Das Verschwinden von Traditionsbetrieben ist in der Steiermark allgegenwärtig. Dass es auch anders gehen kann, beweisen die Brüder Wolfgang und Michael Fisch, die in Mariazell die von ihrem Großvater gegründete Schlosserei erfolgreich führen.
Vor über 100 Jahren hat Max Eder in Mariazell jene Schlosserei begründet, die heute von seinen Urgroßenkeln Wolfgang und Michael Fisch geführt wird. Die teils riesigen und imposanten Maschinen, die er zwischen 1922 und den 60er-Jahren angeschafft hat, stehen heute noch teilweise im Betrieb. So steht neben der alten Esse (das Feuer wird nur mehr selten angefacht, aber die Unzahl an Zangen verdeutlicht, dass alles bereit ist) das Prunkstück der maschinellen Ausstattung: ein Lufthammer der Firma Joseph Anton Maffei aus München. Die mächtige Maschine steht seit Beginn der Werkstatt an Ort und Stelle. Es handelt sich dabei um einen etwa 2,6 Meter hohen, gusseisernen Koloss, mit einem „Bär“ genannten Schlaghammer, der alleine stolze 80 Kilo wiegt und etwa 30 Tonnen Druck auf die zu formenden Werkstücke ausüben kann.
Der „Bär“ macht alles platt
Später veranschaulicht Michael Fisch die massive Schlagkraft, indem er eine Münze unter den „Bären“ legt: Nach wenigen Schlägen erscheint das Metallstück wie dünngewalzt und auf das nahezu Doppelte an Durchmesser vergrößert. Prinzipiell ist das seit Jahrzehnten (über einen Riemen) elektrisch angetriebene System „ein richtiger Schmiedehammer, der aber auch nur mit Luft voll funktionstüchtig ist! Er saugt an einer Stelle die Luft an, hebt den Kolben auf und druckt mit weiterer Luft den Kolben wieder mit Schwung runter. Den Hammerdruck kann man ganz genau einstellen, wie hart er schlagen soll“, erläutert Michael Fisch die Funktionsweise des heute elektrischen Lufthammers, der übrigens über eine im Bodenbereich befindliche Fußwelle betätigt wird.
Maschinen sind „unverkäuflich“
Der Hammer sei „für die Ewigkeit gebaut“, natürlich muss die Mechanik dicht und ein ausreichender Vorrat an normalem Motoröl zur Schmierung vorhanden sein, so die Brüder. Apropos Dichtungen: Richtig, die sind aus Leder, etliche Millimeter dick, da gäbe es keinen Gummi und „die Dichtungen zu tauschen – unbedingt machen muss ich‘s nicht“, bemerkt Michael. Schon vielfach wurde wegen eines Verkaufs speziell dieser Maschine angefragt, wie Wolfgang Fisch erzählt: „Man glaubt gar nicht, wofür alles ein Sammler auftaucht!“ Auch wenn die „Maffei“ nicht gerade das ganze Jahr über im Einsatz ist: „Die bleibt da!“
Historisch wird‘s in der Werkstatt aber auch bei einer riesigen Abkanntpresse aus dem Jahre 1955 oder einer Radialbohrmaschine von 1918. Derzeit kommen die Aufträge für die Bau- und Maschinenschlosserei vor allem aus dem privaten Bereich (etwa Restaurierungen) und sorgen für ausreichend Arbeit für das Brüder-Team.
Privat war Wolfgang übrigens lange Jahre passionierter Kutschenfahrer (Bruder Michael sitzt lieber im „Sattel“ seines Motorrads). Dabei hat er 1993 etwa Francesca und Karl Habsburg zur Hochzeit kutschiert. „Aber das Größte war eigentlich der mitteleuropäische Katholikentag im Mai 2004, als ich die Marienstatue von der Kirche auf das Flugfeld und wieder zurückgeführt habe“, erinnert sich der Steirer.
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