Bim auf Überholspur

Öffis: Wien bekommt keine neue U-Bahn mehr

Wien
17.04.2024 06:00

Das Öffi-Netz in der Stadt wächst und wächst. Im Untergrund und an der Oberfläche wird massiv ausgebaut. Damit gehen auch notwendige Bauarbeiten mit Einschränkungen einher. Die zukünftig noch größer und länger ausfallen könnten, warnt die Wiener-Linien-Chefin. Nach dem Motto „Straßenbahn hui, U-Bahn pfui“ soll aber nur noch das Bim-Schienennetz wachsen. Das steckt dahinter.

Erst vor einem Monat haben die Wiener Linien das Jahrzehnt der Modernisierung des Öffi-Netzes ausgerufen. Die Folgen sind weitreichende Baustellen, die teils gravierende Auswirkungen auf sehr viele Öffi-Kunden haben. Schon heuer wird der Bohrer in großem Stil angesetzt (siehe Grafik weiter unten). Die umfangreichen Bauarbeiten seien alternativlos, damit Wien die lebenswerteste Stadt der Welt bleibe, wie die Wiener Verkehrsbetriebe betonen. Doch das könnte noch nicht alles gewesen sein.

Insgesamt umfasst das Projekt U2xU5 rund elf Kilometer U-Bahn-Tunnel und zwölf neue Stationen. Das CO2-Einsparungspotenzial beträgt laut Wiener Linien bis zu 75.000 Tonnen jährlich. (Bild: Wiener Linien/Tobias Holzer)
Insgesamt umfasst das Projekt U2xU5 rund elf Kilometer U-Bahn-Tunnel und zwölf neue Stationen. Das CO2-Einsparungspotenzial beträgt laut Wiener Linien bis zu 75.000 Tonnen jährlich.

U5 soll die letzte U-Bahnlinie in Wien sein
Denn nun ließ Wiener Linien-Chefin Alexandra Reinagl in einem Vortrag bei einer Veranstaltung der Schweizer Handelskammer aufhorchen. Die Managerin, deren Vertrag erst vor wenigen Tagen um fünf Jahre verlängert worden war, warnte dort vor langen und großen Baustellen. Jährlich müssten nämlich drei Prozent des Schienennetzes erneuert werden. Die Baustellen würden sich demnach im Sommer nicht mehr ausgehen, weil sie länger und auch größer werden.

Wiener-Linien-Chefin Alexandra Reinagl kündigte jetzt noch größere und längere Öffi-Baustellen an. (Bild: Wiener Linien / Robert Peres)
Wiener-Linien-Chefin Alexandra Reinagl kündigte jetzt noch größere und längere Öffi-Baustellen an.

Dann eine weitere, überraschende Ankündigung. Trotz des derzeit massiven Ausbaus des U-Bahnnetzes mit dem Mega-Öffi-Projekt U2xU5 soll die U5 die letzte neue U-Bahn in Wien sein. Warum? „Weil man sich fragen muss, wie umweltverträglich die U-Bahn ist. Stichwort Tiefbau und CO₂“, so Reinagl weiter. Dabei wird gerade das Gesamtprojekt U2xU5 immer als Wiens größtes Klimaschutz- und Infrastrukturprojekt aller Zeiten angepriesen. Das Büro von Öffi-Stadtrat Peter Hanke (SPÖ) verweist dazu auf die Wiener Linien.

Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ), Wiener Linien-Chefin Alexandra Reinagl und Öffi-Stadtrat Peter Hanke (SPÖ) beim Spatenstich der Straßenbahninie 27 in der Donaustadt. (Bild: Simon Wöhrer)
Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ), Wiener Linien-Chefin Alexandra Reinagl und Öffi-Stadtrat Peter Hanke (SPÖ) beim Spatenstich der Straßenbahninie 27 in der Donaustadt.

„U-Bahnen sind gesamtheitlich betrachtet sehr umweltverträglich“, sagen die Wiener Linien. Nachsatz: Bei der Realisierung haben Straßenbahnen bezüglich Dauer, Komplexität und Ressourceneinsatz (Beton, Stahl etc.) die Nase vorne. Denn während U-Bahnen mehrere Jahre Bauzeit und umfangreiche Tiefbauarbeiten erfordern, könnten die neuen Linien 12 und 27 oder der Ausbau der Linie 18 in rund eineinhalb Jahren Bauzeit an der Oberfläche errichtet werden. Reinagls Vision: Wien soll Tramhauptstadt der Welt werden. Aktuell existiert hier das sechstgrößte Straßenbahnnetz der Welt – mit 28 Linien und einer Betriebslänge von 171 Kilometern.

Straßenbahn-Ausbau als Politerbe von Ex-Stadträtin Maria Vassilakou
Dabei geht der Ausbau der „Elektrischen“ viel länger zurück. Bereits Ex-Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) setzte auf den Bim-Ausbau, wollte etwa eine neue Linie für den Süden der Stadt. Unter ihrer Ägide wurden dann die Linien O und D verlängert – die Projekte der Linien 25 und 26 vorbereitet.

Wien hat bereits jetzt das sechstgrößte Straßenbahnnetz der Welt und es wird noch weiter wachsen. (Bild: Wiener Linien / Manfred Helmer)
Wien hat bereits jetzt das sechstgrößte Straßenbahnnetz der Welt und es wird noch weiter wachsen.

Nun erlebt die Tramway also wieder eine Renaissance. Die Wiener Linien würden die Straßenbahn auch gerne in das Umland bauen, dafür brauche man aber Partner, die derzeit noch offen sind. Die Linie 72 hätte bis zum Jahr 2025 über die Stadtgrenze nach Schwechat verlängert werden sollen. Wann es so weit ist, ist derzeit aber noch völlig unklar. Sie wurde gemeinsam mit dem Land Niederösterreich präsentiert, aktuell würden Gespräche zur Finanzierung laufen, heißt es auf „Krone“-Anfrage. Die Hand der Stadt Wien sei seit Längerem ausgestreckt, der Ball liege hier beim Land Niederösterreich.

Hier brauchen Wiener im Sommer besonders gute Nerven
Heuer hat es der Baustellensommer auch im Bereich der Öffis in sich. Da geht es nicht nur um vereinzelte Gleisarbeiten, in diesem Jahr werden einige wichtige Linien geteilt oder gleich ganz eingestellt. Wir haben die Details und den Fahrplan für die kommenden Monate für die Baustellen mit dem größten Frustpotenzial:

Der Baustellensommer macht den Wienern nicht nur auf den Straßen zu schaffen. Auch bei den Öffis heißt es: Zeit einplanen. (Bild: Krone KREATIV)
Der Baustellensommer macht den Wienern nicht nur auf den Straßen zu schaffen. Auch bei den Öffis heißt es: Zeit einplanen.
  • Umgestaltung Wiedner Hauptstraße: Bis voraussichtlich Anfang November. Die Linie 1 ist zwischen Oper, Karlsplatz und Kliebergasse umgeleitet über die Strecke der Linien D und 18 unterwegs. Die Linie 62 ist kurz geführt. Sie verkehrt zwischen Lainz und Dörfelstraße. Die Badner Bahn fährt von Baden aus nicht zur Oper, sondern ab der Kliebergasse zum Quartier Belvedere.
  •  Umgestaltung Universitätsstraße: bis September. Die Linie 43 ist kurz geführt. Sie verkehrt zwischen Neuwaldegg und Alser Straße. Die Linie 44 ist eingestellt. Zwischen Lange Gasse und Maroltingergasse wird sie durch die Linie 33 ersetzt. Die Linie 33 fährt nicht zwischen Lange Gasse und Josefstädter Straße. Sie fährt ab Lange Gasse als Ersatz für die Linie 44 bis Maroltingergasse (provisorische Endhaltestelle).
  •  Sanierung U4: Vom 1. Juli bis inklusive 1. September fährt die U4 nicht zwischen Schwedenplatz und Schottenring.
  •  S-Bahn: Die Stammstrecke wird bis 2027 immer wieder zur Baustelle. Zu Beginn der Arbeiten ist die Strecke im Juli und August zwischen Floridsdorf und Praterstern gesperrt.
  •  S 80: Aufgrund der Arbeiten an der Strecke können die Züge der Linie bis 1. Juli 2024 nicht zwischen Hauptbahnhof und Aspern Nord fahren.
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