Im üppig bebilderten Hardcover-Buch „AC/DC – 50 Jahre“ blickt Musikjournalist und Autor Martin Popoff in 50 Kapitel auf die einzigartige Karriere einer der größten Rockbands der Welt zurück. Dabei spart er auch nicht mit partieller Kritik und interessanten Blicken auf wenig beleuchtete Sidestorys.
Ja gut, erwischt. Ganz haut das mit dem 50-jährigen Jubiläum natürlich nicht hin. Als die beiden Power-Brüder Malcolm und Angus Young gemeinsam mit Drummer Colin Burgess, Bassist Larry Van Kriedt und Sänger Dave Evans AC/DC im australischen Sydney ins Leben riefen, war es November 1973. Der 50er liegt also schon ein paar Monate zurück, aber allumfassend feiern wir heuer zumindest die Live-Rückkehr der Riff-Götter, weshalb sich ein kurzer Blick auf das im letzten Herbst erschienene Hardcover-Glanzbuch „AC/DC – 50 Jahre“ auch in der leichten Retrospektive lohnt. Verfasst hat das Kompendium niemand Geringerer als der kanadische Autor und Musikjournalist Martin Popoff, der sich ohnehin einen Vielarbeiter-Status erkämpft hat und parallel zu diesem Werk auch noch 50 Jahre KISS zwischen zwei Buchdeckel gepresst hat.
Nicht so glamourös, aber erfolgreicher
In der prinzipiellen Aufmachung bliebt der Schreiber-Schuster bei seinen Erfolgsleisten und ging bei beiden Bands ident vor: 50 Jahre Band- und Musikgeschichte werden in 50 einzelne Kapitel aufgeteilt, die eine profunde und möglichst allumfassende Werkschau über die jeweiligen Heroen geben sollen. Während KISS sich letzten Dezember im heimatlichen New York (endgültig?) in Live-Pension begeben haben, starten AC/DC diesen Frühling in ihren x-ten Frühling. Dass der quirlige Gitarren-Gott Angus Young mittlerweile als letzter Mohikaner übrig blieb, haben ihm Fans nach anfänglichen Querelen längst verziehen. Die Geschichte von AC/DC ist eine weitaus weniger glamouröse und deutlich ruppigere als jene von KISS, sie ist aber auch eine erfolgreichere, denn seit gut 30 Jahren kann man sich die Australier nicht mehr außerhalb von pompösen Stadien vorstellen.
Mögen Popoff – das liest man im Direktvergleich doch heraus - KISS persönlich näher stehen, als es AC/DC tun, das Herzblut des Autors fließt auch hier zu jeder Sekunde ein. Prunkstück des überdimensionalen Bandes sind seltene und in höchster Qualität gedruckte Bilder von Live-Konzerten, Eintrittskarten, Tourplakaten und sonstigem Brimborium, das Trüffelschnüffler unter den Rockfans wie Öl die Kehle hinuntergleitet. Die Illustrationen sorgen dafür, dass die Nacherzählung einer märchenhaften Working-Class-Karriere noch einen zusätzlichen Push bekommt. Popoff hat sich für seine Geschichtsniederschreibung keiner besonderen Kniffe bedient, sondern geht streng chronologisch ans Werk, was dem Treiben zwar eine angenehme Ordnung und Struktur verleiht, langjährigen Fans – und das wird das Gros der Leser sein – aber ein bisschen zu simpel erscheinen könnte.
Kritisiert und geliebt
Die Geschichte von AC/DC in wenigen Worten nachzuerzählen, ist so gut wie unmöglich. Man erfährt, dass sich Angus Young ganz früh noch nicht als Schuljunge, sondern u.a. als Zorro oder Gorilla versuchte, dass das Brüderpaar extrem streng, aber auch lohnend am Erfolg schraubte und bekommt noch einmal einen Einblick in die Unfassbarkeit, dass ausgerechnet nach dem tragischen Alkoholtod des legendären Sängers Bon Scott mit Nachfolger Brian Johnson und dem Album „Back In Black“ 1980 der größte Erfolg der Bandgeschichte gelang. Schon früh in der Historie arbeiteten Alkoholiker Malcolm und Anti-Alkoholiker Angus beharrlich an den Schrauben des Erfolgs und kreierten ein Rock’n’Roll-Monster, dem man einerseits über alle Jahrzehnte hinweg (fälschlicherweise) kompositorische Selbstzitate vorwarf, das andererseits aber so groß wurde, dass es mehrmals mit den allmächtigen Rolling Stones die Bühne teilte – und das wortwörtlich und gleichzeitig.
Popoff spart in seiner Rückschau aber auch nicht die Ambivalenzen und Rückschläge aus. Die Todesfälle von Scott und Malcolm Young mögen in ihrer Erzählung bekannt sein, warum die Band laut dem Autor aber nach dem 1990er-Erfolgswerk „The Razors Edge“ für immer den Biss verlor und weshalb selbst die mediokren bis eher fragwürdigen Alben in den schwierigen 80er-Jahren nicht am Rockgötterstatus der Band rütteln konnten, erklärt er mit einer Mischung aus schlüssiger Argumentation und leidenschaftlich-persönlicher Perspektivenschärfung. Dazu geht er bei den Studio- und Livealben angenehm in die Produktions- und Entstehungsdetails und verknüpft leichte Rezensionen, die natürlich streng subjektiv ausfallen. Dass der Autor in seiner beruflichen Laufbahn Musiker der Band auch hie und da persönlich getroffen hat, fließt angenehm unprätentiös in das Gesamtprodukt, gibt dem Buch aber eine Extradosis, die bei einer reinen Wikipedia-Abschreibe freilich fehlen würde.
Schmankerl sind zu finden
Die besonderen Schmankerl im Jubiläumswälzer sind jene gesondert ausgewiesenen Teilkapitel, die in der reichhaltigen Literatur über AC/DC wirklich noch nicht so genau beäugt wurden. So bekommt man beispielsweise detaillierte Einblicke in die Herstellungsweise der legendären „Hells Bells“-Glocke aus erster Hand oder kann sich noch einmal tiefer zurück in die Vergangenheit begeben, um Brian Johnsons auch schon stattliche Karriere als Sänger der raubeinigen Rocker von Geordie zu verfolgen, über die er sich zum Posten bei den (damals noch nicht) Stadionrockern qualifiziert hat. AC/DC selbst hatten wie üblich nichts mit dem Buch zu tun, die Young-Dynastie verweigert seit jeher jegliche Mitarbeiten und persönliche Beteiligungen an derartigen Projekten. „AC/DC – 50 Jahre“ entzückt natürlich vor allem Einsteiger und Hobby-Enthusiasten, aber selbst für die Die-Hard-Fraktion wird sich die eine oder andere interessante Story herausfiltern lassen. So stimmt man sich jedenfalls würdig auf das Live-Doppel in Wien ein.
Zweimal live im Happel-Stadion
Im Zuge ihrer „Power Up“-Tour kommen AC/DC am 23. und am 26. Juni für zwei „Krone“-Konzerte ins Wiener Ernst-Happel-Stadion. Unter www.oeticket.com gibt es noch ein paar Restkarten und alle weiteren Informationen rund um die beiden Mega-Highlights dieses Konzertsommers.
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