Ein Haus in der Steiermark als Inspiration für ein Buch: Die Wiener Regisseurin Jaqueline Kornmüller konnte die deutsche Star-Illustratorin Kat Menschik für eine Zusammenarbeit gewinnen. Beim „Literasee“-Festival in der „Wasnerin“ in Bad Aussee präsentierten sie „Das Haus verlassen“ zum ersten Mal in der Steiermark.
„Sagen wir, es liegt in der Steiermark. Sagen wir, es ist aus Stein. Und sagen wir, an der Hausmauer steht ein alter Weinstock, der herrliche Trauben abwirft.“ Mehr will Jaqueline Kornmüller über die Lage des Hauses nicht verraten, das die erfolgreiche Theaterregisseurin (sie zeichnet etwa für die „Ganymed“-Serie im Kunsthistorischen Museum in Wien verantwortlich) zu ihrem ersten Buch „Das Haus verlassen“ inspiriert hat.
Hausbesichtigung als „geheimes Theater“
„Als ich das Haus gekauft habe, stand es zwar schon 25 Jahre leer, aber es war Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sich Kornmüller. Mit ihrem Mann und ihrer Tochter begann sie es zu renovieren und zu beleben. „Wir haben es geliebt, aber die Fahrzeit aus Wien war zu lang“, erzählt sie.
Also stand irgendwann der Verkauf an: „Ich habe eine Anzeige geschaltet und es kamen auch viele Menschen, die es sehen wollten. Sie alle haben mir während der Besichtigung ihre Wünsche erzählt, wie sie gerne leben würden. Und dieser Vorgang hat mich so berührt, dass diese Besichtigungen sich irgendwann wie ein geheimes theatralisches Projekt angefühlt haben und ich musste das alles einfach festhalten.“
Das Resultat war ein Text, in dem das Haus nicht nur die Hauptrolle spielt, sondern auch auf zauberhafte Weise beginnt, sich in den Prozess des Verkaufs einzumischen: „Das hat mich sofort daran interessiert“, erzählt die deutsche Star-Illustratorin Kat Menschik. Sie hatte Kornmüller über eine Theaterarbeit kennengelernt: „Sie hat ein Buch von Haruki Murakami, das ich illustriert habe, auf die Bühne gebracht und dafür meine Bilder verwendet. Als ich das Stück gesehen habe, bekam ich Gänsehaut, weil sie nicht nur den Text, sondern auch meine Illustrationen zum Leben erweckt hat. Wir haben uns sofort verstanden und angefreundet“, erzählt sie.
„Ich hatte sofort Bilder im Kopf“
Als Kornmüller ihr den Text von „Das Haus verlassen“ geschickt hat, war sofort klar: „Das will ich machen“, sagt Menschik. Seit Jahren hat sie eine eigene Reihe „Illustrierter Lieblingsbücher“ im Galiani Verlag. „Und ich hatte bei Jaquelines Text sofort Bilder im Kopf – allerdings von meinem eigenen Haus in Brandenburg.“ Deshalb wollte Menschik das Haus von Kornmüller in der Steiermark während der Arbeit auch nicht sehen: „Ich wollte meine Bilder im Kopf nicht durch die Realität verfälschen. Ich habe mein Haus als Vorlage verwendet, weil ich es liebe und mir nie vorstellen könnte, es zu verkaufen – und dieser Widerspruch zum Text, der bringt ein spannendes Knirschen in die Sache rein“, sagt sie.
„Ich war überrascht, wie ähnlich sich viele der Details der Häuser sind“, sagt Kornmüller über den Moment, in dem sie die Bilder das erste Mal sah. „Aber letztlich geht es in dem Buch ja gar nicht so sehr um mein Haus und Kats Haus. Sondern es geht um die Frage, ob die Leser mit ihren eignen Häusern in diesem Buch noch Platz haben. Diesen Raum wollten wir lassen.“ Und Menschik ergänzt: „Denn natürlich sind unser aller Häuser immer auch der Mittelpunkt unseres Lebens. Aber letztlich sind sie auch nur Hüllen und die wahre Frage ist doch: Wie und womit wollen wir diese Häuser füllen?“
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