Biennale in Venedig

Die ganze Welt im Kosmos der Kunst

Kunst
18.04.2024 16:00

Mehr als 80 Länder sind auf der Kunstbiennale vertreten, fast die ganze Welt an einem Ort versammelt. Viel zu viele Pavillons, um sie alle vorzustellen. Hier ein kleiner „Krone“-Rundgang durch einige der interessantesten. Auch der Österreich-Pavillon wurde am Donnerstag offiziell eröffnet – mit einem starken Appell der Künstlerin.

(Bild: kmm)

Es sind nur wenige Schritte von Israel in den Iran, von China bis in die USA, von Südkorea bis nach Australien. . . Die Welt rückt nahe zusammen bei der 60. Biennale Arte in Venedig, die morgen ganz offiziell ihre Pforten öffnet. Mit all ihren Konflikten, die auch in diesem kleinen Kosmos der Kunst für Gesprächs- und Brennstoff sorgen.

Denn natürlich lässt sich die große Welt in der kleinen von Venedig nicht ausblenden. Ganz im Gegenteil – die Kunstbiennale war stets höchst politisch aufgeladen. Vor allem in den Länderpavillons, die sich von den Giardini über das Arsenale quer durch die ganze Stadt ziehen. Hier ein kleiner Überblick der Interessantesten: 

Besonderes Augenmerk fällt in diesem Jahr auf den israelischen Pavillon, dessen Türen verschlossen bleiben. Aus Protest gegen den Krieg entschied die Künstlerin Ruth Patir, ihre Werke erst zu zeigen, wenn es zu einem Waffenstillstand und zur Freilassung der Geiseln kommt. Schwer bewaffnete Soldaten vor dem verschlossenen Pavillon spiegeln sich nun wie die bittere Realität in den dunklen Glasscheiben. 

Apokalyptischer Ritt ins Weltall
Israelische Kunst ist dennoch vertreten – und zwar im Deutschen Pavillon, vor dem die Menschen bereits an den Preview-Tagen hunderte Meter Schlange standen. Hier inszeniert die in Berlin lebende Israelin Yael Bartana aufwendig eine Welt der Zerstörung, der Untergang scheint nah – die Rettung der Menschheit gelingt bei ihr in einem Generationenraumschiff. Erreichen kann man diesen apokalyptischen Ritt ins All nur über den Nebeneingang – das protzige Nazi-Hauptportal des „Germania“-Pavillons hat der türkischstämmige Regisseur Ersan Mondtag mit der Erde des Heimatorts seines Großvaters zugeschüttet. 

Der Klang der Panzer und Mörsergranaten
Natürlich findet auch der Ukraine-Krieg seinen Weg in diesen Kosmos der Kunst. Die Polen haben ihren Pavillon dem Kollektiv Open Group zur Verfügung gestellt, das hier in einem Video ukrainische Flüchtlinge den Klang der Angriffe nachahmen lässt – das Rollen und Donnern der Panzer und Mörsergranaten. Wie bei einem Karaoke der Finsternis werden die Besucher mit Mikros aufgefordert, die Geräusche nachzuahmen. 

Auch die Ukraine selbst beschäftigt sich in ihrem Pavillon mit dem Alltag im Krieg. U. a. mit Postkarten an die Front voll positiver Wünsche.  Russland hingegen nimmt gar nicht erst teil und hat stattdessen seinen Pavillon „im Geiste der Freundschaft“ Bolivien überlassen.

Indigene Kunst im Fokus 
Wie in der Hauptausstellung wird auch in vielen Pavillons indigene Kunst in den Fokus gerückt. So z. B. im brasilianischen, der in Hãhãwpuá Pavillon unbenannt wurde, der ursprüngliche indigene Name des Landes. In allen Farben leuchtet schon von außen der amerikanische Pavillon, der erstmals von einem Native-American-Künstler bespielt wird: Hinter den kunterbunten, so fröhlich wirkenden Gemälden und Skulpturen von Jeffrey Gibson verbirgt sich dennoch die Wut und Trauer seiner unterdrückten Vorfahren.  

Von einem Inuit-Künstler wird Dänemark vertreten: Inuuteq Storch präsentiert atmosphärisch stark ein Kaleidoskop an Fotos aus Grönland.

Bei den Briten spiegelt der Filmemacher John Akomfrah die leidvolle Geschichte von Sklaverei, Rassismus und Kolonialismus in seinen aufwendigen Videoarbeiten wider. 

Und die ÖVP hätte wohl Freude am philippinischen Pavillon – hier wird die Blasmusik als „Leitkultur“ hochgehalten – halt in der Tradition des Regenwalds statt im Bierzelt . . .

Putin, verzieh dich aus der Ukraine!
Auch der österreichische Pavillon wurde am Donnerstag offiziell von Bundespräsident Alexander van der Bellen eröffnet. Mit einer starken Botschaft der in Russland geborenen Künstlerin Anna Jermolaewa und der aus der Ukraine geflohenen Choreografin Oksana Serheieva.

Bundespräsident van der Bellen eröffnete im Kreise seine Frau sowie Kuratorin Gabriele Spindler Choreografin Oksana Serheieva, Anna Jermolaewa und Staatssekretärin Andrea Mayer den Österreich-Pavillon. (Bild: zvg)
Bundespräsident van der Bellen eröffnete im Kreise seine Frau sowie Kuratorin Gabriele Spindler Choreografin Oksana Serheieva, Anna Jermolaewa und Staatssekretärin Andrea Mayer den Österreich-Pavillon.
Auch eine oberösterreichische Delegation mit Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) und Kulturhauptstadt-Intendantin Elisabeth Schweeger kam mit einer Plätte - sozusagen der „Gondel der Alpen“ - angereist. (Bild: Peter C. Mayr)
Auch eine oberösterreichische Delegation mit Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) und Kulturhauptstadt-Intendantin Elisabeth Schweeger kam mit einer Plätte - sozusagen der „Gondel der Alpen“ - angereist.

Mit der Arbeit an dem diesjährigen so politischen wie poetischen Beitrag „Rehearsal for Swan Lake“ erheben „wir gemeinsam unsere Stimmen des Protests, um Putin zu sagen: Deine Zeit ist abgelaufen. Verzieh dich verdammt noch mal aus der Ukraine!“ so Jermolaewa in einer emotionalen Ansprache.

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