Bier als regionales Lebensmittel war über Jahrhunderte identitätsstiftend für kleinere und größere Ortschaften. Doch viele dieser „Schornsteinbrauereien“ wurden von Konzernen abgelöst. So konnte die Situation entstehen, dass „Villacher“ Bier künftig in Graz gebraut wird. Doch in Kärnten gibt es noch viele Brauer aus Leidenschaft.
Mit der Abwanderung von „Villacher“ nach Graz geht zwar ein großer Name verloren, aber viele leidenschaftliche Bierprofis halten in Kärnten die jahrhundertelange Tradition weiterhin hoch.
Wenn die Bierproduktion von „Villacher“ und in weiterer Folge auch „Schleppe“ in die Steiermark verlagert wird, bleibt die Privatbrauerei in Hirt als einziger großer Platzhirsch übrig. Urkundlich wurde die „Taverne in Hirt“ erstmals im Jahr 1270 erwähnt – und seit mehr als 530 Jahren kann die Besitzfolge einer der letzten großen privaten Brauereien in Österreich lückenlos nachgewiesen werden.
„Wir bilden einen Gegenpol zu den Großkonzernen und müssen ihnen die Stirn bieten!“
Alois Planner, Loncium Biermanufaktur
Brauereien halten zusammen
Doch die Kärntner Braulandschaft bietet noch viel mehr – in allen Bezirken kann man Meister ihres Fachs und ihre lokalen Spezialitäten antreffen. Die 21 privaten Brauereien stehen aber nicht in einem Konkurrenzkampf. „Wir kennen uns alle persönlich, treffen uns oft zum Gedankenaustausch. Jeder hat so sein eigenes Gebiet und muss nicht neidig sein“, erklärt Loncium-Gründer Alois Planner im Gespräch mit der „Krone“. „Wir bilden einen Gegenpol zu den Großkonzernen und müssen ihnen die Stirn bieten!“
versorgen die Kärntner mit regionalen Bierspezialitäten. 1751 gab es allein in Villach 24 Brauereien. Derzeit ist der Bezirk Spittal mit immerhin sechs Standorten Spitzenreiter in Kärnten. Unangefochtener Platzhirsch ist Hirter Bier mit einer Jahresproduktion von 150.000 Hektolitern.
Das ist für die leidenschaftlichen Brauer aber nicht einfach. „Spielplatz ist das keiner – durch die Marktmacht der Großen ist das eine Riesenherausforderung“, erklärt Josef Habich, Gründer von Wimitzbräu. „Aber gerade jetzt hätten Gastronomen die Chance, mehr Hoheit über die eigenen Entscheidungen zu bekommen.“ Habich weiß aber, dass es wirtschaftliche Abhängigkeiten von den Großkonzernen gibt, die schwer zu lösen sind – auch ohne Knebelverträge, die es früher gegeben hatte.
„Am Ende des Tages hat der Kunde den Markt in der Hand. Die beste Vermarktung ist immer noch unsere Qualität“, betont Planner. „Die Leute wissen, dass die Großkonzerne nur eine Scheinwelt bieten, sie hinters Licht geführt werden.“
Wasser und Nachhaltigkeit
Besonders mit natürlichen und regionalen Zutaten und besonders mit klarem Quellwasser können Kärntens private Brauereien gegen die internationale Konkurrenz punkten. Dazu passt auch eine nachhaltige Produktion. Während die Privatbrauerei Hirt den Strombedarf dank einer neuen PV-Anlage zu 80 Prozent selbst abdeckt, konzentriert man sich bei Wimitz auf die Kreislaufwirtschaft. „Wir haben eine eigene Quelle, bereiten das Wasser selbst auf. Um das zu Ende zu denken, werden wir Ende Sommer auf Mehrwegflaschen umstellen“, erklärt Josef Habich.
Nach einem Gespräch mit einem Braumeister bei einem Reitausflug kam den Gründern von Wimitz die Idee. „2011 haben wir vier Köpfe begonnen, unser regionales Bier im Wimitzgraben zu brauen“, erklärt Geschäftsführer Josef Habich. „Man soll die Region im Produkt auch schmecken, die Landwirtschaft ist ein wichtiger Teil davon.“
„Ich bin ja erblich vorbelastet – bis 1903 gab es am Standort eine Familienbrauerei“, lacht Gründer Alois Planner (li.). „Vor gut 25 Jahren haben wir mit Omas Suppentopf, Stoffwindel und Holzlöffel den Start gemacht.“ Mit Wasser aus der Schwarzbrunnquelle entsteht in Kötschach-Mauthen seitdem Kärntner Bier.
Bierbrauen hat Uli Bacher in München gelernt. Als er das Familiengasthaus in Radenthein übernahm, gründete er 2013 Shilling. Wo früher Busse des eigenen Reiseunternehmens ein- und ausfuhren, werden Hell, Granat & Nock Ale gebraut. Beim eigenen Bier-Festival am 17. und 18. Mai können bei der Gartenrast Bierspezialitäten verkostet werden.
In Maria Gail und Oberwollanig wird zu 100 Prozent Villacher Bier gebraut. „Wir vereinen Innovation und Tradition“, sind die Braumeister Stefan Melcher (Turmbräu) und Rudolf Malle (Mallebier) stolz auf ihr handgemachtes Bier.
Bezirk Spittal
Bezirk Villach/Villach Land
Bezirk St. Veit
Bezirk Feldkirchen
Bezirk Hermagor
Bezirk Völkermarkt
Bezirk Klagenfurt/Klagenfurt Land
Bezirk Wolfsberg
Bei dieser großen Auswahl müssen sich die Kärntner wohl keine großen Sorgen um die Bier-Zukunft machen.
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