Der siegreich aus der Bürgermeisterstichwahl hervorgegangene Johannes Anzengruber (JA – Jetzt Innsbruck) ist Sonntagabend euphorisch im Lokal Treibhaus von seiner Anhängerschaft begrüßt worden. Auf der Wahlparty gesichtet wurden aber auch politische Gegner. Wohl ein weiterer Hinweis auf die künftige Koalition in der Tiroler Landeshauptstadt.
„Es geht jetzt erst los“, so Anzengruber. Nun gelte es, „Innsbruck voranzubringen“, begrüßte der neue Bürgermeister auch das Kommen seiner politischen Mitbewerber.
„Das ist euer und unser Erfolg“, feierte Anzengruber wiederum vor allem seine direkten Unterstützer und Weggefährten. Das „Gemeinsame“ sei bei seiner „Bewegung“ ganz vorne gestanden, man habe versucht, so viele wie möglich „mitzunehmen“. Besonderer Dank gelte auch seiner Familie, betonte der ehemalige Almwirt.
„Caprese“-Koalition in Innsbruck wahrscheinlich
Bemerkenswert und politisch pikant: Der in der Stichwahl unterlegene mittlerweile Ex-Stadtchef Georg Willi (Grüne) gesellte sich ebenso zu Anzengruber auf die Treibhaus-Bühne wie SPÖ-Bürgermeisterkandidatin Stadträtin Elisabeth Mayr (SPÖ). „Wir werden etwas Gutes tun“, deutete Anzengruber leise eine künftige Zusammenarbeit an.
Sprich, eine „Caprese“-Koalition: Ein Bündnis von Rot (Tomate), Grün (Basilikum) und Mozzarella-Weiß (Liste JA).
Willi: „Ein sehr gutes Zeichen“
Willi sah es als ein „sehr gutes Zeichen, dass wir alle miteinander da sind“. Sie alle vereine die gleichen Ziele. Willi erinnerte auch an Anzengrubers Abwahl als Vizebürgermeister. „Aufstehen und weitermachen“ sei entscheidend, lobte der unterlegene Willi. Mayr meinte, Innsbruck habe sich für etwas „Neues“ entschieden und gratulierte dem Mitbewerber. Eine Mitte-Links-Koalition aus ebenjenen Parteien galt zuletzt als wahrscheinlich.
Auch Hörl und Dornauer bei Party
Zuvor war Anzengruber unter Konfettiregen, Seifenblasenpistolen und „So sehen Sieger aus“-Rufen am Vorplatz empfangen worden. Prompt legte der frischgewählte Bürgermeister mit Ehefrau Valentina unter den Tönen einer Band ein Tänzchen auf die Pflastersteine. Vom Nationalratsabgeordneten Franz Hörl (ÖVP) bekam der Wahlsieger einen Geschenkkarton mit Zillertalbier überreicht. Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer (SPÖ) traf am Wahlabend ebenfalls im Treibhaus ein.
Die nicht unbedingt als bürgerliche Hochburg geltende Innsbrucker Kulturstätte Treibhaus war von Anzengruber wohl auch als überparteiliches Signal als Ort für dessen Wahlparty ausgewählt worden. Die Grünen hatten dementsprechend schon zuvor ihr Kommen zugesagt – unabhängig vom Wahlausgang.
Jubel auch für unterlegenen Willi
Der nunmehrige Ex-Stadtchef Willi war zuvor von seinen grünen Mitstreiterinnen und Mitstreitern trotz Niederlage bei der Wahlparty bejubelt worden. Gerührt und unter Tränen dankte er seinen Helfern für den Wahlkampf: „Es war einfach toll.“ Das Wichtigste sei, dass sich die „Parteienlandschaft im Gemeinderat verschoben hat“ und die Grünen bei der Listenwahl als stärkste Fraktion hervorgegangen seien.
Die Ausgangssituation sei für die Grünen „unglaublich schwierig“ gewesen, blickte Willi in einem Altstadtlokal zurück. Insbesondere, seitdem Stichwahl-Sieger Anzengruber sein Antreten mit einer eigenen Liste angekündigt habe. Trotzdem habe man sich „nicht beirren lassen“, sah er sich und die Seinen standhaft. „Der Wahlerfolg am 14. April war der Lohn dafür“, meinte er und räumte ein: „Heute ist es nicht so toll gelaufen.“ Er habe wirklich geglaubt, dass „der Tag gut endet. Es kam anders.“
Wahlkampfhilfe bei Nationalratswahl
Neben den Innsbrucker und den Tiroler Landes-Grünen bedankte sich Willi auch für Unterstützung aus dem Bund. Bundessprecher Werner Kogler war für den Wahltag angereist, zuvor hatte Willi von den Ministerinnen Leonore Gewessler und Alma Zadic politische Schützenhilfe erhalten. Der Ex-Bürgermeister versprach den Bundesgrünen bei der Nationalratswahl gleichermaßen Wahlkampfhilfe: „Wir werden voll hinter euch stehen, dass es für die Grünen eine tolle Wahl wird.“
Grünen-Landessprecher Gebi Mair zollte Willi indes Respekt: „Bravo, bravo, bravo“. Er war beeindruckt davon, was die Innsbrucker Grünen bei dieser Wahl „herausgeholt“ haben. Jetzt müsse es heißen: „Aufstehen, Krone richten, weiterkämpfen.“
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