Die Kritik gegen Windräder im Mühlviertel bringt einen der Projektwerber auf die Palme – vor allem, dass der Umweltanwalt des Landes vor Beginn des Verfahrens mit „unwissenschaftlichen Aussagen“ scharf dagegen schießt. Jetzt droht noch vorm Beginn des Genehmigungsverfahrens ein handfester Streit.
„Das sind Falschinformationen.“ Beim Verbund, der – wie berichtet – in Rainbach und Grünbach im Mühlviertel sieben bis zu 260 Meter hohe Windräder plant, bringen die Aussagen der Windkraft-Gegner die Chefs auf die Palme. „Da wird etwa davon gesprochen, dass jedes Windrad pro Jahr um 300 Kilo leichter wird, weil so viel Abrieb als Mikroplastik zu Boden fällt. Es gibt keine einzige Studie dazu“, nimmt Verbund-Sprecher Florian Seidl vor allem Martin Donat, Umweltanwalt des Landes OÖ, aufs Korn und ersucht, die Vorbehalte im Genehmigungsverfahren einzubringen – im Vergleich würden die Privat-Pkw in OÖ jährlich rund 1000 Tonnen Gummiabrieb verursachen. Der zuverlässig blasende Böhmische Wind, der künftig bis zu 50 Windräder im Mühlviertel antreiben soll, entfacht einen Sturm noch vor Beginn des Verfahrens.
Grundstücke gesichert, günstige Angebote
Dieses, genauer gesagt die Umweltverträglichkeitsprüfung, sehen die Gegner als „Feigenblatt“, weil dafür die Projektwerber schon alle Gutachten in der Schublade haben. Beim Projekt Schiffberg erforschen tatsächlich schon Wissenschaftler die Auswirkungen der Windräder. Grundstücke für die Anlagen hat man sich gesichert, Bürger der beiden Gemeinden können sich finanziell beteiligen und für die kommenden 20 Jahre den Strom um 9,6 Cent je Kilowattstunde beziehen.
Volksbegehren kommt
Die Kritiker haben auch schon eine Fotomontage des Projekts vorgebracht. „Völlig übertrieben und nicht korrekt dargestellt“, heißt es beim Verbund, der kommende Woche seine bildliche Darstellung bringen will. Eine Exkursion zu einem bestehenden Windpark in NÖ soll auch die Rainbacher überzeugen, die am 2. Juni zur Volksbefragung geladen sind.
Von wem sind diese Aussagen? „Wir brauchen nicht auf jedem Hügel ein Windrad“ und „Mit diesem Tempo ist es (der Ausbau der Windenergie, Anm.) nicht zu schaffen“? Antwort: Von Michael Strugl – die erste 2015 in seiner Funktion als Tourismuslandesrat von OÖ, die zweite 2023 als Verbund-Chef.
„Der draht si wia a Radl im Wind“, könnte man da auf Mühlviertlerisch sagen. Der Standpunkt beeinflusst die Sichtweise – in diesem Fall auf das Thema Windkraft – massiv. Wenn wir die Energiewende schaffen wollen, werden wir einen Mittelweg finden müssen. Eine glückliche Lösung für alle ist Illusion.
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