Gregory Wüthrich hat sich mit Sturm Graz das Double geholt. Nach 13 Jahren sind die Grazer wieder auf dem heimischen Fußball-Thron, auch dank des Schweizers. Er habe in seiner Karriere bereits viel ertragen müssen, jetzt aber, sei er für seinen Einsatz belohnt worden. Zu Hause warten jetzt Freundin und Baby auf ihn.
Knapp 69 Minuten waren gespielt, als Wüthrich einen Entschluss fasste. „Ich bin von der Mittellinie zum Sechzehner gelaufen und habe mir fest vorgenommen, den Ball reinzumachen“, erzählte der Innenverteidiger von Sturm Graz nach dem 2:0-Sieg im Bundesliga-Herzschlagfinale gegen Austria Klagenfurt mit strahlenden Augen. Momente später köpfelte der Schweizer den Ball ins Netz und ebnete den Steirern mit dem Führungstreffer den Weg zum ersten Meistertitel seit 13 Jahren.
Nach dem Schlusspfiff wurde der 29-Jährige emotional. „Es ist definitiv der schönste Moment meiner Karriere. Ich habe viel durchmachen müssen und hatte viele schwierige Momente“, sagte Wüthrich. „Ich hatte auch schöne Momente, aber es gab Momente, wo ich echt Scheiße fressen musste.“ Der 1,92-m-Hüne erinnerte sich an seine Zeit in der Heimat bei Young Boys Bern, wo er sich vor seinem ersten möglichen Champions-League-Einsatz eine Verletzung im Abschlusstraining zuzog. Im vergangenen Sommer platzte ein Transfer zum FC Augsburg, da er den Medizincheck nicht bestand.
„Das ist eine Riesen-Genugtuung für mich und ich habe das Gefühl, dass ich es allen bewiesen habe. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich“, sagte der torgefährliche Verteidiger. Im Grunddurchgang avancierte Wüthrich bei den 1:0-Siegen gegen die WSG Tirol sowie in Lustenau jeweils zum Matchwinner. „Es zeigt für mich im Nachhinein, dass man belohnt wird, wenn man nicht aufgibt.“
Jetzt warten besondere Momente
Wer die Tore schießt, sei aber wirklich egal. „Wir haben das Spiel gewonnen, das ist das Wichtigste. Das ist ein Moment für die Ewigkeit“, betonte er. In den Tagen vor dem Ligafinale spielte Wüthrich einige Szenarien im Kopf durch. „Ich habe mir die ganze Woche schon vorgestellt, wie es sein wird, wenn das Spiel vorbei ist und wir das Double geholt haben. Ich habe mich in dieser Vorstellung immer weinend auf dem Boden gesehen. Jetzt konnte ich noch gar nicht weinen. Es ist so unbeschreiblich.“
Meine Freundin ist zu Hause mit unserem Sohn und ich freue mich so sehr, zu ihnen zu gehen und alle in den Arm zu nehmen.
Gregory Wüthrich
Der oft von Verletzungen geplagte Wüthrich war im Sommer 2020 von Perth Glory aus Australien ablösefrei in die Steiermark gewechselt und entwickelte sich in der Innenverteidigung zum unumstrittenen Leader. In den Jahren zuvor war er mit den Young Boys dreimal Schweizer Meister geworden, in der Königsklasse reichte es aber nur zu einem Kurzeinsatz. Als in der Grazer Arena die Champions-League-Hymne ertönte, verspürte er Gänsehaut. „Es ist eine riesige Vorfreude da“, betonte Wüthrich.
Am Sonntag zählte für Wüthrich, der nicht für den erweiterten 38-Mann-Kader der Schweiz für die kommende EM nominiert wurde, aber nur eines. „Meine Freundin kann nicht hier sein, weil unser Baby noch zu klein ist. Sie ist zu Hause mit unserem Sohn und ich freue mich so sehr, zu ihnen zu gehen und alle in den Arm zu nehmen.“
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