Jedes zehnte Familienunternehmen steht in den nächsten fünf Jahren vor der Übergabe. Wie es mit ihnen weitergeht betrifft knapp 700.000 Arbeitsplätze. Die Junge Wirtschaft fordert nun weniger Bürokratie und eine bessere Finanzierung, um erfolgreiche Betriebsnachfolgen anzukurbeln.
Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, einen Nachfolger für das Unternehmen zu finden, vor allem in Familienbetrieben stehen Richtungsentscheidungen an. Bei rund 70 Prozent sind die Vorgänger im pensionsfähigen Alter, die Hälfte der Nachfolger ist weiblich. „Eine erfolgreiche Übergabe ist für den Standort von zentraler Bedeutung“, so Bettina Dorfer-Pauschenwein, Chefin der Jungen Wirtschaft. Denn wird ein Betrieb innerhalb der Familie vergeben, bleibt er höchstwahrscheinlich auch in Österreich, denn die Standorttreue ist höher. „Die Betriebe sind regional verwurzelt“, so Dorfer-Pauschenwein.
Viele Gastronomen suchen einen Nachfolger
Die meisten Übergaben stehen in den kommenden fünf Jahren in der Gastronomie an, danach folgen Unternehmensberater, Buchhalter und IT. Auch im Handel wechseln mehrere hundert Firmen bald den Eigentümer. Neben Familienmitgliedern kommen häufig auch Mitarbeiter für die Nachfolge in Frage, teils wird aber an externe Firmen, mitunter auch aus dem Ausland verkauft.
Das ist häufig erfolgreich. So steigen die Umsätze und Investitionen oft nach einer Übergabe noch einmal an, denn viele Nachfolger wollen den Erfolg nicht nur verwalten, sondern auch ausbauen. Investitionen, die sich bis zur Klärung der Übergabe aufgestaut haben, werden dann umgesetzt. Umso wichtiger ist es aber, dass bald klare Voraussetzungen gelten.
Forderung nach mehr Anreizen für Investitionen
Damit mehr Betriebsübergaben gut gelingen, fordert Dorfer-Pauschenwein bessere steuerliche Rahmenbedingungen. Der Freibetrag für Veräußerungsgewinne wurde seit 1975 nicht mehr angepasst und liegt derzeit bei nur 7300 Euro. Die Junge Wirtschaft fordert eine Versechsfachung auf 45.000 Euro. Ein Beteiligungsfreibetrag von 100.000 Euro soll zudem über fünf Jahre absetzbar sein. Zudem soll ein staatlicher Nachfolge-Beteiligungsfonds geschaffen werden, der befristet einsteigt, wenn das Kapital des Unternehmens knapp ist. Der Übernehmer kann diese Anteile an seinem Betrieb dann innerhalb von zehn Jahren zurückkaufen.
Eine Erbschaftssteuer wäre Gift bei Betriebsübergaben.
Bettina Dorfer-Pauschenwein, Chefin der Jungen Wirtschaft
Wenig hält sie hingegen von einer Vermögens- oder Erbschaftssteuer. Das wäre „Gift für Betriebsübergaben.“ Ändern soll sich zudem das Image des Unternehmers. Während Gründen als „cool“ gilt, heißt es bei Übernehmern eines Familienbetriebs häufig, dass diese damit alles ohne Leistung in die Wiege gelegt bekommen. Gesellschaftspolitik spielt also ebenso eine Rolle. Auch die Tatsache, dass viele aufgrund ihrer Interessen einfach einen anderen Karriereweg einschlagen, erschwert das Finden eines Nachfolgers. Eine Suche außerhalb der Familie wird künftig wohl an Bedeutung gewinnen.
Derzeit sind 50 Prozent aller Unternehmen Familienbetriebe im engeren Sinn, sie erwirtschaften 55 Prozent der Umsätze. Der Anteil ist höher als in anderen Ländern, da die heimische Wirtschaft besonders kleinteilig strukturiert ist und vor allem am Land Firmen oft über Generationen weitergegeben werden.
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