnen mehrere Jahre Bauzeit und umfangreiche Tiefbauarbeiten erfordern, könnten die neuen Linien 12 und 27 oder der Ausbau der Linie 18 in rund eineinhalb Jahren Bauzeit an der Oberfläche errichtet werden. Reinagls Vision: Wien soll Tramhauptstadt der Welt werden. Aktuell existiert hier das sechstgrößte Straßenbahnnetz der Welt – mit 28 Linien und einer Betriebslänge von 171 Kilometern.
Straßenbahn-Ausbau als Politerbe von Ex-Stadträtin Maria Vassilakou
Dabei geht der Ausbau der „Elektrischen“ viel länger zurück. Bereits Ex-Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) setzte auf den Bim-Ausbau, wollte etwa eine neue Linie für den Süden der Stadt. Unter ihrer Ägide wurden dann die Linien O und D verlängert – die Projekte der Linien 25 und 26 vorbereitet.
Nun erlebt die Tramway also wieder eine Renaissance. Die Wiener Linien würden die Straßenbahn auch gerne in das Umland bauen, dafür brauche man aber Partner, die derzeit noch offen sind. Die Linie 72 hätte bis zum Jahr 2025 über die Stadtgrenze nach Schwechat verlängert werden sollen. Wann es so weit ist, ist derzeit aber noch völlig unklar. Sie wurde gemeinsam mit dem Land Niederösterreich präsentiert, aktuell würden Gespräche zur Finanzierung laufen, heißt es auf „Krone“-Anfrage. Die Hand der Stadt Wien sei seit Längerem ausgestreckt, der Ball liege hier beim Land Niederösterreich.
Hier brauchen Wiener im Sommer besonders gute Nerven
Heuer hat es der Baustellensommer auch im Bereich der Öffis in sich. Da geht es nicht nur um vereinzelte Gleisarbeiten, in diesem Jahr werden einige wichtige Linien geteilt oder gleich ganz eingestellt. Wir haben die Details und den Fahrplan für die kommenden Monate für die Baustellen mit dem größten Frustpotenzial:
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