Bergstation erneuert

Am Dach der Steiermark strahlt ein neues Juwel

Steiermark
23.05.2024 18:00

Die höchste Baustelle Österreichs ist abgeschlossen: Die Dachstein Bergstation wurde um 14 Millionen Euro rundumerneuert und wartet mit so einigen neuen Glanzpunkten auf. Ab Freitag befördert die Seilbahn nach neun Monaten Umbauarbeiten wieder Gäste auf das Dach der Steiermark.

Ein 40 Meter hoher Spezialkran, 350 Tonnen Abbruchmaterial, 150 Tonnen Stahl sowie 170 Kubikmeter Beton – und das alles in exponierter Lage auf 2700 Metern, ohne Zufahrt. Der Umbau der in die Jahre gekommenen Dachstein Bergstation war für alle Beteiligten eine Herkulesaufgabe. Nach neun Monaten ist die höchstgelegene und wohl spektakulärste Baustelle Österreichs nun abgeschlossen, am Donnerstag wurde das rundumerneuerte Gebäude feierlich eröffnet. 

Baggern am Abgrund: Die Baustelle auf 2700 Metern verlangte den Arbeitern viel ab.  (Bild: Pail Sepp/Sepp Pail)
Baggern am Abgrund: Die Baustelle auf 2700 Metern verlangte den Arbeitern viel ab. 

„Letztes Jahr um diese Zeit standen wir vor der Frage: Welche Firmen trauen sich da drüber? Du bist fast auf 3000 Metern, brauchst hochalpinerfahrenes Personal“, erklärt Planai-Bahnen-Boss Georg Bliem. „Es ist uns zum Glück gelungen, wirklich tolle Firmen, großteils aus der Region, zu finden, wo die Mitarbeiter auch darauf gebrannt haben, dabei zu sein.“

Schweißen, wo andere Bergsteigen
Gut 130 Arbeiter, plus noch einmal 40 Mitarbeiter vom Team Dachstein, haben seit Anfang September in schwindelerregender Höhe angepackt, „bei Wind und Wetter, wir hatten oft 150 km/h Windspitzen und trotzdem wurde draußen montiert und geschweißt“, sagt Bliem. Und setzt nach: „Auch die Logistik war ein Wahnsinn. Das meiste haben wir mit der Seilbahn rauf und runter transportiert, teilweise kam auch ein Hubschrauber zum Einsatz, zum Beispiel bei den großen Fensterfronten.“ 

Ein eigens für die Baustelle entwickelter Kran machte den Umbau in diesem Ausmaß erst möglich. (Bild: Pail Sepp/Sepp Pail)
Ein eigens für die Baustelle entwickelter Kran machte den Umbau in diesem Ausmaß erst möglich.

Das Resultat kann sich sehen lassen: Ein Highlight ist etwa die neue Photovoltaikanlage, geschickt in die Fassade integriert und doch ein absoluter Blickfang. Auf rund 600 Quadratmetern wurden PV-Module verbaut, die jährlich rund 100.000 Kilowattstunden Strom erzeugen und somit etwa 80 Prozent der benötigten Energie für die Bergstation abdecken sollen. 

Ab Freitag befördert die Seilbahn wieder Besucher zur neu gestalteten Bergstation. (Bild: Harald Steiner - Fotografie)
Ab Freitag befördert die Seilbahn wieder Besucher zur neu gestalteten Bergstation.

Ein Eldorado für Aussichtshungrige
Herzstück des Innen-Umbaus ist das neue Gletscherrestaurant für rund 240 Gäste. „Mit großen Glasfronten bis zum Boden, da sitzt du quasi mitten im Gebirge, mit grandioser Aussicht“, schwärmt Planai-Chef Bliem. Hinzu kommt eine neue Terrasse sowie „Österreichs höchstgelegener Seminarraum.“ Und für aussichtshungrige Besucher geht es sogar noch höher hinaus: Als Pendant zur beliebten „Treppe ins Nichts“ gibt es nun auch die neue „Himmelsleiter“, ein aussichtsreiches Glaspodest, das sieben Meter über das Gebäude hinausragt.

Neues Highlight mit atemberaubendem Ausblick: Die „Himmelsleiter“, benannt nach der legendären Kletterroute der Steiner-Brüder. (Bild: Planai Bahnen Harald Steiner)
Neues Highlight mit atemberaubendem Ausblick: Die „Himmelsleiter“, benannt nach der legendären Kletterroute der Steiner-Brüder.

„Dank der neuen Bergstation wird der Dachstein für Gäste aus aller Welt noch attraktiver und eröffnet einen noch atemberaubenderen Ausblick“, zeigte sich Landeshauptmann Christopher Drexler bei der Eröffnungsfeier beeindruckt.  „Besonders erfreulich ist der Fokus auf Nachhaltigkeit“, ergänzte Tourismuslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl. 

Bei der feierlichen Eröffnung am Donnerstag begrüßte Planai-Boss Georg Bliem (3. v. re.) unter anderem Landeshauptmann Christopher Drexler (3. v. li.) und dessen oberösterreichischen Kollegen Thomas Stelzer (4. v.li.)  (Bild: Harald Steiner)
Bei der feierlichen Eröffnung am Donnerstag begrüßte Planai-Boss Georg Bliem (3. v. re.) unter anderem Landeshauptmann Christopher Drexler (3. v. li.) und dessen oberösterreichischen Kollegen Thomas Stelzer (4. v.li.) 

Druck auf Gletscher steigt
Bei aller Jubelstimmung thematisiert man aber auch schwierige Herausforderungen: „Die Themen Klimawandel und Gletscherschwund wollen wir nicht verstecken“, erzählt Bliem. In Kooperation mit dem Universalmuseum Joanneum und Ars Electronica Solutions (Linz) wurden Ausstellungen und Installationen zu diesen sensiblen Themen geschaffen.

In den 1960er-Jahren wurde mit dem Bau der Talstation begonnen.  (Bild: Kaserer)
In den 1960er-Jahren wurde mit dem Bau der Talstation begonnen. 

Daten & Fakten

Im Jahr 1961 wurde die Dachsteinstraße errichtet, 1966 folgte der Spatenstich für die Seilbahn und im Juni 1969 – exakt einen Monat bevor Neil Armstrong als erster Mensch einen Fuß auf den Mond setzte – ging die Dachstein Südwandbahn in Betrieb

Die Höhendifferenz zwischen Talstation und Bergstation (2700 Meter) beträgt 998 Meter, die durchschnittliche Fahrtzeit sieben Minuten. 

Bis dato wurden rund 9,9 Millionen Besucher von der Pendelseilbahn auf den Berg befördert. Eine Gondel wiegt rund 5,2 Tonnen. 

Beim Umbau der Bergstation wurden unter anderem 150 Tonnen Stahl und 166 Kubikmeter Beton verbaut sowie 120 Kilometer Kabeln verlegt. An der Fassade wurden auf 600 Quadratmetern Photovoltaik-Paneele installiert.

Das veranschlagte Budget von 14 Millionen Euro dürfte eingehalten werden, „es sieht nach einer Punktlandung aus, also haben wir gut kalkuliert“, freut sich Bliem und ergänzt augenzwinkernd: „Jetzt sollte es für die nächsten 50 Jahre wieder funktionieren!“ 

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