Pilgern liegt seit Jahren im Trend – nicht nur am spanischen Jakobsweg, sondern auch in Österreich. Derzeit säumen 28.000 Kilometer Pilgerwege unsere Landschaften – und künftig werden es noch etliche mehr. Lesen Sie hier alle Details.
Auch wenn das Wetter derzeit noch etwas verrückt statt maientsprechend schön spielt: Die Pilgersaison läuft wieder an. „Schon jetzt queren 28.000 Kilometer Pilgerwege Österreich, 4000 mehr als vor fünf Jahren“, weiß Pilgerexperte Roland Stadler, „und die Errichtung neuer Routen und der Ausbau der bestehenden geht weiter zügig voran.“
Immer dichter wird das Netz an heimischen Pilgerrouten etwa deshalb, „weil bestehende Wanderwege zu Pilgerwegen ausgebaut werden“, erklärt Stadler. Er ist Vorsitzender des Arbeitskreises Tourismus und Freizeitpastoral der katholischen Kirche und Referatsleiter der Tourismusseelsorge der Diözese Gurk-Klagenfurt.
„Motor“ des Pilger-Booms sind laut dem Theologen vor allem Tourismusregionen, die sich um neue Wege und maßgeschneiderte Gesamtpilgerpakete bemühten.
Viele Menschen suchen Selbstreflexion und Orientierung im Leben, wozu dann ein Weg mit einer spirituellen Bedeutung aufgeladen wird.
Mag. Roland Stadler, Pilgerseelsorger
Bild: Diözesane Pressestelle
Menschen auf der Suche
Dahinter steht eine steigende Nachfrage für die Verbindung des Wandersports mit spirituellen Elementen: „Viele Menschen suchen Selbstreflexion und Orientierung im Leben, wozu dann ein Weg mit einer spirituellen Bedeutung aufgeladen wird“, so Stadler laut „Kathpress“.
Häufig werden dabei Kapellen, Kirchen und Klöster als Referenzpunkte am Weg angesteuert oder die klassischen Wallfahrtsorte als Ziele neu entdeckt; dazu kommt das bewusste Erleben der Natur oder der Einheit von Körper, Seele und Geist beim Gehen.
Niederschwelliges Angebot
Für die Kirche hat Pilgern freilich den Vorteil eines niederschwelligen Angebots an die Menschen, da es ja nicht nur kirchlich sozialisierte Leute anspricht: „Vorteil ist, dass man dabei ohne institutionelle Rahmenbedingungen auskommt“, so der Theologe.
Stadler: „Jeder ist für sich oder in Begleitung einiger weniger unterwegs, geht das eigene Tempo und gestaltet den Weg individuell so, wie es passt.“ Ganz im Gegensatz zu traditionellen kirchlichen Wallfahrten, wo es natürlich mehr Vorgaben hinsichtlich Strecke, Abläufe und gemeinsame Gebete gibt.
Zentrale Plattform im Entstehen
Seitens der Kirche fehlt derzeit aber noch eine neue zentrale österreichweite Pilger-Anlaufstelle, nachdem das „Quo Vadis“ am Wiener Stephansplatz heuer geschlossen worden ist.
Doch zumindest virtuell soll des bald eine österreichweite Plattform geben, die Interessierten aktuelle Informationen zu allen Pilgerrouten bietet.
Pilgern rund um die Kulturhauptstadt Europas
Jedenfalls gibt es heuer und auch nächstes Jahr „etliche Schwerpunkte und Initiativen“ rund um das Thema „Pilgern“, erklärt Stadler. Denn auch das von Papst Franziskus ausgerufene weltkirchliche „Heilige Jahr 2025“ steht unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“.
Aber zuerst stehen heuer große Pilgerevents rund um die Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut an: Anlässlich des 1100. Geburtstag des Heiligen Wolfgang findet am 13. Juli ein „Sternpilgertag“ von sieben unterschiedlichen Startpunkten aus nach St. Wolfgang am Wolfgangsee statt – inklusive eigener Pilger-App.
Auch findet ein von Pfarren initiiertes „Wasserpilgern“ statt: Vom Traunfall in Roitham durch Bad Ischl bis zu den Traun-Quellen in Bad Aussee geht hier die Strecke. Das Projekt soll „zeitgemäßes spirituelles Unterwegssein und Erfahrung von Kirche“ ermöglichen.
Pilgern als Schwerpunkt bei „Sommerkirche“
Neues rund ums Pilgern gibt es laut „Kathpress“ aber auch in anderen Bundesländern: So richtet etwa in Vorarlberg die diözesane Reihe „Sommerkirche“ den Fokus auf das Pilgern und bewirbt bestehende Routen im Ländle, wie den Dornbirner „Bibelweg“, den „Weg der Menschlichkeit“ bis zum „Weg der Stille“ in St. Gerold.
In Kärnten und der Steiermark wird u.a. der „Benediktweg“ über die Klöster Admont, Seckau und Sankt Paul im Lavanttal beworben; in Osttirol der über zahlreiche Höhen führende Bergpilgerweg „hoch und heilig“.
Im Mühlviertel steht der „Johannesweg“ für Pilger bereit und im Mostviertel ab Herbst die „Via Trinitatis“.
Wiederbelebung eines alten Weges
Im Zuge des vom Papst ausgerufenen „Heiligen Jahres 2025“ setzt sich eine Initiative für eine Wiederbelebung der einst vom Baltikum bzw. Krakau bis nach Rom führende alte Pilgerstraße „Via Romea Strata“ als europäische Kulturroute ein.
Entlang der österreichischen Streckenabschnitte zwischen dem Grenzübergang Drasenhofen im Norden und Arnoldstein als Übergang zum italienischen Monte Lussari im Süden sind zahlreiche Veranstaltungen geplant.
Stadler: „Auch Individualpilger sollen dann die gesamte Strecke durchgehen können und unterwegs eine ‘Begegnungskirche‘ finden, die Menschen auf neue Weise mit den spirituellen Schätzen des Glaubens in Kontakt bringt.“
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