Die Debatte um die steirische Stadien-Infrastruktur bewegt – leider – seit mehreren Jahren. Aktuell ist die Situation ob der sportlichen Erfolge von Sturm, Hartberg und dem GAK aber augenscheinlicher denn je. Die missliche Lage ruft den steirischen Landeshauptmann Christopher Drexler auf den Plan. Dieser fordert ein Umdenken und überrascht mit einer Forderung.
Die Stadiondebatte in der Steiermark hat mittlerweile leider schon einen Bart. Bekanntlich ist Meisterkandidat Sturm, der seit Längerem um eine eigene Heimat in Graz-Liebenau kämpft, im Falle des Einzugs in die Fußball-Champions-League gezwungen, nach Klagenfurt auszuweichen. Hartberg droht im Falle des Europacup-Einzuges das gleiche Schicksal, man müsste in Linz spielen. Die Hartberger Arena verliert 2025/2026 bei bestehender Infrastruktur gleich komplett die Bundesliga-Tauglichkeit. Und der Aufstieg des GAK in die Bundesliga (spielt auch in der Liebenauer Merkur Arena) brachte zusätzlich „Zunder“ ins Spiel.
Diese aus steirischer Sicht miserable Lage – vor allem in der Landeshauptstadt Graz – ruft jetzt Landeshauptmann Christopher Drexler auf den Plan. „Graz ist die Fußballhauptstadt Österreichs, die Steiermark ist das Fußballbundesland Österreichs. Daher ist es eine Schande, dass wir nicht in der Lage sind, Champions-League-Spiele in Graz auszutragen und auch bei Fußballländerspielen außen vor sind. Der herausragende Erfolg der steirischen Fußballvereine in den letzten Jahren unterstreicht aber, dass an der Steiermark gerade im Fußball niemand vorbeikommt. Daher möchte ich anregen, dass das geplante neue Nationalstadion in die Steiermark kommen soll“, lässt der Landesvater aufhorchen.
Die Debatte um ein neues Nationalstadion rund um einen eventuellen Aus-, Um-, oder Neubau des Ernst-Happel-Stadions im Wiener Prater hat gefühlt den gleich langen Bart wie die Stadion-Causa in der Steiermark. Weshalb man laut Drexler hier quasi zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen könnte. „Es muss nicht immer alles in Wien beheimatet sein, es gibt auch gute Gründe, die Sportinfrastruktur außerhalb der Bundeshauptstadt zu fördern. Jedenfalls ist mir keine Verfassungsbestimmung bekannt, in der geschrieben steht, dass ein solches Stadion unbedingt in Wien stehen muss“, so der ÖVP-Politiker, der „daher auf alle Fälle die Initiative von Bundeskanzler Karl Nehammer, der in seinem Österreichplan ebenfalls ein neues Nationalstadion bis 2030 vorsieht, unterstützt.“
In der Steiermark hat Drexler schon die ein oder andere Liegenschaft im Auge. „Es gab schon vor über 20 Jahren Überlegungen und eine Machbarkeitsstudie über ein Nationalstadion im Süden von Graz, weshalb ich der Meinung bin, dass wir dort ein Nationalstadion errichten könnten. Der genaue Standort ist zu prüfen, dass es aber ausreichend Kapazitäten im Süden von Graz gibt, steht außer Streit.“ Als ein Beispiel von mehreren Varianten nannte Drexler das Großareal im Süden von Graz rund um das Schwarzl Freizeitzentrum.
Für Drexler wäre hier die vielfache Nutzungsmöglichkeit eines Stadions von Vorteil. „Ein Nationalstadion könnte in jedem Fall auch eine Multifunktionsarena für Konzerte und Ähnliches sein. Wir haben im Süden von Graz einen der größten Konzertveranstalter und könnten eine international taugliche Veranstaltungslocation mit einem Konzertschwerpunkt und Strahlkraft weit in den Süden Europas gut gebrauchen.“
Es muss nicht immer alles in Wien beheimatet sein, es gibt auch gute Gründe, die Sportinfrastruktur außerhalb der Bundeshauptstadt zu fördern. Jedenfalls ist mir keine Verfassungsbestimmung bekannt, in der geschrieben steht, dass ein solches Stadion unbedingt in Wien stehen muss.
Landeshauptmann Steiermark Christopher Drexler
Dass es sich beim von Drexler angedachten möglichen Großprojekt nicht um eine kurzfristige Lösung für die betroffenen steirischen Vereine handelt, ist klar. Hier appelliert Drexler in der Stadioncausa rund um Sturm und GAK an die Stadt Graz. „Ich darf daran erinnern, dass wir auf meine Initiative als Sportlandesrat im Dezember 2021 einen Stadiongipfel mit allen steirischen Bundesliga- und Zweitligaklubs, den zuständigen Bürgermeistern sowie der Stadt Graz hatten. Seitdem ist leider nichts Nennenswertes passiert. Hier ist auf jeden Fall die Stadt Graz gefordert, mit dem SK Sturm und dem GAK zu einer Einigung zu kommen. Was für mich aber allein schon aus Sicherheitsgründen außer Streit steht, ist, dass es zwingend Investitionen in die Grazer Merkur-Arena benötigt!“
12 Millionen für Hartberg
Und nicht nur dort. „Ich möchte nicht erleben, dass Hartberg zwangsabsteigen muss, weil die Ligatauglichkeit für das Stadion aberkannt wird. Hier müssen sich aber auch die Verantwortlichen überlegen, welche Dimension ein Stadion in Hartberg haben soll. Die steirische Landesregierung hat jedenfalls bereits einen Unterstützungsbetrag in der Höhe von bis zu 12 Millionen Euro in Aussicht gestellt.“
Die Reaktion der steirischen Fußball-Bundesliga-Klubs auf den Vorstoß von LH Drexler fällt zwiespältig aus. „Es ist gut, dass es von Seiten des Landes einen Vorstoß in der Causa gibt“, so GAK-Boss René Ziesler. „Beim Thema Fußballinfrastruktur muss ja gesamtverantwortlich gedacht und stetig investiert werden, hier geht es ja am Ende auch um die Jugend in unseren Vereinen.“ Sturm-Präsident Christian Jauk unterstützt „gerne alles, was dem Sport und damit der Gesundheit förderlich ist. Visionen werden aber meist zum reinen Politikum. Daher plädiere ich weiterhin für eine zeitnahe und machbare Lösung.“ Auf den gleichen Nagel schlägt Hartberg-Obmann Erich Korherr. „Diese Vision ist schön für die Steiermark und ein Zukunftsdenken – es löst aktuell unsere Probleme allerdings nicht und ist nicht das, was wir in der Steiermark derzeit brauchen. Wir haben aktuell kein UEFA-taugliches Stadion in unserem Bundesland. Dazu müssen bei einer Multifunktionsarena viele Fragen beantwortet werden. Wer bekommt wann den Vortritt, die Fußballklubs oder die Konzertveranstalter? Wer bespielt das Stadion so, dass alle Kosten abgedeckt sind?“
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