Seit der Corona-Zeit kommt es in der Steiermark vermehrt zu illegalen Auto-Treffen samt waghalsiger Rennen und Fahrmanöver. Die Autonarren liefern sich dabei ein regelrechtes Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei. Die „echte“ Tuningszene will damit nicht in einen Topf geworfen werden und distanziert sich.
Heulende Motoren, qualmende Reifen, waghalsige Rennen auf offener Straße: Die sogenannte Roadrunner-Szene hat Mitte April im Großraum Graz und Deutschlandsberg für Wirbel und einen Großeinsatz der Polizei gesorgt. Vorwiegend junge Auto-Freaks organisieren sich bei solchen Zusammenkünften in sozialen Medien und treffen sich bevorzugt auf Gewerbe-Parkplätzen, um ordentlich Gas zu geben und ihre Fahrkünste zur Schau zu stellen. Videos davon werden im Netz geteilt und bejubelt.
Szene wächst seit Corona
„In der Steiermark ist das besonders in der Corona-Zeit virulent geworden, seither wächst die Szene, die größtenteils jung und männlich ist“, weiß Kurt Lassnig, Leiter der steirischen Verkehrspolizei. Dass das letzte Treffen vorab unter dem Motto „Graz außer Kontrolle“ angekündigt wurde, zeugt von der Gesinnung der PS-Freaks. Mit rund 700 Fahrzeugen und gut 1500 Schaulustigen – viele auch aus anderen Bundesländern – zählte das Treffen Mitte April zu den bisher größten überhaupt in der Steiermark. Letztes Wochenende war es wieder soweit, allerdings laut Polizei mit deutlich weniger Teilnehmern.
„Insgesamt haben wir bei beiden Treffen rund 30 Kennzeichen abgenommen und Hunderte Anzeigen erstattet“, erzählt Lassnig. Vorwiegend geht es dabei um unzulässige technische Veränderungen an Autos und waghalsige Fahrmanöver. „Die große Gefahr dabei ist, wenn ein Autofahrer, umringt von Hunderten Fans, im hohen Geschwindigkeitsbereich driftet oder Ringerl macht, und dann plötzlich die Beherrschung verliert und in die Menschenmenge rast“, sagt der Verkehrspolizist. Abgesehen davon erzeugen diese Aktionen viel Lärm und Gestank sowie – zum Missfallen der Besitzer – Müll und Reifenspuren auf den Parkplätzen.
Die Roadrunner wissen natürlich, dass das, was sie tun, verboten ist und wechseln daher laufend die Örtlichkeit, was sie in Social-Media-Kanälen kurzfristig bekanntgeben.
Kurt Lassnig, Leiter Verkehrspolizei Steiermark
Die Polizei hat die Roadrunner im Blick und beobachtet auch das Geschehen in sozialen Medien, dennoch ist die Herausforderung groß: „Die Szene ist sehr mobil und die genaue Örtlichkeit wird meist erst eine Stunde vorher bekanntgegeben und verlagert sich dann laufend“, so Lassnig.
„Echte Tuner bringen keine Menschen in Gefahr“
Dass diese Roadrunner meist in einem Atemzug mit der Tuning-Szene genannt werden, bereitet den selbsterklärkten „echten“ Tunern zusehends Kopfzerbrechen. „Diese illegalen Treffen haben mit der Tuningszene rein gar nichts zu tun. Ich habe mir das selbst einmal angeschaut, meines Erachtens sind dort die meisten Autos seriennah. Den Partikelfilter rausnehmen ist für mich noch kein Tuning“, sagt etwa der Steirer Dominik Schablas, selbst leidenschaftlicher Auto-Freak und seit Jahren Veranstalter von legalen Tuningtreffen und Motor-Events.
„Wir haben als Veranstalter enorme Auflagen, Sicherheit steht an erster Stelle. Und ein echter Tuner bringt keine Menschen in Gefahr, wie es die Roadrunner etwa beim Driften machen“, so der gelernte Kindergartenpädagoge.
Am kommenden Samstag (4. Mai) veranstaltet Schablas übrigens zum neunten Mal die inzwischen größte Auto- und Tuningmesse am Red-Bull-Ring in Spielberg. Unter dem Titel „Low Scty goes Red Bull Ring“ (vormals „PS Arena“) will Schablas ein „Disneyland für Auto-Enthusiasten“ schaffen – wo man legal Vollgas geben kann und auch für die ganze Familie etwas dabei ist. Denn: „In der Tuning-Szene spielt Gemeinschaft und sich gegenseitig helfen eine große Rolle!“, betont der Tuning-Fan.
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