Altersdiskriminierung

Pensionisten kämpfen für ein Leben ohne Internet

Politik
20.05.2024 17:30

Ein Leben ohne Internet ist für die meisten heutzutage unvorstellbar, aber viele alte Menschen leben noch immer komplett analog. Dieses Leben wird ihnen jedoch zusehends schwer gemacht. Immer mehr Amtswege und sonstige Erledigungen sind nur mehr online möglich. Pensionistenvertreter wollen gegen diese Entwicklung ankämpfen.

Der Pensionistenverband und der Seniorenrat setzen eine Initiative gegen die „Online-Only“-Politik und für ein Recht auf analoge Zugangsmöglichkeiten. Der Seniorenrat lädt am Dienstag zu einem „Runden Tisch“ zum Thema Altersdiskriminierung. „Altersdiskriminierung ist kein Kavaliersdelikt. Ältere Menschen werden regelrecht ausgeschlossen und zurückgelassen. Das darf nicht sein“, so Pensionistenverbandspräsident Peter Kostelka (SPÖ).

Pensionistenvertreter Peter Kostelka (SPÖ) (Bild: SEPA.Media | Michael Indra)
Pensionistenvertreter Peter Kostelka (SPÖ)

Besonders kritisiert wird die „Online-Only“-Politik, vor allem der öffentlichen Hand. „Der Reparatur-Bonus ist nur online beantragbar, der Handwerker-Bonus ist nur online zu lukrieren, die Förderung für den Heizungstausch bekommt man nur nach einem aufwendigen Online-Antrag und wenn man Geld bei der Republik veranlagen möchte, braucht man sogar die ID-Austria-App auf einem Smartphone neuerster Generation“, zählt Kostelka Beispiele auf und fordert von der Regierung, „tunlichst als Vorbild aufzutreten und nicht als schlechtes Beispiel.“

Ohne Onlinebanking keine Bankomatkarte mehr
Weitere Beispiele: In Wien muss man online einen Termin für Amtswege, etwa für das Passamt oder Verkehrsamt machen. Manche Banken schicken den Code für die neue Bankomatkarte nur mehr über Onlinebanking. Ohne Onlinebanking als keine Bankomatkarte mehr!

Der Zahlungsverkehr wird rasant digitalisiert (Bild: Scharinger Daniel)
Der Zahlungsverkehr wird rasant digitalisiert

Teilnehmer des Runden Tisches sind unter anderen Vertreter der Volksanwaltschaft, von Antidiskriminierungsstellen, von Banken- und Versicherungen und auch Experten aus den Bereichen Altersforschung, Konsumentenschutz sowie IT und Digitalisierung. Ziel des Runden Tisches sei es, Altersdiskriminierung aufzuzeigen und Lösungen zu finden, um Altersdiskriminierung zu verhindern.

Verfassung verbietet jegliche Diskriminierung
„So wie es in der Bundesverfassung verankert ist, dass man wegen seines Geschlechts oder seiner Religion nicht diskriminiert werden darf, muss in der Verfassung auch verankert werden, dass man nicht wegen seines Alters diskriminiert und vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden darf“, so Kostelka.

Auch ÖVP-Politikerin Ingrid Korosec, Präsidentin des Seniorenrats, ist seit langem bei diesem Thema offensiv. Zur „Krone“ sagt sie:  „Mit der Digitalisierung erfahren wir ganz neue und gravierende Formen der Diskriminierung. Das können wir nicht akzeptieren. Dagegen müssen wir sofort reagieren –  auch als Gesellschaft insgesamt.“ Daher habe man für Dienstag für den überparteilichen runden Tisch geladen.

Babler schlägt Errichtung eigener Servicestellen vor
Das Thema „Leben ohne Internet“ ist nicht nur bei der roten Seniorenvertretung im Fokus. Auch SPÖ-Chef Andreas Babler hat dieses für sich entdeckt. In seiner „Mit Herz und Hirn“-Rede beim Bundesparteirat Ende April war diese Forderung ein zentraler Punkt. Er fordert ein Recht auf analoges Leben. Behördenwege oder etwa der Kauf eines Tickets sollen weiterhin auch an einem Schalter möglich sein. Alle Dienste der kritischen Infrastruktur sollen vor Ort abgewickelt werden können. Dazu zählen Strom- und Gasanbieter, Post-Partner, Banken und Versicherungen. Babler schlägt die Errichtung eigener Servicestellen in den Gemeinden vor, wo das erledigt werden kann.

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